Norwegen

Klippfisch an der Angel...
Die Jagd nach dem Licht und Riesenkrabben...
Vom Vergnügen einer Mini-Kreuzfahrt...
Lofoten-Im Archipel des Lichts...

Klippfisch an der Angel

Fjord-Norwegen empfinden jene als Ort der Selbstfindung, die Natur als Luxus begreifen. Menschen mit besonderen Lebensgeschichten haben dort exklusive Oasen geschaffen, die Besucher ins Staunen versetzen.

Text und Fotos: Katharina Büttel

 

         Die Überraschung ist gelungen. Nach rasanter Fahrt von der Vier-Insel-Stadt Kristiansund auf dem schmalen Band der Atlantikstraße über Schären und Holme liegt am Pier von Geitoeya das Wikingerschiff „Kvitserk" in der Abendsonne. Es ist eine exakte Kopie der berühmten „Saga Siglar", mit der der Abenteurer Ragnar Thorseth – der norwegische Arved Fuchs - Mitte der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts die Welt umsegelte.

         Das Boot strahlt verwitterte Würde aus, es stampft, die Holzplanken knarzen, das Segel bläht sich bis zum Ziel - der Hotelinsel Haholmen. Vor den schroffen Felsen, grünen Wiesen und dem blauen Wasser macht sich das Rot der heute von Touristen bewohnten Fischerhäuschen, teils auf Pfählen gebaut, einfach wundervoll.

         In dieser Idylle hat man Muße fürs Wesentliche. Der Blick streicht über kleine Nachbarinseln, den begrünten Dächern der Schlafhäuser, über bemooste Steinbrocken in Küstennähe. „Wenn Ihr geradeaus schaut, kommt erst wieder Island und Grönland", erklärt unser Begleiter mit einer ausladenden Handbewegung übers weite, glatte Meer. Man schmeckt das Salz des Wassers, die Luft ist samtweich, die Strahlen der Mittsommernacht beleuchten Wellen und Boote – ohne Zweifel ein magischer Ort.

          Über Jahrhunderte war er Treffpunkt, Zuhause und Arbeitsplatz für 200 Fischer und Seeleute. Wo heute der Pub ist, wurde vom 17. Jahrhundert bis 1950 Klippfisch verarbeitet. Heute ist Kristiansund in der Region Nordmoere die „Hauptstadt des Klippfisches". Ein Mast im Boden zeigte damals an, dass es Fisch gab und sofort kamen die Menschen vom Festland herüber zum Arbeiten. „Es gab ein Lädchen, eine Post und Bäckerei, eine kleine Farm, eine Destillerie", hören die Besucher. 1988 kaufte Ragnar Thorseth das Fischerdorf, das sein Großvater bereits 90 Jahre zuvor erworben hatte. In nur einem Jahr verwandelte er die alten Häuschen in ein behagliches Zuhause auf Zeit für naturverrückte Gäste: mit großartiger Aussicht auf Buchten und die offene See dahinter und Hügelketten, die wie krustige, steinerne Brote auf einem türkisfarbenen Wachstuch aussehen.

          Keine Frage, Thorseth hat mit seinem Abenteuergeist für Fjord-Norwegen viel getan. In nur zehn Tagen ruderte er mit seinem Wikinger-Boot 1969 bis zu den Shetlands und wurde von Queen Elizabeth II. begrüßt. Auf demselben Weg, auf dem sich einst die Wikinger in die Riemen ihrer Schiffe legten, durchquerte er 1979/80 mit der „Saga Siglar" die Nordwestpassage nach Nordamerika. Mehr über sein spannendes Leben und Originalteile der „Saga Siglar" vermitteln Filme und Bilder in der Saga Siglar Halle neben dem Hoteldorf „Haholmen Havstuer".

          Die leckere, hausgemachte Fischsuppe mit Lachs und Kabeljau gibt Kraft, alles auszuprobieren, was in der Natur Spaß macht. Der neueste Clou heißt „Stehboot-Paddeln". „Das ist ein perfektes Training für den ganzen Körper und jedes Alter", spornt uns Hotelmanager Horvarth an.

        Von der „schönsten Straße über dem Meer", der Atlantik-Küstenstraße, bieten sich gen Süden immer wieder großartige Ausblicke auf Wasser und Berghänge in der Fjord-Region. Angler sieht man auf den Brücken überall, unterwegs blühen die Wiesen in Gelb, Rosa, Blau, Weiß; Rhododendron wuchert an und in den Gärten. Felsen wechseln mit Baumgruppen ab. Wer kam nur darauf, Norwegens Häuser so schön Rot anzumalen? Immer wieder stehen mehrere oder einzelne am Wegesrand; dichtgedrängt in Bud, einem der wenigen kleinen Fischerorte.

         Ambivalent präsentiert sich die Natur mit schnellen Wechseln zwischen Berg und Tal, zwischen kargen Moosen und Farnen, üppigen Lupinenfeldern in Pink und Lila überall zwischen Romsdalsfjord und Angvik am Tingvollfjord, unserem Tagesziel. Man kann es gar nicht verfehlen, denn schon von weitem leuchtet die weiße, an die achtzig Meter lange Holzfassade des Luxushotels „Angvik Gamle Handelssted". Die ehemalige Handelspost liegt ebenfalls dicht am Wasser, die Landschaft aber ist ganz anders als auf Haholmen. Ruhig liegt ein breiter, weiter Fjord vor uns, steile Felsen mit dunklen Nadelbäumen ragen hoch in den Himmel. Die Stimmung ist nicht leicht, eher dramatisch, unnahbar. Kein Boot, kein Schwimmer, kein Surfer bewegt das Wasser – ein bisschen wie von der Welt entrückt, nur vereinzelt kreischen Möwen.

         Gastgeber und Hauptaktionär des Familienanwesens in vierter Generation ist Stig Olav Jacobsson. Der smarte 57-Jährige erzählt auf einem Rundgang die spannende Geschichte seiner großen Familie: vor 500 Jahren baute sie in dieser Abgeschiedenheit den Grund mit Wald, Wasser und harter Arbeit auf; beherrschte bald den gesamten Ort und die Region, bewohnte vierzig Häuser, niemand ging fort.

         Die Besichtigung ist ein Gewinn: Seit den Restaurierungs- und Umbauarbeiten vor fünf Jahren präsentieren sich auf den großen Fotos die Familie – die Eltern hatten 14 Kinder – und deren Handelszweige sehr eindrucksvoll: Reederei, Konfektionsbekleidung, Elektrizitätswerk, Möbelherstellung brachten Wohlstand und Ansehen. Neben Hotelmanager ist Jacobsson auch Kunstsammler und engagierter Mäzen mit eigener Galerie hier am Platz.

        Das Dinner im rustikalen Kaminzimmer ist eine Offenbarung. Wo früher Fisch filetiert wurde, wird jetzt den Gästen norwegische Küche vom Feinsten serviert: mariniertes Rentier mit Preiselbeeren, gebratene Jacobsmuschel mit Kaviar orange, Schellfischsuppe und Heilbutt mit grünem Spargel. „Generell versuchen wir, Köche und Zutaten aus der Region zu nehmen", versichert der Hausherr und bittet zum Digestif auf die Holzterrasse direkt am Fjord. Um Mitternacht ist es hier so hell und ruhig wie zum Aperitif ein paar Stunden zuvor...

         Norweger lieben ihre extreme Landschaft und sind froh, dass Fjorde und Berge sie vom Rest Europas trennen. So jedenfalls hat man das Gefühl auf dem Gipfel von Litlefjellet im Vengedalen-Tal bei Andalsnes. „Wir wollen die beste Region für Naturerlebnisse sein", verkündet Bergführerin Ida und zeigt mit Stolz auf die 1000 Meter hohe Trollwand vor uns. Noch spektakulärer schraubt sich die schmale Trollstigen Straße im Zickzack durch die Felsen zur Passhöhe hinauf. Der Blick hinunter von den frei in die Luft konstruierten Plattformen ist atemberaubend. Wasserfälle rauschen über Felsplatten, riesige liegen neben Spitzkehren, Wolkengebilde ziehen langsam vorüber.

        Szenenwechsel. Wer auf dem steinigen Zufahrtsweg bei Valldal vor dem roten Farmhaus mit Bergen dahinter stoppt, glaubt sich eher auf einer saftigen Alm in Österreich als im „Juvet". Am Wildwasserfluss Valldalselva stehen in einem Märchenwald zwischen bunten Gräsern und moosbewachsenen Steinen – Skulpturen gleich - sieben Design-Holzbungalows mit riesigen Glasfenstern. „1968 habe ich mir ein 500 Jahre altes Sommerhaus gekauft; jetzt ist es mein Sommerparadies geworden", beschreibt Eigentümer Knut Slinning, ein drahtiger, jungenhafter Endsechziger, lächelnd sein „kalkuliertes Risiko", plötzlich Hotelier zu sein.

         Bei geräuchertem Zwergwal-Carpaccio, Stockfisch und frischen Himbeeren erzählt der ehemalige Immobilienmakler: „Mit der modernen Architektur wollen wir zeigen, was Norwegen heute ist: professionell und ein wenig wahnsinnig". Er verkaufe mehr als ein Bett, ein Erlebnis mitten in dieser verrückten Natur. Man sitzt gemeinsam am Tisch, plant Touren, trifft sich in der Sauna, in der offenen Bar – vor einem das Wildwasser und die untergehende Sonne. Wir hatten das Glück, nächsten Morgen hier aufzuwachen – und wir sahen durch die großen Scheiben wieder sattgrüne Natur mit Birken, Riesenfarnen, zarten Nebelschwaden – als liefe ein Film vor einem ab - berauschend.

        Das Beste von Norwegen haben wir wohl gesehen. Nein, der weltberühmte Geiranger-Fjord mit UNESCO-Welterbestatus und die bezaubernde Jugendstilstadt Alesund liegen noch vor uns...

 

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Service „Fjord-Norwegen"

Anreise: Die SAS fliegt von Berlin via Kopenhagen nach Kristiansund; www.flysas.de und www.visitkristiansund.com

Hotels: Auf Haholmen „Haholmen Havstuer" DZ/F ca. 100 Euro/Person, e-mail: haholmen@haholmen.no, www.haholmen.no, www.classicnorway.no.

In Angvik „Gamle Handelssted" mit Spa, Museum, Kunstgallerie; Preis auf Anfrage : e-mail: post@angvik-hotell.no; www.angvik-hotell.no; Tel.: 047 71 29 13 00

„Juvet" Landscape Hotel in Alstad, Vandal: Bungalow mit Glaswänden zum Fluss und Wald ausgerichtet 300 € pro Nacht für zwei Personen. Tel.: 047 9503 2010; post@juvet.com; www.juvet.com

Im Herzen der Inselstadt Alesund das stylish „Hotel Brosundet" direkt am Meer. Tel.: 047 70 11 45 00; www.brosundet.no

Essen und Trinken: Restaurants sind rar und teuer. Es empfiehlt sich, jeweils in den Hotels zu essen, auch wenn man dort nicht nächtigt. Günstig und gut sind dort Abendbuffets, auch Frühstücksbuffets sind eine gute Wahl.

Norwegen lebt und wird leben vom Fisch – den gibt es zu allen Tageszeiten in bester Qualität und großer Vielfalt.

In Geiranger bietet sich Restaurant „Westeras farm" an. Von dort mit der Ferry, www.fjord1.no, nach Hellesylt. In Alesund – www.visitalesund.com – „Sjöbua" Restaurant; Gourmet-Küche - exzellent der Heilbutt und Seeteufel im C&C Restaurant, in der Kirkegata.

Reisezeit: Am schönsten von Mai bis September, besonders empfehlenswert für Familien.

Reiseführer: Norwegen von Polyglott.

Näheres: Norwegisches Fremdenverkehrsamt, Postfach 113317, 20 433 Hamburg, Tel.: 040/22 94 15-0; e-mail: germany@innovationnorway.no; www.visitnorway.com

Die Jagd nach dem Licht und Riesenkrabben


Jedes Jahr wieder gehen Reisende mit Hurtigruten-Schiffen im Norden Norwegens auf Kurs Mitternachtssonne oder Polarlicht.

 

Text und Fotos: Katharina Büttel

 

        Aurora Borealis – das grandiose Feuerwerk des Nordlichts und der Schnee sind schuld daran, dass eine Polarnacht nicht dunkel sein muss. Nicht so dunkel, wie sich der gemeine Mitteleuropäer arktische Finsternis vorstellt. Das gewaltige Gegenstück des Polarlichts kann der Passagier im Sommerhalbjahr antreffen: welch ein Erlebnis ist die Mitternachtssonne - magisches Licht, goldfarben wie schmelzendes Edelmetall, das auch um 24 Uhr nicht unter den Horizont sinkt.

      „Diese Phänomene haben die Menschen schon immer fasziniert", sagt der deutsche Begleiter Gregor Gehrcke. „Dass sich ein Polarlicht am Himmel zeigt, ist jedoch leider immer noch Glücksache". Statt eines strahlenden, grünen Lichts schimmert am dunklen Himmel meistens nur ein blasser, gelbgrüner Streifen am Himmel.

       Seit jeher zog die Fahrt entlang der norwegischen Küste ihren Reiz aus den zahlreichen, ursprünglichen Naturwundern in einem authentischen Umfeld. Mit denen möchte die „schönste Seereise der Welt" ihre Gäste für den kühlen Norden mit stillen Fjorden, bunten Fischerdörfern und blühenden Wiesen im Sommer, vergletscherte Felsen und zu Eis erstarrte Wasserfälle im Winter begeistern. Sie aber haben längst, seit 115 Jahren, die Postdampfer als eine ganz besondere Form der Seereise entdeckt. Kein Kreuzfahrtflair, stattdessen urige Schiffe und kleine Häfen; Fracht, die noch mit dem Ladebaum an Bord gehievt wird.

       Gleichmäßig zerschneidet die komfortable MS Midnatsol von Kirkenes aus südwärts die tiefblaue Barentssee mit Kurs aufs Nordkap – gewaltige Wellen und Windstärke 7 bis 8! Tag für Tag kreuzen und befördern die Schiffe der Hurtigruten Fracht und Passagiere zwischen der Stadt Bergen im Süden und Kirkenes an der russischen Grenze im Norden – hin- und zurück eine 12-Tage-Rundfahrt von 2500 Seemeilen, das sind fast 5000 Kilometer – alle Fjorde mitgerechnet sogar 20.000 Kilometer. Das ständige An- und Ablegen auf der Rundreise, dieser Wechsel von Aufbruch und Ankommen, macht heute für viele Touristen den Kick der Reise aus.

       Hart bläst der Nordwest, und die Midnatsol liegt ein wenig über, aber mehr ist nicht zu spüren. Unbeirrt zieht das Schiff seine Bahn, läuft, von Einheimischen in bunten Regenjacken erwartet, in den kleinen Hafen mit roten Häusern von Vardö ein, der einzigen Stadt Nordnorwegens in der Arktis. Oder sie steuert in die atemberaubende Tiefe eines Fjords im Gebirge ein. Unvergessliche Liegezeiten! Hier wie dort stehen die Passagiere schweigend an Deck, verpackt in dicke Jacken und suchen zwischen funkelnden Sternen den Himmel nach aurora borealis ab.

       Sie denken jetzt nicht an das urige Essen mit Rentierwurst vom Kaminfeuer in Kirkenes am Vorabend. Auch nicht an den Ausflug in Ronys Fischkutter zur Königskrabben-Safari und dem anschließenden, köstlichen Verzehr. Von den Russen wurden die riesigen Krabben, sie werden bis zu sieben Kilo schwer, 1962 von Kamtschatka hierher in die 140 Meter tiefen, kalten Gewässer gebracht. Seitdem vermehren sie sich so schnell, weil sie keine Feinde haben und alles fressen, was sie bekommen können. Ein lukratives Geschäft. „Die meisten der Riesenviecher gehen in die USA, die können nicht genug davon kriegen", lächelt Rony, der vor vier Jahren nach Kirkenes kam und der Liebe wegen und der Hundeschlittentouren im Winter blieb.

       Umsonst. Es lässt sich immer noch kein meergrünes Nordlicht blicken. Dafür wartet drinnen im Restaurant das Abendessen, ein geschmackvoller Gruß des Landes an seine Gäste: zarter Räucherlachs, Rentier-Steaks, nussig-süßer Jarlsberg-Käse, Moltebeercrème mit ihrer fremden, arktischen Süße. Der Koch verwöhnt die Gaumen und ruiniert die Figur, was soll's! An Deck „nur" rotlila Polarlichter.

       Fragloser Höhepunkt jeder Nordlandreise ist der Besuch des 45 Grad steilen, 307 Meter hohen Nordkap-Plateaus auf der Insel Mageröy. Es gilt als Europas Nordspitze – in Wirklichkeit ist dies aber die Messermuschel-Landzunge Knivskjellodden eineinhalb Kilometer weiter nördlich auf derselben Insel. Eine farbenprächtige Lichtshow jetzt über dem Kap? Fehlanzeige, nur Sturm und Regen über der riesigen Weltkugel – sie symbolisiert „das Ende der Welt".

       Nach einer faszinierenden Busfahrt durch arktische Naturlandschaft und Besuch bei samischen Ureinwohnern und ihren Rentieren, liegt südlich von Hammerfest Tromsö. Das „Tor zum Nordmeer" in der Provinz Finnmark, rund 400 Kilometer oberhalb des Polarzirkels, nennt sich gern Stadt der Superlative: die nördlichste Universität mit 9.000 Studenten bei 60.000 Einwohnern, die meisten Kneipen und das heißeste Nachtleben im kalten Norden. Und die meisten Nordlichter, die noch heute im Aberglauben der Urvölker mit Legenden und Mythen besetzt sind. Das Licht soll lila und grün wie ein Derwisch über den Himmel fegen. Gesehen haben wir es nicht.

       Still ziehen schroffe Felsengebirge vorbei, ab und an golden von der Sonne beleuchtet. Die Landschaft ist herrlich; den reizvollsten Teil der „Seh-Reise" erlebt man an den Inselgruppen der Lofoten und Vesteralen. Das Wetter ist zwar nicht gerade gnädig, aber nach der Fahrt durch den spektakulären Raftsund spüren die Gäste an Bord die Anspannung: auf dem Programm steht die Seeadler-Safari durch die rechts und links aufragenden Steilwände des engen Trollfjords. Das Wetter hält, das Meer ist spiegelglatt, man erlebt eine Kulisse wie im Film „Herr der Ringe". Das diffuse Licht macht den Eindruck der Landschaft sehr authentisch. Möven gleiten kreischend in Scharen neben dem Ausflugsboot, umrunden die Reling, stoppen und schnappen frech nach Brotkrumen aus der Hand der Ranger. 26 Seeadler leben in den Felsen des Fjords, der älteste ist 46 Jahre alt, der größte besitzt eine Spannweite von 2,6 Metern. Mit den Füßen schnappen sie den Fisch aus dem Wasser und zischen davon – wunderschön anzusehen. Und abends ein Polarlicht über den Lofoten, das wär's.

        Die Midnatsol hat den Polarkreis bereits wieder hinter sich gelassen, am nächsten Morgen soll sie in der mehr als 1000 Jahre alten Stadt Königsstadt Trondheim anlegen. Man sitzt gerade im Salon beim Abendessen, als die Nachricht von einem Nordlicht wie ein Lauffeuer über die Tische jagt. Vergessen sind die Köstlichkeiten auf dem Büffet, die meisten Gäste schießen nach oben. Da, die aurora borealis! Wie flüssiges Blei fließt ein Streifen Mondlicht über die See. Ein kaltgrüner Streifen wächst zum Zenit empor, zerfasert, wird heller, schwankt und ist wieder verschwunden...um an anderer Stelle aufs Neue in farbenprächtigen Lichtwolken über den Horizont zu wabern – die Objektive der Kameras klicken und zoomen.

       Zurück am Büffet und später in einem Ledersessel auf dem Panoramadeck kommen Gedanken wie: Norwegen ist das Land der Einsamkeit, der Ruhe und der Natur. Um sich hier wohl zu fühlen, muss man all das lieben, auch die Launen des Nordmeeres und das Wetter.

 

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Service Hurtigruten Nordnorwegen


Routen nach Nordnorwegen: Täglich führt die Schiffsreise von der Hansestadt Bergen nach Kirkenes im Norden an der russischen Grenze und zurück. In den 12 Tagen werden 34 Häfen angelaufen. Die angelandeten Orte kann man individuell erkunden oder ein Ausflugspaket buchen. Die Region ist ganzjährig zu bereisen. Ein ganz besonderes Erlebnis ist die Winterreise. In der Frühjahrs- und Sommersaison fahren die Schiffe in den weltberühmten Geirangerfjord, seit 2005 UNESCO-Weltnaturerbe.

Sehenswert: die farbenfrohe Jugendstilstadt Aalesund, das lebendige Tromsö, die Königsstadt Trondheim, das Hurtigruten-Museum in Stokmarknes.

An Bord erfahren die Gäste von sachkundigen Lektoren Wichtiges rund um Flora und Fauna, Geschichte und Kultur.

Katalog: Bereits seit April ist der Hurtigruten-Katalog „Norwegen 2013" mit neuen An-Bord-Musik-/Kulturkonzepten und Jahreszeiten-Programmen uvm.

Frühbucher sparen bis 30. September 2012 bis zu 25 %.

Angebot: 12-Tage-Passage Bergen-Kirkenes-Bergen kostet ab 1.540 Euro/Person, 6-Tage im Sommer von Kirkenes nach Bergen ab 995 Euro/Pers. mit folgenden Leistungen:

. Linienflug Deutschland-Norwegen und zurück

. Vollpension an Bord

. Nonstop-Charterflug

. Flughafen-Transfer in Bergen

. deutsche Reiseleitung

. Hurtigruten-Museum

Ausflüge extra, durchschnittlich 100 Euro/Pers.

Frühjahr (15.3. – 31.5.2013): Große Vogelvielfalt, Zugvögel und Jungvögel an den Küsten. Mit Kajak-Touren.

Sommer (1.6. – 14.9.2012): Erlebnis Mitternachtssonne

Herbst (15.9. – 31.10.2012): Die Zeit der Farben: in Gold, Rot, Orange und Gelb gleicht die Landschaft dem „Indian Summer".

Winter (1.11. – 14.3.2012): Totaler Schnee, Schlittenhundefahrten, Schneemobil-Safari, Eishotelübernachtungen. Hochsaison des Polarlichts.

Besonderheit: Zwei Termine im Mai und August die 12-Tage-Reie „Inseln Spitzbergens und Norwegische Fjorde" ab 3.218 Euro/Pers. inkl. An- und Abreise. Weitere Angebote nachfragen. Last minute-Reisen inkl. HP von Kirkenes südlich nach Trondheim 690 Euro/Pers.

Reiseführer: DUMONT: Norwegen – die schönste Seereise der Welt

Weitere Infos:

Direkt bei Hurtigruten, 20095 Hamburg,

Telefon: 040/37 69 30,

email: ce.info@hurtigruten.com

Internet: www.hurtigruten.de

Glasskulptur vor der Cruise-Fähre „Seaways“

Weinprobe auf Deck acht

Vom Vergnügen einer Mini-Kreuzfahrt

Text und Fotos: Katharina Büttel

 

 

 

 

      Kopenhagen ist Kultur, Oslo ist Natur und dazwischen bietet die „Crown of Scandinavia" die Annehmlichkeiten einer langsamen Reise.

                                                                 

        Die „Kleine Meerjungfrau" an der Langelinje in Kopenhagen verschwindet allzu schnell im Nieselregen. Bleigrau dehnt sich das Baltische Meer vor dem Bugfenster der blauweißen Kreuzfahrtfähre. Geradewegs fährt sie hinein in den abendlichen Himmel über dem Horizont - ein paar hundert nautische Meilen vor Norwegen.
Pünktlich um 17 Uhr hat das Schiff der nordischen Reederei DFDS Seaways von der Kaianlage nördlich der Innenstadt abgelegt. Bis zu 2000 Gäste kann der Nightliner an Bord nehmen, für manche reist ihr Auto unter Deck mit. Entsprechend quirlig geht es auf den Decks und den Schiffsgängen zu, bis die Passagiere ihr „Zuhause" für die Nachtfahrt gefunden haben. Zum Glück helfen die Kabinenstewards bei der Suche. Kabine 7430 liegt im Gang Linkerhand der Rezeption - feste Orientierungspunkte sind auf einem Schiff unerlässlich. Die Ausstattung der Kabinen variiert zwischen sehr einfach und Vier-Sterne-Komfort, ganz erstaunlich für die kurze Überfahrt.

 

        Die Aussicht zum Meer

        Ruhig pflügt die „Crown of Scandinavia" durch das Baltische Meer. „Wir verkaufen das Meer: Man sitzt quasi immer in der ersten Reihe und hat von überall den Blick aufs Wasser", sagt Max Foster, Geschäftsführer von DFDS Seaways. Bei dieser wunderbaren „Guckgeschwindigkeit" ist die wechselnde Küstenlandschaft fast zum Greifen nah. Die Zeit bis zum Dinner am Skandinavischen Buffet oder etwas stilvoller im à la carte-Restaurant ist kurzweilig. Für die meisten Damen an Bord ist der große Sea-Shop Ort ihrer Begehrlichkeiten. Die Auswahl an Kleidung, Kosmetik, Spirituosen, Spielzeug und vieles mehr ist breit gestreut, gut und preiswerter als an Land. Bezahlt wird ausschließlich mit der Kreditkarte, nicht mit der Eurocard - auch in Oslo nicht! Andere Gäste verschwinden sofort im Pool und in der Sauna oder treffen sich im Café: die Gläser klingen, man trinkt, schwatzt und beobachtet bis zum Dunkelwerden die immer wieder aufblitzenden Lichter vereinzelter Klippenhäuschen. Eltern erkunden mit ihren Kleinen das Schiff oder gehen vergnügt mit Animateur ‚Jack dem Piraten' auf Schnitzeljagd.
Zu später Stunde in die Sessel des schicken Columbus Clubs gekuschelt, perlenden Prosecco oder einen spritzigen Cocktail im Glas, lauschen wir zum Ausklang des Abends der Life-Band, manch einer wagt ein Tänzchen. Dann wird es Zeit, schlafen zu gehen.

 

       Mit dem "Oslo Pass" auf Entdeckung

       Früh um sieben schneidet aus dem Lautsprecher, der nicht nur so heißt, Weckmusik wie ein Messer ins morgentrübe Gemüt. Das Frühstücksbüffet ist reichhaltig, abwechslungsreich, köstlich. Währenddessen läuft die Crown of Scandinavia in den weiten Oslo-Fjord ein, mitten in die Stadt.
Von Bord gehen wir gleich neben der neuen Oper. Die zeigt mit Carraramarmor, edlen Hölzern und der ausgefallenen Dachkonstruktion unmissverständlich an, dass man in eine der reichsten und teuersten Nationen der Welt gereist ist. Da ist es ratsam, für die wundervolle Welt der Wikinger gleich den „Oslo-Pass" zu kaufen, mit dem man dann Museen, Sehenswürdigkeiten und Nahverkehrsmittel gratis nutzen kann. „Die wertvollen Kronen nämlich werdet ihr später in den Restaurants und Kneipen von Aker Brygge ganz schnell los", lacht Reiseführerin Raidun. Auf dem ehemaligen Werftgelände in Sichtweite des Alten Rathauses, wo jedes Jahr am 10. Dezember der Friedensnobelpreis verliehen wird, befinden sich heute Luxusbüros und schicke Lokale. „Okay, Oslo ist nicht gerade preiswert, aber keine andere Hauptstadt bietet diese hohe Lebensqualität", sagt sie und lässt Zahlen sprechen: Zwei Drittel der Stadt sind Grünfläche, es gibt über 300 Süßwasserseen im Stadtgebiet, im Winter mehr als 2000 Kilometer präparierte Loipen rund um die Stadt, davon 100 Kilometer beleuchtet. „Im Winter sind wir jede freie Minute in der Loipe; im Sommer im Ferienhäuschen, auf dem Boot oder beim Grillen".

 

       Henrik Ibsen grüsst vom Sockel

       Wie gut, dass unser Hotel zentral liegt. So bekommen wir schon beim ersten Spaziergang auf der Hauptstraße Karl Johans Gate einen ersten Eindruck von der Hauptstadt, die heute 400 000 Einwohner zählt. Die wichtigsten Punkte kann man bequem zu Fuß erreichen. Entlang des Prachtboulevards liegen alle wichtigen Gebäude: etwas erhöht das königliche Schloss auf der einen, die Domkirche auf der anderen Seite. Dazwischen das Parlament, der Storting, das Nationaltheater und die Universität, die 1811 nach Vorbild der Humboldt-Universität in Berlin gegründet wurde. Henrik Ibsen, der berühmteste Schriftsteller Norwegens, grüßt als Denkmal von seinem Sockel vor dem Theater. „Ibsens täglichen Routine-Weg von seiner nahen Wohnung zum Café im Grand Hotel kann jeder Osloer beschreiben", sagt Raidun lächelnd.
Der Schwung auf den Straßen steckt auch die Besucher an. Alles macht Spaß, selbst das Pflichtprogramm: Zum Beispiel in der Nationalgalerie „Der Schrei" von Edvard Munch, „Mann und Frau" von Picasso, daneben Manet, Monet, Cézanne und Braque. Im Frogner Park wird der Flaneur von 200 allegorischen Figuren des Bildhauers Gustav Vigeland (1869-1943) überwältigt.
Eine Fahrt mit dem lokalen Bus zu den Museen der Halbinsel Bygdoy bringt Begegnungen mit der Seefahrernation. Und hoch über Stadt und Fjord ragt weithin sichtbar das Wahrzeichen: der Holmenkollen. Die elegante Sprungschanze ist der ganze Stolz der Norweger. Der weite Blick von oben zeigt, was Oslo so unverwechselbar macht: den Oslo-Fjord, der rund hundert Kilometer lang zur Nordsee führt und die unberührte , wildromantische Natur, die Oslo von drei Seiten umgibt.

 

       Fisch-Dinner im Restaurant "Havsmak"

       Der Tag in Oslo wäre nicht komplett, stünde nicht ein Überraschungscocktail vor dem Fisch-Dinner im angesagten Restaurant „Havsmak"auf dem Programm. Die Idee kommt an: Eingehüllt in dicke Isoliercapes wird uns in der „Icebar Oslo" ein Getränk in einem Glas aus Eis auf einem Hocker aus Eis und natürlich an der Bar aus Eis serviert - originell wie die Öffnungszeiten: das ganze Jahr über, auch im Hochsommer!!
Am nächsten Tag bleibt noch Zeit für einen Bummel, wo Oslo preiswert ist: in Grüner Lökka, im alten Stadtteil am Ostufer des Flusses Akerselva, wo vor allem junge Leute leben. Zum Schluss ein Muss ein Besuch im nahezu einzigen noch originalgetreuen Jugendstil-Kaffeehaus Europas, dem Theatercafé bei der Karl Johans Gate. Einst Knut Hamsuns Stammlokal, ist es heute Promitreff und eine Sehenswürdigkeit für sich.
Die Fähre nach Kopenhagen wartet. Abends könnten wir ins Bordkino gehen. Davor Black Jack spielen, Cocktails trinken, schick im „Blue Riband" speisen. Für uns steht sogar eine Weinprobe plus Vortrag in der Red & White Wine Bar an. Wir erfahren alles über große Appellationen und auch, dass das Wenige, das mit zunehmenden Alter wertvoller werde, Bücher, Weine, und Freunde seien. Viel Vergnügen und anregend Neues für gerade mal zweieinhalb Tage Seefahrt.


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Service Mini-Cruise:


Im Paket Mini-Cruise Kopenhagen-Oslo sind zwei Übernachtungen an Bord in einer 2-Bett-Seaways Class Kabine mit Frühstück, Bordprogramm mit Live-Entertainment, Live-Band und Kinderprogramm und 1 Übernachtung im DZ/F mit DU/WC im Mittelklassehotel ab 129 Euro/Person. Eine 3-Tage-Fahrt ab 98 Euro/Person; www.dfds.de/minikreuzfahrt;
DFDS Seaways, Högerdamm 41, 20097 Hamburg, Tel.: 040/38903-0; Fax: 040/38903-120.

 

Oslo-Informationen: visitOSLO.com; Oslo-Pass für Stadterkundigungen und Museen ab 24 Stunden bis 72 Stunden: Preis ab 30 Euro.
Stadthotel in Oslo: Thon Hotel Europa, www. Visitoslo.com/de/thon-hotel-europa
Icebar Oslo: Kristian IV's gate 12, www.icebar.no/en

 

Restaurant Havsmak, Henrik Ibsen gate 4 neben dem Schloss, www.havsmak.no/no
In Kopenhagen bietet sich eine Kanalfahrt an (www.canaltours.com), Kaffepause in der berühmtesten Konditorei Kopenhagen, dem Cake-House; Besuch des Hafenkanals Nyhavn - der Tivoli ist immer wieder ein Spaziergang wert. Infos unter www.visitcopenhagen.com; Hierunter gibt es viele Tipps zum traditionellen Kopenhagen Design; wo und wie es zu finden ist. Die cOPENhagen Card von 24 - 72 Stunden kostet ab 30 Euro.

 

DFDS Seaways bietet neben der einfachen Passage Minikreuzfahrten, Gruppen-, Konferenz- sowie Pauschalreisen an: z.B. 9 Tage-Rundreise Schottland mit eigenem PKW ab 569 Euro/Person; einen 4-Tage-Städtetrip nach Newcastle/Nordengland ab 87 Euro/P.; 5 Tage Kurztrip in Schottlands Highlands ab 235 Euro/P.; 5 Tage Städtetrip nach London ab 199 Euro/P u.a. Alle Abfahrten täglich ab Amsterdam.

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Die Copacobana von Rio sei eine Kopie ihres Strandes, behaupten zumindest die Einheimischen.

Im Archipel des Lichts

Text und Fotos: Katharina Büttel

 

 

Lofoten - über 2000 Inseln mit Felsen, die in alpiner Pracht in Nord-Norwegen aus dem arktischen Meer steigen. Solch frostiger Anmutung zum Trotz sind sie zu fast jeder Jahreszeit eine Reise wert - für Angler, Wanderer, Bergsteiger und Radfahrer. Transportmittel sind die Postschiffe der Hurtigruten-Flotte.


 

        Wenn in der frischen Kühle des arktischen Spätsommers die Eiscreme-Fahne am ehemaligen Gemischtwarenladen heißen Kaffee ankündigen würde, wäre das eine willkommene Überraschung. Aber er ist heute nur noch Museum, in dem von der Decke alte Waren und Anglergeräte hängen, die den Besucher zurück in die Zeit vor über 100 Jahren nehmen. So wandern wir zum Hafen, schweigen gemeinsam mit dem alten Mann, der seine Hände tief in die Manteltaschen vergraben hat und betrachten verträumt den Regenbogen, der sich über die Hauptstadt Solvaer mit Blick auf die verwaisten, riesigen Stockfischgerüste spannt.

     

        Felswände steigen fast senkrecht aus dem Meer

        Wir befinden uns rund 150 Kilometer nördlich des Polarkreises, wo das Schauspiel der Mitternachtssonne nicht nur von Ende Mai bis Mitte Juli, sondern auch Anfang September noch für dramatische Höhepunkte sorgt. Von Tromsö aus waren wir mit dem Hurtigruten-Dampfer „Richard With", benannt nach dem Gründer der Postschiff-Linie, durch die Inseln der Vesteralen gefahren. Was eben noch als gigantische schwarze Monolithen den Horizont verdeckte, löst sich beim Näherkommen auf zu einer bizarren Kette von schartigen Gipfeln, Bastionen und Zinnen, fast vier Millionen

Jahre alt.
Eine höchst dramatische Skulpturenlandschaft, die bis zu den Knien im Meer steht. Darüber ergießt sich pastellfarben das Sonnenlicht: Das ganze Spektrum von zartem Gelb bis zu schwerem Purpur, dazu helldurchsichtiges Aquamarin, irrisierendes Blau, Violett und immer wieder Orange. Es ist ein unwirkliches Lichtspiel in Walt-Disney-Farben und zaubert aus Wasserstaub den kräftigen Regenbogen.
Die Städtchen unterwegs waren bunt und schmuck, die Landschaft großartig: Steile, hohe Berge, einsame Buchten mit blendend weißen Sandbändern, grüne Wiesen und immer wieder Regenbögen über dem Archipel zwischen Polarmeer und Vestfjord. Ist das Wetter gnädig, hat man einen grandiosen Blick in den Trollfjord - rechts und links steigen die Felswände fast senkrecht aus dem bleigrauen Meer.
Dieses Farbspiel aber ist nur ein flüchtiges Atemholen. „Sein wahres Gesicht zeigt das Lofotmeer in den Monaten der Stürme: im Herbst, im Winter, im Frühjahr", erzählt Marinus. Der Lofotinger fährt mit uns auf dem Lofoten-Highway E 10 - auch als König-Olaf-Weg bekannt - südwärts Richtung „A", dem Dorf mit dem allerkürzesten Namen. Es endet am Meer, dort, wo der Moskenesstrommen, der bekannteste Gezeitenstrom des Archipels, entlang rauscht. Er diente schon Jules Verne und Edgar Allen Poe als literarische Vorlage für die Schilderung des grauenerregenden Mahlstroms. Dieser Strudel entsteht, wenn sich Ebbe und Flut gleichzeitig vom Polarmeer in den gewaltigen Vestfjord drängen und zurück.

 

        Fisch- und Fischfang

        Kurz davor das bunte Fischerdorf Reine, dessen Lagerhäuser auf Pfählen ruhen, und wo selbst unangemeldete Besucher in den gemütlichen „Robuer" preiswert unterkommen. Das sind umgebaute, ehemalige Fischerhütten, die traditionell in Stierblutrot angestrichen sind. „Alle Häuserfarben haben einen historischen Hintergrund. Das aus Lebertran, Rost, Tierblut und Zinkoxyd gemischte Rot konnte sich jeder Fischer herstellen, die weiße Farbe jedoch nur die Reichsten. Schulen, Rathäuser, alle offiziellen Gebäude leuchten in Gelb", erklärt Marinus die Unterschiede.
Vom Fisch, der die Inselwelt veränderte, erzählt Direktor Oltar Schiötz im Stockfisch-Museum in „A": „Würde der Kabeljau, auch als Dorsch bekannt, nicht seit Jahrtausenden hier vorüberziehen, die rauen Inseln wären wohl gar nicht bewohnt. Deshalb dreht sich bei uns, mitten im Meer, alles um Fisch und Fischfang: Brot und Hunger, Verzweiflung und Hoffnung, Arbeitsplätze und Wohlstand". Nachdem der Kabeljaufang begrenzt und der Walfang verboten ist, hat sich die Lebensweise ganzer Dörfer verändert. Die Menschen fühlen sich von Naturschützern und Politikern verraten, hören wir mit Sorge.
Auch Reine, das kleine Bilderbuch-Dorf am Kirkefjord, lebte Jahrhunderte lang vom Walfisch- und Dorschfang. Die Fischleber ist zwar noch heute eine hochbezahlte Delikatesse und ‚Stars' der Lofoten sind nach wie vor die Stockfische. Sie werden in alle Welt, nach Spanien, Portugal, Italien und die Fischköpfe nach Nigeria verkauft. Der mumifizierte „Törrfisk" war schon immer die wichtigste Fastenspeise in katholischen Ländern. „Die Kombination von Regen, Schnee und Sonne, das Salz in der Luft und die schnell wechselnden Temperaturen erklären die gute Qualität", sagt Oltar. Längst Legende ist jedoch das „goldene" Zeitalter, als die Fischer im Winter bis zu 150 Millionen Kabeljau aus dem Vestfjord holten.

 

       Einmal Wikinger sein

       Deswegen setzen die Lofotinger heute verstärkt auf Tourismus. Oberhalb von Borg steht das 83 Meter lange, rekonstruierte Wikingerhaus des letzten Herrscherpaares. Der sensationelle Fund von 1981 ist 1000 Jahre alt und der größte in ganz Norwegen. „Hier kann jeder einmal Wikinger spielen", meint der Einheimische Tomi bei Met und Lammkeule in der geschmückten Gildehalle. - In Kabelvag gibt es das Lofot-Aquarium, ein Künstlerzentrum auf Svinoya, eine Glashütte in Vikten. Attraktionen sind Rundflüge, Lachs-Angeln, Rafting im Meer und vor allem die „Wal-Safaris": Ex-Fangschiffe führen für mehrere Stunden hinaus in die Welt der Pottwale.
Wenn sich bei der Rückfahrt von den Riesensäugern wieder ein Regenbogen über die gezackten Silhouetten dunkelblauer Berge spannt, in einer lokalen Kneipe ein alter Walfänger an der Theke steht, Fischer und Touristen an Holztischen sitzen und alle über Fisch nicht nur reden, sondern ihn auch essen, denken die meisten dasselbe: Wir werden zurückkehren - der Rauhreiz und die bunten Bilder der mystischen Landschaft machen süchtig - und es ist noch immer ein lohnendes Abenteuer.

 

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Service:


Einreise: Gültiger Personalausweis oder Reisepass.
Anreise: Mit dem Auto: Fähren gibt es von Bodö, Narvik und Tromsö aus - unbedingt vorbuchen!
Per Schiff: Ab Bergen oder Tromsö mit der Hurtigrute.
Reisezeit: Das Klima ist sensationell milde. Grund ist der Golfstrom. Beste Zeit Mitte Juni bis Mitte August. Juli ist der wärmste Monat.
Küche: „Molje" heißt das typische Lofotengericht: Kabeljau, Leber und Rogen. Spezialitäten sind der Boknafisk und der Winterkabeljau „Skrei". Mit Rotwein genossen, sind sogar Zunge und Leber des Fischs eine Delikatesse.
Attraktion: Golfen - 24 Stunden unter der Mitternachtssonne
Feste: März/April WM im Kabeljaufischen; August in Borg das Wikingerfestival
(www.lofotr.no); im Oktober Stockfischfest in Henningsvaer (www.litf.net);
Reiseführer: Polyglott on tour: Norwegen, 7,95 Euro.
Veranstalter: ‚Hurtigruten' bietet verschiedene Pauschalprogramme mit Lofoten-Aufenthalt: z.B. 7-Tage-Reise mit Flug/Kabine/VP/Wal-Safari ab 2335 Euro. Tel.: 040/37 69 30; www.hurtigruten.de