Schottland

Gar nicht kleinkariert

 

Text und Fotos: Katharina Büttel


                    Das schottische Glasgow hat sich – Künstler und Architekten voran - aus der einst maroden Industriestadt in eine spannende Kulturmetropole verwandelt. Der Kochbuch-Autor Paul Trainer führt uns an seine Lieblingsorte. Ein Kurzbesuch, bevor sich für Touristen vieles ändert.


          Der Schatten der schönen Schwester ist lang. Aber Glasgow kann gegen Edinburgh immer öfter punkten. Für „Underdog“- Glasgow ist „Upper class“-Edinburgh snobistisch, verkniffen und arrogant. Umgekehrt halten die Hauptstädter die Großstadt im Westen immer noch für ungeschliffen und wenig kultiviert. Dabei hat man sich schon 1990 als Kulturstadt Europas feiern lassen, neun Jahre später auch als die Architektur- und Designstadt Großbritanniens. Seit den 80er Jahren hat Glasgow konsequent auf Kultur gesetzt, die Innenstadt mit ihren viktorianischen Sandsteingebäuden saniert, sie von ihrem Ruß- und Abgasmantel befreit und im warmen Original-Ockerton wieder entdeckt. Die Ecken und Kanten, die es in allen Stadtvierteln noch gibt, stören nicht, schon gar nicht Investoren.
         „Plötzlich ist Glasgow Trendstadt, die Bar- und Clubszene blüht auf“, strahlt Paul Trainer und breitet die Arme aus, als wolle er die ganze Stadt umschließen: vom East End, dem ehemaligen Arbeiterviertel, über die Merchant City mit Bars, Restaurants und Designershops, über die futuristischen Glasfassaden am Fluss Clyde bis zum gehobenen West End, das Kreative anzieht.
          Oder sie nicht mehr los lässt. Wie Anna und Artem aus Estland. In ihrem Café „The Broken Clock“ in der Park Road serviert Anna täglich ihre selbst gebackenen Törtchen. Sie kommen als Kunstwerke und schmecken himmlisch, von Anna präsentiert mit einem Charme, der kaum auszuhalten ist. „Ich ziehe nie mehr von hier fort. Schaut die honigfarbenen Häuserzeilen an, die rankenden Rosenbüsche, Gassen mit Kopfsteinpflaster, Italo-Feinkostläden, Antiquitätengeschäfte, Straßencafés – das West End ist für mich der schönste Stadtteil“. Um die Ecke stöbern Touristen in einem Secondhand-Laden für Retro-Mode nach günstigen Kilts und Wollschals mit traditionellen Karomustern.
          Der nahe Kelvingrove Park umgibt die Universität, eine neogotische, düstere  Harry-Potter-Location. Im frischen Wind staunen die Besucher über das viele Grün. „Glasgow hat mehr als 70 Parks und ist eine der grünsten Städte Europas“, klärt Paul auf. „Seine Vielfalt macht es interessant und die Menschen sind direkt, offen und freundlich“. Eben: „People make Glasgow“ – und der städtische Werbespruch meint wohl die Besucher mit.
          Ein paar Kilometer weiter im North East vor einer schlichten Sandsteinfassade, die St. Luke’s Parish Church: ausgedient, umgewidmet ist sie zu einem der besten Live-Musik-Treffs mit Pub und Restaurant mutiert und – tolerant, tolerant! – hält den alten Kirchenraum immer noch für das feierliche Hochzeits-Ja-Wort bereit – samt Schmaus eine Tür weiter. Für uns gibt es zum Lunch moderne, schottische Küche, Lammcarré und frisches Gemüsepüree, bevor uns „Barrowland“ in seinen Bann zieht.
          Tom Joyce ist seit 36 Jahren die treue Seele des legendären „Barrowland Ballroom“, eines der besten Musik- und Tanzclubs der Welt. „Die Rolling Stones, Bob Dylan, Justin Timberlake, Britney Spears – Weltstars der Rock- und Popszene habe ich erlebt, am liebsten mochte ich David Bowie“, strahlt der kleine, nette Herr beim Gang durch die heiligen Hallen. „Barrowland“ trug mit dazu bei, dass Glasgow den UNESCO-Status als Stadt der Musik zugesprochen bekam.
          In der Nähe, östlich vom Ausgehviertel Merchant City,  findet am Wochenende der Barras Market statt, der bekannteste Flohmarkt Schottlands. Zwischen Gallowgate und London Road bieten Händler fast alles an – von Schlangenöl über Militaria und Vintage-Kleider bis hin zu Schweinefilets und Antiquitäten.
          Im Halbdunkel der neuen Whisky-Bar The Gate lässt sich unter 160 Whisky- und 30 Gin-Sorten wählen. Aus Schottlands ältester Brauerei kommt seit 1885 das „Tennent‘ Lager“ nach dem Rezept einer Augsburger Brauerei. Es läuft gut und die Führungen sind ausgebucht.   
          Langeweile aus schottischen Töpfen war gestern. Einige Köche beschlossen, überwiegend lokale Zutaten zu verwenden, seitdem ist die schottische Küche top. Das zeigt sich alsbald beim Dinner im mehrfach ausgezeichneten Fischrestaurant „Gamba“. Pauls Tipp, Fischsuppe mit Krabbenfleisch, asiatisch gewürzt mit Ingwer und Koriander, kommt an.
           Wir frühstücken im wieder eröffneten, mit Liebe zum Detail nachgebauten ‚Mackintosh at the Willow‘. Glasgows schönste Teestube wurde vom Architekten und Designer Charles Rennie Mackintosh 1903 im schottischen Jugendstil entworfen und gebaut. So wie Barcelona seinen Gaudí und Chicago seinen Frank Lloyd Wright hat, ist Glasgow stolz auf seinen Mackintosh. Dort wird uns – original schottisch – Haggis vorgesetzt, bestehend aus Schafsmagen, gefüllt mit pürierter Schafsleber, Hafermehl, Schafsherz und Nierenfett, dazu Black Pudding und Blutwurst. Man kann es essen. Robert Burns, der schottische Nationaldichter, hat es jedenfalls einer Ode für wert befunden.
           „Heute ist Glasgow frisch, jung und kreativ, benutzerfreundlich wie ein Smartphone“ sagt Paul. Studenten prägen das Stadtbild, alles liegt nah beieinander. Auf drei verkehrsfreie Zonen verteilt finden sich hunderte Läden, Restaurants und Pubs. Ihre Shoppingmeilen scheinen die Glasgower am meisten zu lieben: die Buchanan Street, die Argyle Street und die Ingram Street sind ständig volksfestvoll. Unter dem Pflaster die drittälteste U-Bahn der Welt, in den Seitenstraßen das Mackintosh-Lighthouse und die Gallery of Modern Art. Mehr als 20 schöne Museen und Galerien gibt es; der Eintritt ist fast überall frei.
           In die Nacht geht es wieder zum schicken West End, nach Finnieston. Entlang der Byres Road  hinter wertvollen Fassaden hat sich eine lebhafte Bar- und Clubszene mit eigenem Flair entwickelt. Den Pre-Dinner-Cocktail nehmen wir im beliebten Kelvingrove Café; im schlichten Imbiss El Perro Negro kosten wir den „Top Dog“ mit Roquefort-Butter und Trüffel-Mayo – ausgezeichnet als Burger des Jahres 2019. Ein paar Schritte sind es dann nur noch zu Schottlands wohl bekanntestem Esslokal „Two Fat Ladies at the Buttery“ – plüschig und vornehm wie ehedem, eine Fine-Dining-Adresse.
            Im ‚Hutchesons‘ Grill‘ in der Ingram Street ist es am Vormittag rappelvoll. In dem weißen, wunderschönen Eckhaus auf drei Etagen treffen sich die Jungen, Schönen und Hippen zum angesagtesten Brunch der Stadt. Eher europäisch als britisch ist die Cafékultur: Latte, Mokka, Espresso – gern mit einer lokalen Spezialität gereicht: Caramel Short Cake.
Glasgow macht Lust!      

 

zum Betrachten bitte ein Bild anklicken!!                                                                     

Anreise: günstig z.B. mit EasyJet von Berlin direkt nach Glasgow. Weiterfahrt mit dem Airport Express Firstbus (alle 10 Minuten) in 15 Minuten ins Zentrum George Square. www.easyJet.com
Aufgepasst: bis Ende des Jahres ist der Personalausweis gültig; im Laufe von 2021 wird ein gültiger Reisepass nötig sein, eine Visumspflicht für Aufenthalte bis zu drei Monaten ist bislang nicht vorgesehen – d.h. Abwarten und Teetrinken!
Währung: Man tauscht Euros nicht in englische, sondern in schottische Pfund ein.
Unterkunft: U.a. zentral in der Miller Street liegt das Ibis Styles George Square, fußläufig zu allen Einkaufszentren und architektonischen Prachtbauten. www.accorhotels.com
Shopping: In der Merchant City haben sich in den ehemaligen Lagerhäusern schicke Läden, Gourmet-Bistros, Cocktail- und Gin-Bars etabliert. Im alten Fruchtmarkt finden Konzerte statt.
Souvenirs: Beliebt sind Pullover, Schals und Stoffe im Schottenkaro, hochwertiges Harris Tweed. Kilts sind großartig, aber leider teuer! Whiskys natürlich, auch Chutneys, Orangenmarmelade, Oatcakes und Farmhaus-Käse sind Optionen. Alles dreht sich um die Buchanan Street.
Restaurants: Der neue ‚Place to be‘, das stylische „Ivy“ über zwei Etagen in der Buchanan Street. Die schillernde ‚Platform‘ unter den Argyle Street-Arkaden bietet exotische Straßenküche lokaler, indischer, asiatischer Händler an; Craft-Bier von Innis & Gunn. – Eine Besonderheit sind die Mackintosh-Teehäuser.- Lamm, Rind und Wild werden exzellent und kreativ zubereitet im Ubiquitous Chip. Die Essplätze rund um den begrünten Innenhof haben fast etwas Magisches. – Im BAaD im Carlton Entry passt alles zusammen: gutes Essen, Drinks, Musik und Kunst.
Lektüre: Paul Trainer: The Glasgow & West Coast Cook Book“, paul@glasgowist.com
Polyglott on tour mit Karte, DuMont: „Die unterschätzten Städte in Europa“.

National Geographic Reisehandbuch „Schottland“ mit großer Reisekarte, 150 Highlights & über 500 Adressen, im Buchhandel oder unter www.nationalgeographic.buch.de; 25,99 Euro.

Näheres:  www.peoplemakeglasgow.com –  Visit Britain, 10178 Berlin, www.visitbritain.de

Eine wie Edinburgh - und dann: die Shetlands!

Text und Fotos: Katharina Büttel



Sie hat einfach alles, meint nicht nur Krimiautorin Lynn Anderson. Auf einem literarischen Spaziergang durch Schottlands schaurig-schöne und hochkreative Hauptstadt zeigt sie uns ihre Highlights und entlässt uns schließlich in den hohen Norden – ein guter Tipp für Besucher auch nach der Olympiade.

 

          Der Andrang im Literatur-Center des John Knox House in der Altstadt ist kein Zufall. Dort eine der Top-Krimiautorinnen des Landes zu treffen auch nicht. Nicht jedermann weiß, dass Edinburgh die Literaturstadt schlechthin ist. Seit 2004 ist sie sogar die erste UNESCO-Literaturstadt der Welt und noch dazu Pionierin in einem weltweiten Netzwerk der kreativen Städte mit Unesco-Status. Das verspricht einiges.

          Lynn Andersons Thriller spielen ausnahmslos in der Metropole, „die einfach alles bietet und eine fantastische Inspiration für einen Schriftsteller ist", behauptet sie und will die Gruppe als Erstes für das „alte, steinerne Edinburgh" begeistern. Wo könnte eine Autorin mit dem Spaziergang besser beginnen als auf der altehrwürdigen Royal Mile, wo schon die legendären Conan Doyle, Erfinder von Sherlock Holmes, und Robert L. Stevenson – Verfasser des meistgelesenen Abenteuerromans einer jeden Jugend, der „Schatzinsel" - nach ihren Protagonisten suchten?

          Die Vorzeigemeile verläuft vom Castle, dem historischen Highlight, den Schlossfelsen in gerader Linie hinab bis zum Parlamentsgebäude und weiter zum Holyroodhouse, dem schottischen Amtssitz der Königin, einst Haus von Maria Stuart, Mary Queen of Scots, wie sie hier heißt. Es ist eine Meile nur, aber ein totales Erlebnis: auf beiden Straßenseiten sieht man jede Menge stilvolle Architektur, qualitativ hochwertige Schottenmode-, Cashmere- und Kilt-Läden, Pubs, Restaurants, die St. Giles Cathedral und Museen. In seinem Roman „The Fanatic" hat James Robertson dieses wuchtige Gebilde mit dem engen Gewirr von Treppenwegen und Steinschluchten wunderbar atmosphärisch beschrieben.

          „Closes" – die Finstergänge in der Altstadt

          Die Altstadt liegt wie ein Fischgerippe auf dem Berg – die Wirbelsäule ist der Bergrücken mit der Royal Mile, die Gräten sind die links und rechts den Berg hinab laufenden Gassen. Die schlendern wir hinunter, unter Flaneuren, und stehen bald vor einem der vielen Finstergänge. „In den sogenannten „Closes" gibt es Nischen und Räume, in denen schnell mal jemand verschwinden kann, quasi eine dunkle Unterwelt, die für Krimis außerordentlich interessant ist. Das Schreiben im „Dunklen" ist typisch schottisch", schmunzelt Lynn verschwörerisch und geht in dem schmalen Gang furchtlos voran. Der ‚Platz der Schreiber' vor dem Gerichtsgebäude ist mit Erinnerungssteinen an große Literaten gepflastert. Das Writers' Museum im Lady Stair's Close gleich um die Ecke vollgestopft mit Andenken an Robert Furgusson, Stevenson, Robert Burns – den „schottischen Goethe" – und natürlich Sir Walter Scott; Generationen von Europäern haben seinen „Ivanhoe" verschlungen. Wohl kein anderer als er, 1771 in Edinburgh geboren, rief ein weltweites Interesse an Schottlands Geschichte und Sprache hervor. Zeit seines Lebens wurde er als Genie und als Bewahrer der schottischen Literaturtradition verehrt. „Scott feierte Schottland und seine Menschen, vielleicht wurde er deswegen so eifrig gelesen in ganz Europa", sagt Lynn vor der Nationalbibliothek, der zwölftgrößten der Welt. „Die Bücher hier würden eine Brücke ergeben bis zur Halbinsel Nova Scotia – dem Neuschottland an der Ostküste Kanadas".

          Eine Litera-Tour beginnt (oder unterbricht) man am besten mit einem guten Essen und ein wenig Alkohol. Also führt unser Weg weiter ins ‚Scottish Café' in der National Gallery of Scotland neben der Royal Academy mitten in der Parkanlage Princess Street Gardens. Beide Gebäude unterstreichen in ihrer griechischen Tempelarchitektur den Anspruch, das „Athen des Nordens" zu sein. Harry Potter-Fans würde es sicherlich eher ins gemütliche „Elephant House" an der George IV Bridge ziehen. J. K. Rowling soll dort mit dem Schreiben begonnen haben. Die winzigste - und die ursprünglichste - Kneipe Edinburghs, die Oxford Bar, versteckt sich in der Young Street. Bekannt ist sie durch Krimiautor Ian Rankin, der hier seinen Kommissar John Rebus Zuflucht finden lässt. Wenn man Glück hat, trifft man Rankin hier bei einem Pint of Bitter oder einem Glas Benromach-Whisky persönlich.

          Rot-weiße Doppeldecker schieben sich in einer nicht enden wollenden Karawane in beiden Richtungen durch die Straße, Menschentrauben wogen hin und her, es herrscht drangvolle Enge in der Princess Street. Aber: Kein Boulevard der Welt bietet eine derart imposante Aussicht. Die Einkaufstempel ziehen sich nur an einer Straßenseite hin; zur anderen, oberhalb einer herrlichen Parkanlage, erhebt sich die kolossale, graue Altstadtsilhouette mit unzähligen Schornsteinen und dem wehrhaften Schloss.

          Nach Schulschluss am Nachmittag kann man hier Jungen und Mädchen aus den verschiedenen Schulen an ihren Uniformen erkennen: Die unterschiedlichen Muster der Kilts haben lange Tradition. Und unweit des kirchturmhohen neogotischen Scott-Denkmals steht garantiert immer ein Dudelsackspieler, der unverdrossen „Scotland the Brave" pfeift und natürlich auf ein Pfund ins Körbchen hofft. Spendenfrei dröhnt dagegen schottische Folk-Music aus allen Souvenirläden der Shoppingmeile.

          Imposante Architektur aus georgianischer Zeit in der Neustadt

          Vornehmer geht es in der George Street auf dem gegenüberliegenden Hügel in der Neustadt zu. An die zehn Stockwerke hohe Gebäude aus Granit aus georgianischer Zeit kleben am Hang, die Royal Bank of Scotland mit ihrer mächtigen Kuppel ragt stolz aus diesem Häusermeer. Der Edinburgh-Besucher spürt die Topografie der hügeligen Stadt als Muskelkater bald in den Waden. Es geht einfach ständig bergan und bergab. Wow! Hier oben flaniert man an den feineren Boutiquen vorbei, an Banken und Restaurants hinter prächtigen Fassaden, Regelmaß, Proportion, Harmonie und Gleichklang – all das charakterisiert die Neustadt mit ihren Sandsteinfassaden und den hohen Fenstern seit mehr als 200 Jahren. „Klassisch elegant wirkt das alles und keineswegs museal, aber es ist kein Ort für Krimiautoren", lacht Lynn Anderson und geht ein paar pflasterschwere Schritte weiter. „Seht, von hier aus kann man bei gutem Wetter bis hin zum Firth of Forth blicken.

          Edinburgh ist keine wirklich maritime Stadt, doch die Möwen, die Wolkenberge und der ewige Wind lassen einen die See nicht vergessen. Die erleben wir hautnah nach einem knapp zweistündigen Luftsprung

          auf dem Archipel der Shetland Islands

noch nördlich der Orkneys. Diese Luft! Wie Samt und Seide. Neben der spektakulären Lage mit rauher Küste, dramatischen Klippen, schönen Sandstränden locken besonders eine artenreiche Flora, eine unglaubliche Vogelwelt, prähistorische Stätten, authentische Dörfer, herzliche Menschen. Deren Dialekt allerdings, man muss es erwähnen, ist selbst für Muttersprachler mitunter schwer zu verstehen. Das sind Parallelen zu Irland. Ebenso die Landschaft, mit sanften Hügeln, hypnotisierendem Grün und grauen Steinzäunen. Das ist die Heimat der Heerscharen von „chocolate cheaps", den Shetland Schafen und den putzigen, zotteligen Ponys.

          Shetlander sind kreativ und gastfreundlich

          Shetlander, wie wir sie trafen, waren allesamt Charaktere, und was für welche! Inspiriert von ihrer Umgebung zeigen sie kreative Begabung im Schreiben, im Erzählen von Geschichten, in der Folklore und in ihrer traditionellen Musik, im Kunsthandwerk. Bei Hazel Tindall zum Beispiel, Weltmeisterin im Stricken, können Touristen stricken und weben lernen nach traditionellen Shetland-Mustern – die sind im Moment wieder ganz en vogue. Fiddler begleiten Marias Folk-Tanzkurse, Inselmusiker organisieren Sessions, Festivals mit Künstlern von Weltklasse, spontane Konzerte. „Zu den Shetlandern kommen aber auch Besucher, um abzuschalten. Man jagt, angelt, trinkt guten Whisky, erzählt von alten Zeiten, Riten und Mysterien – und, was früher kaum möglich war: man isst gut", erzählt Begleiterin Johanna. Lamm, das mit Seegras gefüttert wird, Schellfisch, die Blutwurst „black Pudding", Filet vom Galloway-Rind und zum Dessert „Eaton Mass", eine süße Früchte-Sahne-Pyramide. Besonders fein schmeckt die Butter Tarte mit Bladnoch Whisky-Eiscrème.

          Kaum Menschen trifft man in der kleinen Hauptstadt Lerwick, wo 7500 Einwohner leben. Und es kann vorkommen, dass man am Abend allein ist in der historischen Altstadt inmitten der Gassen, auf dem kleinen Marktplatz. Leise ertönt aus einem der Pubs Violinmusik. Nur ein Liebespaar lehnt an der Säule in der Mitte und lauscht verträumt den Klängen. Es ist Tradition, dass man sich hier zum ersten Rendezvous verabredet. Im Abendlicht verbreiten die Fassaden der düsteren Steinhäuser und der nur einen Steinwurf entfernte kleine Hafen einen ganz besonderen Zauber. Zeit für einen guten Whisky, am besten einen alten Single Highland Malt aus der Glengoyne Distillery...

Service „Edinburgh"

Anreise: KLM fliegt von Berlin-Tegel über Amsterdam nach Edinburgh. Näheres unter www.klm.com

Übernachten: In Edinburgh perfekte Lage und geschmackvolle Zimmer im „The Bonham", www.townhousecompany.com/thebonham;

auf den Shetlands nahe Lerwick-Airport das „Sumburgh Hotel" mit warmer Atmosphäre, www.sumburghhotel.com;

in Lerwick ist das „Kveldsro House Hotel" das luxuriöseste der Shetland Inseln, www.shetlandhotels.com;

nahe der Buchstadt Wigtown das „Selkirk Arms Hotel" in Kirkcudbright, www.selkirkarmshotel.co.uk;

eins der feinsten Landhotels Schottlands „Dunblane Hydro" unter www.doubletreedunblane.com

Kunsthandwerk: Auf den Shetlands findet man unter www.island-trails.co.uk alle Möglichkeiten, die Inseln und deren Bewohner ‚zu entdecken'. Shetland Designer unter www.shetlanddesigner.co.uk; Wollbörse unter www.shetlandwoolbrokers.co.uk; lokales Kunsthandwerk sieht man im Shetland Croft House Museum auf dem Mainland.

Schokoladenherstellung und Kurse in „The Cocoabean Company", www.thecocoabeancompany.com;

Robert Burns Geburtshaus-Museum in Alloway, www.burnsmuseum.org.uk;

Festivals: 2012 ist das Jahr von „Creative Scotland" mit Weltklasse Literaturfestivals (besonders in der Buchstadt Wigtown), Kunst, Architektur, Design und Kunsthandwerk.

Näheres: www.visitscotland.com/de

Das Buch zur Reise