Peru

Für die Ewigkeit gebaut
Text und Fotos: Heidrun Lange

 

 

 

Wie war es möglich riesige Felsblöcke 400 Meter aus dem Tal hinauf zu bewegen, fragt sich insbesondere der in der Höhenluft ächzende Tourist am Machu Picchu. Zahlreiche Wissenschaftler haben versucht Machu Picchu zu erforschen, aber noch immer bleiben Rätsel. Trotzdem weiß man bis heute nur wenig über die Entstehung der Stadt. Fest steht, dass sie um 1450 erbaut wurde. War sie zeitweise Hauptstadt, Festung oder Heiligtum? Machu Picchu könnte zuletzt ein Kloster der Sonnenjungfrauen gewesen sein, die - von wenigen Priestern beschützt- den spanischen Eroberern entgehen wollten. Dafür spricht, dass 150 von 163 Mumien, die auf dem Friedhof gefunden wurden, weiblich waren. Und die übrigen Bewohner starben sie durch Epidemien? Oder hatten sie sich aus Angst vor den Spaniern in den Urwald zurückgezogen? Immer wieder entstehen neue Theorien. 

Natürlich war es ein Heiligtum, glaubt der Archäologe Federico Kauffmann-Doig. Aber nicht nur: Es war vor allem ein gigantisches Landwirtschaftsprojekt. Oberstes Ziel des kunstvoll angelegten Terrassensystems sei es gewesen, die Agrargrenzen zu erweitern, dem unwirtlichen Hochland so viel Nahrung wie möglich abzuringen. Nach dem Besuch der Ruinenstätte Machu Picchu fährt der Bus voller Touristen enge Serpentinen hinunter ins Tal des Río Urumbamba - Kurve um Kurve. Ein kleiner Junge, vielleicht zehn Jahre alt, ist jedes Mal schneller. Um die Haare ein Stirnband, am Leib ein lockeres knielanges Hemd und an den Füßen Sandalen wie ein Staffettenläufer, kürzt er stets über einen steilen Pfad ab und erwartet den Bus in jeder Geraden. Kaum erblickt er ihn, stößt er einen gellenden Schrei auf Quechua aus: Auf Wiedersehen! Um im Tal angekommen dann mit geöffneter Hand herumzugehen... 

Rund drei Zugstunden weiter südöstlich befindet sich Cusco. Die alte Inka-Metropole, wo die Kolonialkirchen der spanischen Eroberer auf mächtigen Steinblöcken der Paläste besiegter indianischer Fürsten stehen. Von hier aus werden das weltberühmte Machu Picchu und andere Inka-Stätten besucht, von hier aus wird auf die Sechstausender der Anden geklettert und durch einen tropischen Nationalpark geschippert. Der Ort ist wieder "Nabel der Welt", wie es einst der Gründer des Inka-Reiches, Manco Capac, nannte. 

In den mit Kopfstein gepflasterten handtuchschmalen Gassen verkaufen Indiofrauen Textilien und Obst. An der Plaza de Armas werden wir sofort von Einheimischen umlagert. Von fern mischen sich Panflöten- Melancholien unter das Plätschern des Brunnens. 

In der zweitgrößten Kolonialstadt in Arequipa ruht die tiefgefrorene Jungfrau im gläsernen Schausarg eines Museums. Ihre Gesichtszüge sind noch gut zu erkennen. Sie wirken gefasst, fast stolz. Das junge Mädchen starb vor ein paar hundert Jahren auf der Spitze eines Vulkans - als menschliches Opfer für die Berggötter. Als Archäologen die Mumie 1995 nach dem Ausbruch eines benachbarten Vulkans im abschmelzendes Eis fanden, entdeckten sie außer einer tödlichen Wunde am Kopf, keine Spuren von Gewaltanwendung. Offensichtlich war das junge Mädchen den ganzen langen beschwerlichen Weg bis zu ihrem Opferplatz aus freien Stücken mitgegangen...

In Peru gibt es eine Kultur voller Geheimnisse und Rätsel. So mittelalterlich der Opfertod der Juanita erscheint, so beschämend wie kurios der Almosen-Lauf des Jungen von der Ruinenstadt ins Tal, solche und andere Erlebnisse erzählen vom Alltag, vom Glauben, den Traditionen oder der Mentalität der Leute in diesem Land. Peru gehört zu den letzten Ländern Südamerikas mit überwiegend indianischer Bevölkerung. Viele Besucher wollen die Stätten der Vorfahren der indienas erkunden. Schließlich handelt es sich dabei nicht um irgendwelche, sondern eben um die Nachfahren wie um die Zeugnisse der einst mächtigsten präkolumbischen Kultur Südamerikas 

In vielen Orten finden sich Stätten bedeutender vorinkaischer Kulturen, die in Europa kaum bekannt sind. Die Mochica oder Chimu, die Wari, oder Paracas-Kultur - allesamt waren sie hoch entwickelte Vorläufer und Wegbereiter für die Inka. Über vielen dieser Ausgrabungsorte liegt noch ein frischer Hauch archäologischen Entdeckerfiebers. Immer noch wird freigelegt und restauriert, erneut abgesteckt und gegraben, stets in der Hoffnung, wieder ein unversehrtes Grab zu finden. Welche unglaublichen Schätze entdeckt wurden, davon gibt das einzigartige Museo de Oro in Lima einen Eindruck.

Auskunft:
South American Tours de Peru, S.A.
Av. Miguel Dasso 230, suite 401 San Isidro, Lima-Peru
Tel.: (511)422-7254, Fax: (511)440-8149
E-Mail:
infoperu@southamericantours.com.pe

Mit peruline kann man eine Individualreise planen, die dann mit Hilfe peruanischer Reiseagenturen inkl. Inkatrail ausgearbeitet wird.
Internet: www.peruline.de
E-Mail: info@peruline.de oder
peruline, Dr.-Ernst-Derra-Str. 4, 94036 Passau
Tel. 0851-756 56 44, Fax 0851-756 56 51
E-Mail: callcenter@peruline.de

Vor der Kulisse schneebedeckter Vulkane steht die weiße Kathedrale mächtig prächtig auf dem schönsten Platz des Landes

Juanita - die Schöne aus dem ewigen Eis
Text und Fotos: Katharina Büttel

 

                  Im jungfräulichen Alter von dreizehn Jahren musste das Mädchen nach Cusco reisen. Dort wurde es vom Inka persönlich erwartet und empfangen. Der Herrscher übertrug seine Göttlichkeit auf die schöne Juanita. Von diesem Moment an nahm sie den Kontakt mit den Göttern der Berge, mit Apu Ampato, auf. Sie akzeptierte ihren Tod und begab sich auf eine Reise in die Götterwelt ohne Wiederkehr.
Über 500 Jahren ruhte die schöne Juanita seitdem im Gletschereis des Vulkans Ampato, bis ein Ausbruch ihre Mumie freilegte. Seit ihrer Entdeckung vor acht Jahren zeigt sich das schöne Mädchen nun in einer Tiefkühltruhe im Museum den Besuchern.
Jedermann in Arequipa kennt diesen tragischen Lebenslauf. Man erzählt auch von anderen - nicht weniger edel. Alle sind bezeichnend für diese südperuanische Stadt, die nie Geschichte machte, doch Peru viele Impulse gab. Aus Arequipa zu stammen, ist fast ein Adelsprädikat.
Arequipa - 1540 von Francisco Pizzaro gegründet - erlebte seine Blüte in der frühen Kolonialzeit, als die nahen Gold- und Silberminen Reichtum brachten. Damals wohnten hier mehr Spanier als im größeren Lima.
Heute ist an diesem Ort - nicht mehr Küste und noch nicht Sierra - der indianische Einschlag unverkennbar. Arequipa ist heiter. Kein Wunder, denn hier scheint die Sonne an 340 Tagen, dazu die grandiose Umgebung mit dem schneebedeckten Hausvulkan Misti und die prächtige Kulisse kolonialer Paläste und Kirchen. Hier erfüllen sogar den eiligen Fremden hehre Gefühle...
Arequipa ist wenig bekannt. Cusco, Machu Picchu, der Titicacasee, der Amazonas und die Hauptstadt Lima lassen die "Weiße Stadt" im Verborgenen blühen. Zu Unrecht.
Aufwendig restauriert erstrahlt sie wie ein Juwel höchster Steinmetzkunst, das selbst in Andalusien sein Pendant sucht. Der hübsche Beiname "Ciudad Blanca" stammt von dem Stein Sillar ab, einem weißen Kreidestein vulkanischen Ursprungs. Mit dem wurden Häuser, Kirchen, Klöster, die Brücken über den Rio Chili und die romantischen Plätze und Innenhöfe gebaut.
Deshalb steht sie zu Recht seit drei Jahren auf der UNESCO-Weltkulturerbe-Liste.
Die Schönheit der Fassade der Jesuitenkirche 'La Compania' zeigt sich besonders im Abendlicht: Figuren, Ranken, Säulen, Ornamente haben indianischen Einfluss, sind überquellender als im spanischen Mutterland. Noch prächtiger ist der Mestizen-Barock in den ehemaligen Klosterhöfen: Filigranes Dekor an Säulen, Bögen und Friesen, den eben nur der weiche Sillar zulässt. Der vergoldete Hauptaltar zählt zu den schönsten Amerikas. In der Kapelle daneben, erfreut sich der aufmerksame Besucher an bunt ausgemalten Urwaldvögeln und tropischen Blumen. Hier beteten junge Missionare, die sich auf ihre Arbeit im Amazonas-Urwald vorbereiteten.
Es gibt ähnlich kostbare Kirchen in der Stadt. Eine Freude ist es, das Kirchlein von Cayma zu besuchen: Zwei Türmchen, eine herrliche Fassade, vergoldet der Altar, naive Kolonialgemälde. Nebenan ein Friedhof, vor der Kirche ein schattiger Platz. Beschaulichkeit, Vogelgezwitscher, kaum ein Auto. Im Gras sitzt eine Indiofrau und stillt eines ihrer Kinder.
Schatten überlagern aber auch den heiteren Eindruck. Der Pracht der Kirchen liegt die Frömmigkeit der Spanier zugrunde, die das Inkareich im Zeichen des Kreuzes erobert, besser zerstört hatten. Der Chronist Hernando de Santillan schreibt um 1560 über seine Landsleute: "Früher bauten die Indios Häuser für die Sonne, später Kirchen." An allen Gotteshäusern kleben ihre Tränen, Schweiß und Blut.
Bei einem Spaziergang auf der Plaza Mayor und durch die engen Gassen fallen die herrlich restaurierten Adelspaläste auf. Geld dafür gaben Banken, die heute darin einige Büros benutzen, die übrigen den Besuchern öffnen. Das hinter der Kathedrale etwas versteckt gelegene Nonnenkloster Santa Catalina ist seit Jahren säkularisiert und kann besichtigt werden. Es ist kein Kloster, wie wir es kennen. Man muss sich die abgeschlossene Anlage eher wie eine Stadt in der Stadt vorstellen. Über 400 Jahre lang lebten hier abgeschieden mehrere hundert Nonnen mit ihren rund 2000 Mägden. Heute sind es nur noch zwanzig. Das moderne Leben ging an ihnen gänzlich vorüber. Man betritt eine altspanische Ortschaft 'en miniature' mit blauen, roten und orangefarben getünchten Mauern, durchstreift schmale Gassen, die sich immer wieder zu kleinen Marktplätzen mit Brunnen öffnen.
Hinter Kreuzgängen und Kapellen entdecken wir eine Wäscherei unter freiem Himmel und ein altes Badehaus. Die Wohnungen, je nach Rang der Nonnen, waren ärmlich oder prächtig mit Seidenbettwäsche und Perserteppichen ausgestattet.

Arequipa - Perus drittgrößte Stadt mit immerhin 700.000 Einwohnern - hat trotz wirtschaftlicher Probleme sein heiteres Flair erhalten. Wer aus dem turbulenten Lima kommt, ist überrascht, wie leise hier der Verkehr und das Leben und Treiben ablaufen. Hier wird niemandem die Armbanduhr abgerissen. Die Luft ist sauber und die Menschen haben Zeit. Die Stadt ist deswegen durchaus nicht altmodisch oder langweilig. Auf Touristen warten charmante Hotels und gute Restaurants. Die Jugend treffen wir am späten Nachmittag in einer Ladenpassage vor CD-Läden, im verschwiegenen Café zu Eis und Kuchen. Oder in einer Picanteria, wo wir die beliebte Vorspeise Cebiche probieren. Da werden Fisch oder Krabben in frischen Zitronensaft "gegart". Das typische Gericht Rocoto, speziell gefüllte Paprika, bleibt uns angenehm in Erinnerung. Zum Essen gehört Trinken. Bier ist sehr beliebt, der bessere Wein jedoch kommt aus Chile. Dagegen ist der Pisco, ein Schnaps aus Weintrauben, vollmundig und Basis des berühmten Cocktails Pisco Sour. Wir, die aus dem Flachland anreisenden Gringos, greifen jedoch erst einmal schnell zu Mate de Coca. Soll der Coca-Tee doch gegen die Höhenkrankheit Soroche vorbeugen - Arequipa liegt schließlich auf 2400 Meter Höhe.

Die Plaza de Armas ist täglicher Treffpunkt der Indios, der spanischen

Die älteren Arequipenos sitzen lieber unter den hohen Palmen auf der Plaza de Armas. Das quirlige Herzstück der Stadt ist eingerahmt von der riesigen Kathedrale und kolonialen Arkaden. Junge Schuhputzer offerieren einmal "Hochglanz" für einen Soles, umgerechnet weniger als 20 Cent. Der Fotograf mit seinem altmodischen schwarzen Kasten wartet stumm auf Kunden. An einer Ecke, gegenüber dem prächtigen Rathaus, hocken junge Männer mit alten Schreibmaschinen auf den Knien. Sie füllen gegen kleines Geld Formulare antragsgerecht aus. Viele Menschen, auch Indios in ihren grellbunten Kleidern, kreuzen den Platz. Bis spät. Erst wenn niemand mehr über die Plaza geht, schläft Arequipa.

Service: Peru ist der drittgrößte Staat Südamerikas. Die Küste hat über 2300 Kilometer, die Berge sind bis 6000 Meter hoch. Beste Reisezeit in den Bergen von Mai bis Oktober. An der Küste von Dezember bis März.
Visum nicht erforderlich; Impfungen im Amazonasgebiet: Malariaprophylaxe und Gelbfieber.
Sprache ist offiziell Spanisch und Quechua. Englisch spricht man in Touristenregionen.
Flüge: Mit Iberia Madrid/Lima täglich nonstop (Anschlussflug ab Frankfurt), auch Lufthansa, ab 800 Euro. Inlandsflüge mit LanPeru-Airpass plus Langstreckenticket buchbar - nur vor Abflug von Europa aus möglich: 3 Coupons je nach Saison ab 276 US-Dollar, zzgl. Steuern.
Bahnfahrten im Land mit PeruRail: Von Puno am Titicacasee nach Cusco: 1. Klasse 50 US-Dollar, Touristenklasse 12 US-Dollar. Cusco bis Machu Picchu: Panorama-Waggon 73 US-Dollar, für Rucksackreisende 35 US-Dollar.
Rundreisen durch Peru, auch Reise-Bausteine, z.B. 4-tägiges Trekking auf dem Inka-Trail sind vor Ort oder in hiesigen Reisebüros buchbar.

Bücher: 
  Reiseführer Apa Guide "Peru" (Polyglott, ca. 22 Euro)
"Tod in den Anden" (Suhrkamp) von Mario Vargas Llose, Perus bekanntestem Dichter aus Arequipa.
Veranstalter: Studiosus, Windrose, Dertour, Rotel Tours u.a.; Auskunft in Reisebüros.
Betreuung der Reisenden durch "iperu", nationaler 24-Stunden-Service: Tel.: (01)574- 8000; email: iperu@promperu.gob.pe.
Auskunft: peruline, Dr. Ernst-Derra-Str. 4, 94036 Passau,
Tel: 0851- 7565644, Fax: 0851- 7565651
E-mail: callcenter@peruline.de
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