Panama
Panama! Oh, wie schön!
Das kleine, mittelamerikanische Land feiert hundert Jahre Panamakanal. Nach seiner Erweiterung hofft man auf noch mehr Touristen. Die überwältigende Natur, hunderte Inseln mit Südsee-Feeling, bunte Indianerkultur und Boomtown Panama City sind Garanten weiteren Aufschwungs.
Text und Fotos: Katharina Büttel
Baustelle der Superlative: Der Blick von oben fällt auf ein Gewirr aus Türmen, Stahlteilen, betonierten Gruben und prall gefüllten Materialplätzen. Dazwischen blitzen Schweißgeräte auf, bewegen Bagger riesige Sandmassen und schweben tonnenschwere Teile durch die Luft.
Die zwei neuen, gigantischen Schleusen mit Eingangskanälen am Pazifik und am Atlantik nehmen Form an. Auch hier ist man allerdings schon nicht mehr im Zeitplan: zur Hundertjahrfeier am 15. August sollte feierlich eröffnet werden. Die ersten Großcontainer, die sogenannten Post-Panamax-Schiffe, sollten in die neuen Fahrstühle einfahren, um den 26 Meter großen Höhenunterschied zu überwinden. Nun wird diese Premiere des „way of the world“ frühestens sechs Monate später stattfinden.
Den aktuellen Verkehr auf der 80 Kilometer langen Wasserstraße, nur gut eine halbe Stunde von Panama City entfernt, werden die Verzögerungen nicht behindern. Nichts deutet auf eine Altersschwäche der drei Hebewerke Miraflores am pazifischen Ozean, Pedro Miguel etwas nördlicher im Miraflores-See und Gatún am gleichnamigen, 425 Quadratkilometer großen Kunstsee, der sich bei Colón zum Atlantik hin öffnet. Nur, die neuen Containerpötte mit bis zu 366 Metern Länge – statt maximal 294 bisher - und entsprechendem Ladegewicht passen nicht mehr in die Tröge des jetzigen Hebewerks. „Probleme sind überall, das ist unser zweiter Name“, lacht Begleiter Roberto.
Multikulti in Panama
Weit und nah geht der Blick. Rund um die Miraflores-Schleuse, wo die Schiffe auf ihrem Weg zum Atlantik das erste Mal gehoben werden, das ist Panama. Jene S-förmige Klammer zwischen Nord- und Südamerika, etwa so groß wie Bayern, bewohnt von knapp vier Millionen Mestizen und Mulatten, Weißen, Schwarzen und Indianern, bedeckt von dichtem Regenwald und unwegsamen Bergzügen, von Savanne, Bananenplantagen und Mangroven-wäldern. Jenes Panama, das uns durch Janosch, dem Rest der Welt wegen seines Kanals zum Begriff wurde.
Die berühmte Wasserstraße ist und bleibt Panamas Hauptattraktion. Die Kanal-Idee hatte man schon Anfang des 16. Jahrhunderts, als die Spanier den Isthmus erreichten. 250 Jahre später versuchten sich Franzosen an dem Mammutprojekt – ohne Erfolg. 1903 stiegen die USA-Amerikaner ein: sie sprengten Felsen weg, stauten Seen, hoben per Hand und Schaufel den 12,5 Kilometer langen Culebra Cut aus. Von der ausgegrabenen Erdmasse hätte man gut und gerne 63 Pyramiden bauen können. Das ist die engste Stelle, durch die heute noch die Kapitäne ihre Riesenfrachter jonglieren müssen. Die Arbeiter aus der Karibik,
25 000 Tote, zumeist durch Malaria und Gelbfieber - elf Jahre Rekordbauzeit!
Am 15. August 1914 passierte die „Ancón“ als erstes Schiff die drei Schleusen, danach mehr als eine Million aus allen Ländern der Welt, 14 000 pro Jahr. Am 31. Dezember 1999 übergaben die USA das technische Wunderwerk samt Schutzzone an die Souveränität des Staates Panama, ihre militärische Präsenz endete. Ab da stieg das nationale Selbst-bewusstsein, Wirtschaftswachstum und Bauboom halten bis heute an.
Panama-City – modern und kolonial
Am meisten überrascht Panama-City: was für eine unglaubliche Stadt! Wolkenkratzer, einer neben dem anderen, mehr als in Manhattan; Leuchtreklamen machen die Nacht zum Tag; überall Menschen, Menschen und entsetzlich verstopfte Straßen. Man hofft nun auf die neue Metro. Das Leben ist geprägt vom Einfluss vieler Kulturen - das macht den „american way of life“ aus, umhüllt von karibischem Flair. Kolonialer Charme zeigt sich in der wunderschön restaurierten Altstadt, der Casco Viejo – UNESCO-Weltkulturerbe. Allabendlich verliert sich hier die Zeit in schummrigen Gassen, durchweht von heißer Reggae- und Merengue-Musik.
Aus Hitze und Trubel gelangt man in zwei Stunden nach El Valle, der Sommerfrische der Panamaer. Der Ort, 700 Meter hoch, sitzt mitten im zweitgrößten Vulkankrater der Welt. Dichter Regenwald rundum mit angelegten Trampelpfaden, Hängebrücken, Wasserfällen, Lianen, Farnen, Würgefeigen. Auf den kleinen Märkten leuchten die lindgrünen, nachtblauen und altrosafarbenen Kleider der Frauen. Auf einem Fels im Dschungel finden sich Petroglyphen, präkolumbianische Steingravuren - Schnecken und Kringel, die die Elemente einer steinernen Landkarte darstellen könnten, sagen die Forscher; genaueres wissen sie nicht.
Touristiker bemühen sich, das „natürliche Potential“ des Landes weltweit noch bekannter zu machen: 15 Nationalparks, 1500 Inseln, 500 Flüsse, mehr als 10 000 Pflanzen- und 225 Säugetierarten. Dazu an die 900 heimische und 130 Zugvogelarten, mehr als der Nachbar Costa Rica aufzuweisen hat – „und der profitiert seit gut 30 Jahren hervorragend davon“, betont Roberto.
Dichter Regenwald hautnah
Panama ist ein ausgesprochen vielseitiges Reiseziel: da ist die historische Panama Canal Railway: in einer Stunde geht es von der City den Kanal entlang nach Colón am Atlantik. Dschungel rauscht an den offenen Fenstern vorbei – es riecht nach Holz, Wald, Wasser, Mango und Mangroven. Im dichten Grün flattern Papageien und Schmetterlinge in allen Farben, Kolonien von Geiern in den Wipfeln. Stahlkrähne, Frachter mit bunten Containern beladen ziehen vorüber. Immer wieder öffnen sich Durchblicke auf den Miraflores-See, die Schleusen, den Gatún-See mit seinen unzähligen Inseln und Schiffe in Warteschleife.
Mitten im Regenwald kann man sich einmieten im „Gamboa Rainforest Resort“ am Kanal mit prächtigem Ausblick auf den Fluss Chagres. Neben Boots- und Angeltouren suchen die Gäste mit dem Ranger nach Kaimanen, Faultieren, Brüllaffen und buntgezeichneten Tukanen. Flora und Fauna werden im Detail erklärt. Eine Seilbahn schwingt mit ihren Körben über die dichten Baumkronen voller Leben.
Endlich sind wir selbst auf dem Kanal unterwegs! Gemächlich zieht die Tropenlandschaft am Sonnendeck unseres kleinen Ausflugsbootes vorbei. Überall Wasser, klitzekleine Inselchen, an den Ufern Dieselloks auf Schienen, die die großen Schiffe durch die Wasserstraße ziehen. Warten vor den geschlossenen Schleusen: ein Frachter mit dickem Bauch wird gerade Meter um Meter angehoben, kein Blatt Papier passt zwischen Rumpf und Schleusenmauer. Die Tore öffnen sich – eins wiegt so viel wie 300 Elefanten - und das „Ungeheuer“ zieht langsam an unserer Nussschale vorbei.
Traumhafte Bootsjagd durch die San Blas Islands
Zum Schluss 90 Kilometer im Jeep von Panama-Stadt durch wolkenverhangenen Nebelwald ins nordwestliche Guna-Yala-Country, Heimat der 35 000 Guna-Indianer, die sich1925 ihre Souveränität erkämpften und seitdem wahrlich paradiesisch leben – ohne Steuern, ohne Militär. Mit Bootsführer Germain – Deutsch lernte er in Mannheim - flitzen wir durch die San Blas-Inselwelt, genauer gesagt durch 365 palmenumsäumte Robinson-Crusoe-Eilande in der Karibik, zum ersten Stopp. Die Szenerie ist mit „traumhaft“ nur andeutungs-weise beschrieben: ein Bungalow aus Bambus, Schilf und Palmblättern, weißer Sandstrand, Kokosnusspalmen, schaukelnder Einbaum in blauer Lagune. Hingetupft die Frauen in ihren bunten Trachten: mit orangefarbenen Perlenschnüren um die Waden, Blusen mit großen Blumenmustern, enganliegende Bustiers aus kostbar bestickten Molas, schwarzen Röcken. Wegen dieser Molas – traditionelle Handwerkskunst aus mehrlagig bestickten, bunten Stoffbildern – ernten die Frauen weltweit hohe Anerkennung; und sie verkaufen sich gut.
Tourismus findet auch hier statt. Das exotische Inselleben, die freundlichen Gunas, die Distanz zur Großstadt ziehen immer mehr Naturfans an. Auf Carti, zum Beispiel, können Gäste im Haus von Germain Zimmer mieten, mit ihm und seinen Eltern kochen, fischen und vieles über sich, die anderen Indianerstämme und das Leben auf dem Platz Gottes zwischen Himmel und Meer erfahren. Germain serviert frischen Snapper mit frittierten Kochbananen. Mahnte er nicht zur Rückkehr, man würde bleiben, in der Hängematte bei selbstgebrauter Chicha unter den wiegenden Palmen träumen und an die Schweizerin im Boot denken: „Ich plante nur ein paar Tage, nun bin ich schon vier Wochen hier“…
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Service „Panama“
Anreise: Zum Beispiel mit der KLM über Amsterdam direkt nach Panama-City, Flugzeit beträt ca. 16 Stunden. Die Flugpreise sind unterschiedlich, im März ab 1.294 Euro.www.klm.com.
Der Domestik-Airport liegt in Albrook für Flüge nach Boquete, David, Bocas del Toro. www.flyairpanama.com. Die Straßen überall im Land sind sehr gut.
Einreise: Ein noch sechs Monate gültiger Reisepass genügt.
Klima: Das ganze Land hat tropisches Klima mit relativ hoher Luftfeuchtigkeit. Die Temperaturen sind das ganze Jahr über gleichbleibend, am Meer und im Flachland zwischen 27 und 30 Grad. Außer Dezember bis April muss täglich mit kurzen Regenschauern gerechnet werden. – Als einziges Land Mittelamerikas ist Panama frei von Hurrikan und Erdbeben.
Gesundheit/Sicherheit: Impfungen sind nicht vorgeschrieben. Es empfiehlt sich jedoch die übliche Vorbeugung gegen Hepatitis A, Typhus und auch Gelbfieber. Das Malaria-Risiko ist regional begrenzt. – Panama hat die niedrigste Verbrechensrate.
Interessant: Panama gilt als einer der besten Plätze für Senioren.
Sport: Weltklasse Sportangeln, Tauchen in Portobello, Bocas, Isla Iguana, Pearl Islands, Coiba NP, im Kanal. Segeln, Raften, Golfen, ideal für Ornitologen u.a.
Währung: Der offiziell gültige Balboa und der US-Dollar stehen 1:1 und werden gleichwertig genutzt. Bargeld bekommt man an ATM Bankautomaten. Kreditkarten werden in Hotels, besseren Restaurants, Kaufhäusern in Panama City akzeptiert. Außerhalb der Stadt nur Bargeld. Das Land gilt preislich als äußerst günstig.
Ausstattung: Leichte Baumwollsachen, für Höhenlagen auch Fleece. Regenponcho, Insekten- und Sonnenschutz, Regenschirm.
Essen und Trinken: Fisch (Snapper) und Meeresfrüchte, Langusten mit Mango-Chutney und Maiskolben, viel frittierte Kochbananen; Hühnchen Créole, Carimagnola: Yukarolle mit Rindfleisch; grüne Papaya, Gemüse eingeweicht in Reispapier, Fischsuppen mit Lemongras und Kokos, „Ropa vieja“ ist ein gehaltvoller Rindfleischeintopf u.v.m. Empfehlenswert die Fruchtsäfte; an heimischen Bieren herrscht kein Mangel. Panama ist das einzige Land in Lateinamerika, in dem das Wasser aus dem Hahn Trinkwasser ist.
Literatur: Verlag Know-How: Panama
Sprachen: Amtssprache Spanisch, jedoch sprechen viele – besonders in Touristengegenden – Englisch.
Veranstalter: Unter mehreren bietet FTI, München, 8- und 11-tägige Rundfahrten inklusive Mietwagen mit DZ, ohne Flug ab 458 Euro pro Person an. Flüge und Badeverlängerung können dazu gebucht werden. 4 Tage/3 Nächte im „Gamboa Rainforest Resort“, mit Frühstück und zweimal Lunch ab 489 Euro/Pers. Inkl. diverser Ausflüge u.a. – www.fti-service.de
Auskunft:
Botschaft von Panama, Wichmannstr. 6, 10787 Berlin;
Telefon: 030-226058-11; Fax: -12;
email: info@botschaft-panama.de;
Internet: www. ipat.gob.pa
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