Georgien

Foto: Tourismusamt Kutaissi

Zu Gast in Georgien – eines der ältesten Länder der Welt


Das Grenzland zwischen Orient und Okzident gilt als Wiege der alten Zivilisation

 

Text und Fotos: Bernd Stiebitz


„Den Georgiern ist jeder Gast ein Geschenk und willkommen, wenn er friedlich ist.“ Mit diesen Worten begrüßt Gogi Khurtsidze aus Vani die deutschen Gäste in seinem Haus. Seine Familie freut sich, dass wir den weiten Weg von Deutschland nach Georgien auf uns genommen haben und wünscht, dass noch viel mehr Touristen ihre georgische Heimat besuchen.
Reisen nach Georgien, viele denken da zuerst an die bekannten Städte Tiflis oder Batumi, an Urlaub am Schwarzen Meer. Die Stadt Kutaissi in West-Georgien ist weniger bekannt, aber zu Unrecht. Sie ist die drittgrößte Stadt Georgiens, war dessen erste Hauptstadt. Noch heute kann man die Spuren der Geschichte in vielen Facetten sehen und bewundern. Kutaissi liegt in der Kolchischen Tiefebene, am Ufer des Rioni, und ist Hauptstadt der Region Imeretien.
Das mittelalterliche Stadtbild wird von der weithin sichtbaren Bagrati-Kathedrale geprägt. 1003 vom georgischen König Bagrat III. auf dem Ukimerioni Hügel über dem Fluss Rioni erbaut, überlebte sie die Sprengung durch den türkischen Sultan und wurde mittlerweile vollständig rekonstruiert. Die Kathedrale ist umgeben von Ruinen der alten Stadtfestung und des Königpalastes.
In der Nähe Kutaissi befindet sich die Klosteranlage und Akademie Gelati, die zu zu den wichtigsten Kirchenbauten Georgiens gehören. Erbaut im 11. Jahrhundert ist der Pilgerort Grabstätte zahlreicher georgischer Könige, darunter David der Erbauer, Königin Rusudan und König Bagrat. Das Kloster gehört heute zum Unesco-Weltkulturerbe. In unmittelbarer Nähe befindet sich das Kloster Mozameta, ebenfalls ein bedeutendes Baudenkmal kirchlicher Geschichte.
Noch ältere Spuren der Vergangenheit sind im Naturpark Sataplia zu bestaunen.
1935 entdeckte dort ein Hobbyforscher Fußspuren im Felsgestein, die offensichtlich von Dinosauriern vor mehreren Millionen Jahren hinterlassen wurden. Heute sind diese Abdrücke überdacht und mit Beleuchtung in Szene gesetzt.
Die Fußabdrücke gehören zu zwei verschiedenen Saurierarten. Einer von ihnen lebte vor 65 Millionen Jahren als Pflanzenfresser, der andere vor etwa 145 Millionen Jahren als Fleischfresser.
Der Name Sataplia, so heißt der Berg im Naturschutzgebiet, ist abgeleitet von Tapli und bedeutet Honig. In kleinen Löchern und Höhlen lebten einst Bienen, deren Honig von der lokalen Bevölkerung geerntet wurde.
Auf dem Weg zur naheliegenden Tropfsteinhöhle stehen Dinosauriermodelle und Infotafeln. Die Höhle besitzt zahlreiche wunderschöne Stalagmiten, Stalagtiten und sonstige Tropfsteinformationen. Besonders imposant ist der Herzsaal, in dem ein riesiger Stein die Form eines Herzens hat.
Unter Tage beträgt die Temperatur ganzjährig 12 bis 13 Grad Celsius.  In unmittelbarer Nähe des Höhlenausganges bietet eine gläserne Aussichtsplattform einen imposanten Blick auf Kutaisi und die Kolchische Tiefebene. Nichts für Menschen mit Höhenangst, durch den gläsernen Boden in den Abgrund zu blicken.
Noch größer, höher und weiter ist die Prometheushöhle, die sich ebenfalls im Naturpark Sataplia befindet. Über 1,4 Kilometer Länge führt der Weg etwa 900 Treppenstufen durch 16 Säle vorbei an Stalgtiten, Stalagmiten und Stalagnaten, ja sogar an ganzen Tropfsteinwänden. Der Gang der Besucher wird untermalt mit klassischer Musik und wechselnden Lichteffekten. Den Abschluss des Höhlenbesuches bildet eine Fahrt mit einem kleinen Boot durch eine tunnelartige Höhle zurück ans Tageslicht.
Nicht weit weg von Kutaissi liegt Tskaltubo, die grüne Stadt Georgiens. Man sieht ihr heute noch an, dass sie einst ein bedeutendes Kur- und Heilbad war. Auch Stalin war einst ein gern gesehener Kurgast. In der „Quelle Nr. 6“ sind noch heute Reste des Bassins zu sehen, welches eigens für Ihn gebaut wurde.  Die Stadt war bereits im 19. Jahrhundert wegen des gemäßigten Klimas sowie der warmen, leicht radioaktiven Thermalquellen bekannt. Deren Wasser soll gegen Rheumatismus und andere Gelenkerkrankungen wirken. In den letzten Jahren der Sowjetunion kamen jährlich rund 100.000 Kurgäste in die Stadt.
Heute befindet sie sich im Neuaufbau. Kureinrichtungen wurden modernisiert, neue Hotels und Freizeiteinrichtungen entstanden. Der Kurpark, eine weitläufige Anlage mit Pavillons und Springbrunnen, hat seine Pracht aus den besten Jahren zum großen Teil wiedererhalten. Der Ort verfügt über eigene, leicht radioaktive Thermalquellen.
In Tskaltubo befindet sich das Forschungsinstitut für Asthma, Allergien und Immunologie der Georgischen Akademie der Wissenschaften.
Mittlerweile kommen auch wieder mehr Gäste aus den ehemaligen Sowjetrepubliken, aber auch aus Westeuropa, um sich hier behandeln zu lassen.
Georgien ist auch bekannt durch seine Küche, die zu den ältesten und abwechslungsreichsten der Welt gehört. Von Region zu Region verschieden, vereint sie doch eines, sie ist ausgesprochen vielseitig und ein Lebenselixier.
Fleisch spielt hier eine große Rolle, ob als Schaschlik, im Eintopf oder als Braten. Sehr oft werden dazu pikante Saucen aus Walnüssen, Pflaumen oder Knoblauch serviert. Ergänzt werden diese Speisen mit vegetarischen Zugaben, wie gefüllte Auberginen, Salate mit dicken Bohnen sowie Tomaten-und Gurkensalat. Auch verschiedene regionale Käsesorten dürfen auf einem gut gedeckten Tisch nicht fehlen. Immer mit dabei - gebackenes Käsebrot (Chatschapuri)), das in Imeretien anders als in Adtscharien zubereitet wird.
Als Dessert gibt es sehr oft Tchurtschchela. Hier handelt es sich um Walnüsse oder Haselnüsse, die mit einer Traubensaft-Kuvertüre überzogen sind. Dazu wird eine Art Pudding namens Pelamuschi gereicht.
Zu einem guten Essen gehört auch georgischer Wein, bei besonderen Anlässen der Tschatscha, ein hochprozentischer Tresterbrand.
Oft wird das Festmahl durch einen Tamada geleitet. Der Tischmeister, meist der Hausherr selbst, ist für das Aufsagen kunstvoller Trinksprüche verantwortlich. Er leitet die Auswahl der Gäste für einen eigenen Trinkspruch. Bei größeren Festen wird der Tamada vom Gastgeber festgelegt oder von den Tischgästen gewählt.

 

Für die Einreise in Georgien wird kein Visum benötigt, ein gültiger Personalausweis reicht aus.
Von Berlin-Schönefeld aus fliegen seit Herbst 2016 Maschinen der Wizzair wöchentlich dreimal nach Kutaissi und zurück. In der georgischen Stadt empfiehlt es sich, die öffentlichen Verkehrsmittel oder einen Mietwagen mit Fahrer zu nutzen, denn der Verkehr in und um Kutaissi selbst ist etwas hektisch und gewöhnungsbedürftig. Auch kann es schon mal passieren, dass bei Fahrten übers Land ganze Kuhherden die Straße mit den Fahrzeugen teilen oder freilaufende Schweine am Straßenrand nach Futter suchen. Die Hupe jedes Fahrzeuges scheint ein beliebtes Mittel zu sein, die anderen Fahrer und Fahrerinnen auf sich aufmerksam zu machen. Die Preise für eine Fahrt mit der „Marschroutka“, ein Minibus mit 12 bis 14 Plätzen, sind dagegen relativ günstig. Sprachlich kommt man in Georgien mit Deutsch oder Englisch sehr weit. Russisch spricht fast jeder Georgier, die Sprache wird aber eher ungern benutzt. Es wird viel getan, um Touristen nach Kutaissi und Umgebung zu holen. Auch wenn an vielen Stellen noch zahlreiche Überreste aus sowjetischen Zeiten zu sehen sind, ist es spannend und aufregend zugleich, den Weg von Georgien in ein modernes Touristenland zu verfolgen.

 

zum Betrachten bitte ein Bild ankicken!

Infos:
www.wikivoyage.org/wiki/Kutaissi
www.wizzair.com/de-de/fluge/kutaissi#/


Die Reise wurde unterstützt durch das Ministerium für Tourismus von Imeretien und der Tourismuszentrale von Kutaissi. Der Flug wurde gesponsert von der Fluggesellschaft Wizzair.