Guatemala

Die Busse befördern Mais- und Kartoffelsäcke, Hühner, Truthähne und so viele Menschen, wie auf den klapprigen Vehikeln Platz haben

Indiomärkte, Vulkane, unberührte Natur: Das ist Guatemala
Spanisch lernen und Menschen und Landschaften erkunden

Text und Fotos: Heidrun Lange

  

 Guten Morgen, wie geht´s? Schon ein Wort in der Landessprache kann Türen öffnen und Menschen zum Lächeln bringen. Erste Einblicke in Spanisch werden in Sprachschulen in Guatemala vermittelt. Möglichkeiten zum Üben ergeben sich von selbst. Beim Besuch indianischer Gemeinden und im Gespräch mit Einheimischen tauchen die Gäste tief in den Alltag und die Kultur des zentralamerikanischen Landes ein.
Emilio, ein Maya, der seit Jahren mit Touristen arbeitet, zeigt den Besuchern das alte Guatemala, jetzt Antigua Guatemala, genannt. In einem Kolonialgebäude mitten im Stadtzentrum, nur einen Katzensprung vom farbenfrohen Zentralplatz entfernt, gibt es spanischen Unterricht im Freien und im Haus. Emilio hat schon manchem Gastschüler sein Land gezeigt.
Nachdenklich blickt er, als er erzählt, dass Guatemala immer ein gefährlicher Ort war. Erdbeben richteten schwere Schäden an. Das bisher schwerste, im Jahr 1773, legte die ganze Stadt in Trümmer. Die Bewohner flohen und gründeten auf festerem Boden das neue, das heutige Guatemala Stadt. Touristisch stiehlt die Kolonialstadt dem Wirtschafts- und Verwaltungszentrum Guatemala City ganz eindeutig die Schau.

 

Antigua liegt zu Füßen dreier Vulkane. Erdbeben gibt es immer noch. Aber sie haben ihre Schrecken verloren. Die Bürger sind nach und nach zurückgekehrt, haben ihre Häuser wieder bewohnbar gemacht, lassen sich von den Vulkanen nicht mehr schrecken. Es wird schon lange nur noch einstöckig gebaut mit stabilen Holzbalkendächern. Die Einwohner von Antigua fanden im vorigen Jahrhundert für die alten Gemäuer eine ganz neue Verwendung. Sie widmeten die Relikte jener finsteren Zeit der Fremdherrschaft dem Fremdenverkehr als geschichtsträchtige und einträgliche Kulisse. Wie schon beim Neubau, so sind auch jetzt wieder Indios die Arbeitskräfte. Aber sie werden bezahlt und haben feste Arbeitszeiten. Arbeitgeber ist nicht mehr die Kirche, es ist die Kommune.
Antigua hütet seine Ruinen wie einen Schatz. Mit Skeletten aus Stahlbeton hat man sie kunstvoll gegen weitere Erdbeben gesichert. Die Fassade der Kathedrale San José, vom Erdbeben gnädig verschont, steht jetzt wie eine Filmkulisse am großen Parque Central. Dahinter gibt es nur noch die recht bescheidene Kirche San José. Das alte Gefängnis blieb fast völlig intakt. Heute ist es Sitz einer modernen Stadtverwaltung.

 

Wahrzeichen und Mittelpunkt ist der 250 Jahre alte, etwas frivole Brunnen. Die wasserspendenden Sirenen haben alle Erschütterungen heil überstanden. An diesem Brunnen ist jeden Tag Jahrmarkt. Die bewaffneten Wächter vor Banken, Juweliergeschäften und Supermärkten sind nicht Dekoration, sondern Zeichen der allgegenwärtigen Gewaltkriminalität in Guatemala, die auch vor Antigua nicht Halt macht. Zum Cerro de la Cruz, mahnt Emilio, solle man am besten nicht allein gehen.
Wer kein Risiko eingehen will, besucht den Mirador, so das spanische Wort für Aussichtspunkt, deshalb besser mit Polizeischutz. "Die Touristenpolizei begleitet zwei Mal am Tag Spaziergänge dort hinauf", erläutert Emilio. Eine Warnung, die daran erinnert, dass wir uns in Guatemala befinden: einem der ärmsten Länder Zentralamerikas, einem Land, das Jahrzehnte der Militärdiktatur und des Bürgerkriegs hinter sich hat.
Auch wenn sich Antigua in zwei Tagen gut erkunden lässt, bleiben viele Reisende länger in der schachbrettartig angeordneten Bilderbuch-Kolonialstadt. Von hier aus kann man Ausflüge in die Umgebung nehmen. Etwa zu den Kaffeeplantagen in Umland, zu einer Macademia-Farm oder zum Pacaya-Vulkan. Mehr als 600 Höhenmeter sind dabei zu überwinden, doch nur die letzten 400 Meter führt der Weg über die lose, fast schwarze Vulkanerde wirklich steil nach oben. Das Brodeln und Zischen des Vulkans und der Ausblick über das Hochland entschädigt für die Mühen des Anstiegs.  

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Auskunft:
Botschaft der Republik Guatemala, INGUAT, Joachim-Karnatz-Allee 45 - 47, 10557 Berlin, Tel. 030/20058770, E-Mail: guatemala-trade@t-online.de, Internet: www.visitguatemala.com
Einreise:
Die Einreise nach Guatemala ist visumfrei (bis zu einem Monat), der Reisepass muss noch mindestens 6 Monate gültig sein.
Sprache:
Amtssprache ist Spanisch, außerdem werden insgesamt 23 Maya-Sprachen gesprochen. Englisch wird in Tourismusregionen und in größeren Hotels und Restaurants verstanden.
Sprachschule Antigua Casa de Lenguas
In mehr als 50 privaten Schulen können Ausländer in Antigua sehr preiswert Spanisch lernen. Die Lehrer haben ein umfangreiches Training in Spanisch-Didaktik und -Methodik erhalten. Und wie kann man besser Sprachkenntnisse festigen als bei einem Aufenthalt in einer Gastfamilie.
Klima:
Das Land ist unterteilt in drei Klimazonen: die tropische Zone der Küstenregionen, die gemäßigte Zone im Land des "ewigen Frühlings" und die kühle Zone des Hochlands.
Die Regenzeit dauert von Mai bis Oktober mit kurzen, heftigen Güssen am Nachmittag. Die Durchschnittstemperaturen liegen bei 20 Grad, in Küstenregionen können bis zu 37 Grad erreicht werden.
Trockenzeit (Sommer) herrscht von November bis April. Die heißesten Monate sind März und April, die kältesten Dezember und Januar. In den Höhen von 1.500 m um Antigua und Guatemala City herrscht "ewiger Frühling".
Geld:
Die Landeswährung in Guatemala ist der Quetzal, unterteilt in 100 Centavos. Der Wechselkurs liegt momentan bei ca. Q 7,75 pro Dollar. Bardollars und US$-Reiseschecks werden von den guatemaltekischen Banken problemlos getauscht. Kreditkarten werden nicht immer als Zahlungsmittel akzeptiert und üblicherweise wird eine Gebühr von 6-10% berechnet. Die größeren Banken wie Banco Industrial, Banco Quetzal, BAM geben Bargeld auf Kreditkarte (gebührenpflichtig). Es gibt zwar Geldautomaten für VISA und Mastercard, aber diese funktionieren leider nicht immer, so dass man sich auf diese Möglichkeit nicht verlassen sollte.
Verkehr:
innerhalb des Landes zwischen Guatemala und Flores verkehren täglich (Aviateca, Tikal Jets). Puerto Barrios, Quetzaltenango, Huehuetenango and Cobán werden von der nationalen Fluggesellschaft Inter angeboten.
Das Streckennetz für öffentliche Busse in Guatemala ist sehr gut ausgebaut. Auf den Haupstrecken verkehren neben den normalen Camionetas die großen, bequemeren Pullmann-Reisebusse (z.B. Alamo, Litegua, Fuentes del Norte etc.).
Taxifahrten sind relativ günstig. Da es aber meist keine Taximeter gibt (nur in Guatemala City), muß der Reisepreis vor der Fahrt mit dem Fahrer ausgehandelt werden. Fahrten innerhalb Antiguas kosten beispielsweise Q20-25.
Für Mietwagen ist im allgemeinen ein internationaler Führerschein notwendig. Aus versicherungstechnischen Gründen ist es auch besser, Mietwagenverträge über die Kreditkarte abzuwickeln.
Gesundheit:
Im allgemeinen sind für Guatemala keine Impfungen vorgeschrieben. Empfohlen wird die Auffrischung der Tetanus-Impfung. Wer sich besonders in Küstennähe und in den Urwaldgebieten des Petén aufhält, kann eine Malaria-Prophylaxe vornehmen oder eine Stand-by-Prophylaxe mitnehmen. Impfungen gegen Cholera und Gelbfieber sind keine Pflicht. Für weitere Informationen gibt das Tropeninstitut Auskunft