England/ Großbritannien
Jersey: Zwischen Lifestyle und Savoir vivre
Nicht so ganz britisch, nicht so ganz französisch. Der Mix aus beidem macht den unerhörten Reiz dieser größten der Kanalinseln aus.
In Gorey, dem Fischerort im Osten, endet auf einem Hügel mit grandiosem Blick über die Bucht die Jersey-Kulinarik-Tour mit Inselführerin
Claire. Losgegangen ist es am frühen Morgen in der Fresh Fish Company am Victoria Pier der Hauptstadt St. Helier mit Vicky Boarder. Sie ist ‚Inselbotschafterin‘, ausgemachte Kennerin, die den
Besuchern mit Leidenschaft und Begeisterung ihre Insel vorstellt. In ihrem gut sortierten Fischladen erklärt sie mit Charme und Humor die Vielfalt an Meeresfrüchten, die ihr die Fischer Tag für Tag
frisch aus dem sauberen Wasser bringen: allem voran Austern, dann Königskrabben, Jakobsmuscheln, Langusten und die Jersey Plaice, eine kleine, sehr schmackhafte Schollenart – „die beste der
Welt“. Und die Ormers - Seeohren -,eine teure, ganz besondere Muschel-Spezialität!
Auf dem ‚Foody-Spaziergang‘ überrascht Claire mit inseltypischen Spezialitäten, den „Großen Vier“. Auf einer Holzbank,
inmitten einer bunten Blumenwiese, serviert sie „Jersey Royals“ auf Tellerchen. Die kleinen Frühkartoffeln werden traditionell in der Schale gekocht und anschließend mit frischer Jersey-Butter und
Jersey-Seesalz gegessen. Diese Butter aus der besonders cremigen Milch der berühmten Jersey-Kuh! Die wiederum in ihrem flauschig braunen Fell, mit den großen Augen und den auffallend langen Wimpern
ist das drollige Wahrzeichen der schönen Insel - als Wasserzeichen sogar in der Jersey-Pfundnote.
Damit sind zwei der Big Four genannt. Natürlich zählen hinzu der Gaumengenuss aus dem Meer: die Grouville Bay-Austern und der
Hummer - hier besonders frisch. Das hat vor allem mit der außergewöhnlichen Wasserqualität zu tun, die sich dem extremen Gezeitenwechsel verdankt, einem Tidenhub von bis zu 12 Metern, der weltweit
seinesgleichen sucht. Das kristallklare Wasser macht wohl auch den Schlehdorn-Gin und das beliebte Stinky Bay Bier so unerhört wohlschmeckend.
Man legt hier Wert auf französische Küche, vergisst dabei aber nicht die britische Lebensart. Die erleben wir in einem Pub im
Ortskern von Gorey, wo wir pikanten Käse mit Jersey Black Butter bestellen – eine schwarze, fruchtig-herbe, köstliche Crème, die man locker mit Jersey Cider wegspült.
Gegen Nachmittag wird es „very british“ im Samarès Manor. Manor Houses, feudale Residenzen, sind steinerne Zeugen der Zeit,
als Lehnsherren die Geschicke der Insel bestimmten. Das weiße, normannische Samarès in der Gemeinde St. Clement vermittelt die freundliche Atmosphäre eines englischen Landsitzes inmitten eines
prachtvollen Parks; es lädt ein zum guten englischen „tea“ mit „scones with clotted cream“ und Erdbeermarmelade. Auf dem anschließenden Spaziergang durch Europas artenreichsten Kräutergarten führt
uns versiert Sally und lässt uns duftende marokkanische Minze, Apfel- und ‚After-eight‘-Schokominze kosten. Sie zeigt seltene subtropische Pflanzen, macht uns bekannt mit außergewöhnlichen Rosen,
Mimosen und Kamelien. Herrliche Blüten verzaubern das Grün der Wiesen, fast schmerzen die intensiven Farben. Ob Palme, Baumfarn, Eukalyptus oder Agave – exotische Gewächse aus aller Welt gedeihen im
Golfstromklima in überschwänglicher Fülle und Farbigkeit.
Die glyzinienumrankten Häuser aus Granitsteinen, mit denen jedes Dorf sich schmückt, stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert; damals
wurden die Inselbewohner reich durch Kaperei, Schmuggel und Hochseefischerei. Heute bringen Finanzgeschäfte bessere Erträge. Zwar steht Jersey unter dem Schutz der britischen Krone, gehört aber
staatsrechtlich nicht zum United Kingdom; ihre Steuergesetze machen sie also selbst. Der Tourismus steht da erst an zweiter Stelle. Gleichwohl sind die Fußgängerzonen von St. Helier voll mit
Urlaubern, die durch die exquisiten Läden in der News Street und der Kingstreet strömen. Foodies mit Lust auf das gewisse Etwas schlendern durch den Central Market, eine Markthalle im viktorianischen
Stil mit Glasdach, gusseisernen Säulen und einem prächtig umpflasterten Springbrunnen. Fischfreunde halten am Stand von Faulkner’s Fisheries – dort gibt es Probierhappen verschiedener Meeresfrüchte;
die „Flour Pattiserie“ verführt mit himmlisch leichten, kunstvoll dekorierten Muffins.
Jersey hat viele Gesichter. Alle fünf bis sechs Stunden greifen die Gezeiten ein und prägen das Bild. Kaum anderswo tritt bei ablaufendem Wasser
eine so bizarre Landschaft zutage. Jersey vergrößert sich bei Niedrigwasser um ein Drittel. Es kommen Klippen und Strände zum Vorschein, werden Forts und Burgen begehbar. Trockenen Fußes gelangt man
nun zum Elizabeth Castle in der St. Aubin’s Bay. Das Inselwahrzeichen, der Leuchtturm La Corbière, steht auf dem Trockenen. Die kühle Luft schmeckt köstlich, salzig nach Meer. Auf die Zunge
legt sich der Geschmack von Austern.
Im Osten liegt zwischen den Klippen vor der Steilküste halbmondförmig der große Strand von Grouville. John Le Seelleur,
Austern-Farmer in 17. Generation, und seine Frau Shannon wandern mit uns bei Niedrigwasser zu ihren ausgedehnten Austern-Bänken, den „oyster beds“, weit draußen im Meer. Hier züchten sie auf 14
Hektar 12 bis 14 Millionen der essbaren Meeresmuscheln, die zweieinhalb Jahre zum Wachsen brauchen. Auf einer mit leuchtend grünen Algen umwickelten Bank öffnet John eine Flasche Champagner, knackt
routiniert die ersten Austern. Jeder kann selbst entscheiden: sofort schlürfen oder später vornehm löffeln. Wir schlürfen - ein Genuss. „Und zum Abendessen geht ihr am besten zu Mark Jordan nach St.
Aubin, da könnt ihr das hier ein zweites Mal genießen“. Dann ist Eile geboten, das Meer kommt zurück. Die Arbeiter lüften, kontrollieren ein letztes Mal die über die kostbare Brut gespannten Netze
und verfrachten uns und ihre Erntesäcke zum sicheren Ufer.
Wer in den zahlreichen, zum großen Teil mit Michelin-Sternen ausgezeichneten Restaurants und Pubs die Speisekarte studiert, ist überrascht von
der kulinarischen Vielfalt, die so gar nicht an englische Küche erinnert. Bei Mark liest sich alles verlockend: Austern sowieso, Jacobsmuscheln in Sahnesoße, Lobster-Salat, Lobster überbacken,
Seafood-Platte. Die Entscheidung für Jacobsmuscheln und Meerbarben ist gut – besser hätte man auch in Frankreich nicht speisen können.
Am nächsten Morgen wandern wir mit Inselführer Roger im Nordosten. Die Sonne scheint, die Luft schmeckt nach ewigem Frühling – Augen
zu, Arme strecken und: tief einatmen. Die Küstenfelswände ragen 100 Meter in die Höhe, dazwischen – mal groß, mal klein – verborgene Bilderbuchstrände.
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Service „Jersey“
Anreise: z.B. von Berlin-Tegel und Frankfurt/M. und weiteren Abflughäfen mit British Airways über London Heathrow, per National Express zum London Gatwick; weiter mit BA nach
Jersey; Direktflüge von München und Düsseldorf mit Lufthansa direkt nach Jersey.
Unterkunft: z.B. im zentral gelegenen 4-Sterne-Hotel Cristina in der St. Aubin’s Bay,
www.dolanhotels.com; das L’Horizon Beach Hotel & Spa in der St. Brelades Bay,
www.handpickedhotels.co.uk/lhorizon
Klima: Jersey hat die meisten Sonnenstunden Großbritanniens; wegen der Nähe zum Golfstrom ein typisch ozeanisches, gemäßigtes Klima. Im Sommer durchschnittlich 20 Grad Celsius.
Währung: Das Jersey-Pfund ist angelehnt an den Kurs des Britischen Pfunds, das ebenfalls akzeptiert wird wie auch gängige Kreditkarten.
Wanderungen: Jersey Food Tours unter www.jerseyfoodtours.co.uk
Küstenwanderungen u.a. mit Roger Noel unter www.jerseyuncovered.com;
Austern-Touren mit Seymour Oyster Co: www.seymourshellfish.co.uk
Restaurants: das Hotel L’Horizon ist zweifellos britisch, das Dinner meist leicht-mediterran;
In Walker’s Restaurant in Gorey sind fangfrisch Königskrabben, Jacobsmuscheln, Seebarsch, Tauben im Angebot; perfekt als Dessert der Jersey-Eiscreme mit gesalzener Karamelsauce on top! - „High Tea“
mit köstlichen, selbstgebackenen Kuchen/Torten in „Barrow at the Manor“ im Samarès Manor. – Das „El Tico“ in der St. Ouen’s Bay bietet kreative, lokale Küche; gratis dazu gibt es einen sensationellen
Sonnenuntergang!!
Sterne-Koch Mark Jordan zelebriert Esskunst in seinem ‚Mark Jordan at the Beach‘,
www.markjordanatthebeach.com
Event: Das Eat Jersey Food Festival im Atlantic Hotel Jersey vom 12. – 14. März d.J.
Näheres: Visit Jersey, www.visitjersey.com oder www.jersey.com/de
K.B.
Merry old England im Achtgang
Eine reizvolle Radtour durch den Süden Englands von Dover zur Isle of Wight: die grünen Hügel sind hier besonders lieblich, die Gärten und Kathedralen prächtig, die Städte die schönsten im ganzen Land - und der Tee wie in alten Zeiten.
Text und Fotos: Katharina Büttel
Plump ist mein E-Bike mit seinem schweren Rahmen, dem rückgebogenen Lenker und breiten Sattel, mit Rücktritt und Achtgang. Aber schon bald ist es meine Rosinante, wie Don Quichottes müder Gaul, treu und zuverlässig - ob auf Asphalt, Schotter oder steilen Dorfstraßen.
Besser noch: aufrecht sitze ich, den Blick frei über die sanft geschwungene, üppig grüne Parklandschaft. Frei für Heckenwege, die sich durch die Felder schlängeln. Auf den Wiesen stehen Eichen, überall glänzt sumpfiges Grün um kleine Wasserläufe - hinter Baumgruppen blitzen verträumte Schlösschen und Landsitze.
Start ist in Dover, Fährhafen bei den weißen Klippen – und es nieselt. Über der Stadt thront die mittelalterliche Burganlage, neben dem Tower von London eine der größten und am besten erhaltenen Europas. In den mit altem Mobiliar, glänzenden Fahnen und bunten Wandbehängen geschmückten Burgsälen erfahren wir, dass Sachsen und Römer die Anlage bauten, Wilhelm der Eroberer sie im 11. Jahrhundert ausbaute und mit doppelten Ringmauern uneinnehmbar machte.
Die Fahrt abwärts verlangt volle Konzentration – noch ungewohnt ist der Linksverkehr! Bald schon zeigt sich die Grafschaft Kent von seiner ländlichen Seite: hinter Weißdorn und Fuchsien liegen Häuser weißgetüncht mit blauen Türen, auch himbeerfarben, mit Clematissternen um die Fenster. Die Küste radeln wir direkt am Wasser entlang nach Sandwich – über uns Möwengeschrei.
Picknick im Grünen, dann durchstarten nach Canterbury. Wind und Wetter haben auch ihr Gutes: zwingen uns in den schönsten Pub der Gegend, den “Red Lion“ - auf ein „Cornish Coaster“-Ale. Im Duft der Wiesen geht es vorbei an Cottages, Dorfkirchen, Schafherden und hohen Büschen. Die Pilger im 13. Jahrhundert machten das zu Fuß! Die ersten 50 Kilometer sind geschafft! Keiner verzichtet später auf das typisch englische Dessert „Eton Mess“, eine Baiser-Sahne-Früchte-Bombe.
Canterbury ist ein Paukenschlag! Die Kathedrale, Weltkulturerbe, ist neben Westminster Abbey in London der schönste Sakralbau Englands. Hier verbinden sich steil aufragende Gotik und Romanik. Die Glasfenster wollen bewundert werden, die Wandgemälde, die Krypta. Hier erschütterte ein Mord ganz England: in seiner Kirche starb 1170 Erzbischof Thomas Becket durch feiges Attentat - auf Befehl Heinrichs II.
Die Sonne scheint uns auf dem Weg ins blühende Paradies. Sissinghurst, legendärer Garten der Schriftstellerin Vita Sackville-West (1892-1962), ist anders als der englische Landschaftspark, der 150 Jahre zuvor Europa eroberte. Um die Reste eines morbid-pittoresken Schlosses schuf sie eine Gartenanlage, manchen die schönste im Lande. In romantischer Manier nennt sie die Gartenaufteilung ihr „weißes Zimmer, lila Zimmer, Rosenzimmer“. In fein abgestuften Nuancen die Farben, Formen und Gruppen. Der „weißer Garten“ inspiriert noch heute die Gartenfreunde.
Ein Bus fährt uns in gut drei Stunden nach Oxford. In der berühmten Universitätsstadt gibt die akademische Welt seit 800 Jahren den Ton an. Allein 46 Nobelpreisträger und 25 Premierminister hat sie „hervorgebracht“.
Die 49 Colleges liegen in der Altstadt; wunderschön die Innenhöfe mit bezaubernden Blumenrabatten. Viele Besucher kommen wegen der Harry-Potter-Drehorte. Wir wollen ins altehrwürdige Christ Church College. Den besten Blick auf die gotische Bauweise haben wir vom Carfax Tower. An diesem herrlichen Tag sind viele Leute unterwegs. Sie stöbern im größten Buchladen der Welt, dem „Blackwells’s“, bevölkern die Straßencafés vor den honiggelben Limestone-Fassaden und trinken ihr Ale im „The King‘s Arms“ oder „Tavern“ gegenüber dem Sheldonian Theater.
Dann wieder im Sattel! Es geht durch eine stille Landschaft, den 200 Jahre alten Kennet-and-Avon-Channel entlang, einst Versorgungslinie für London. Hausboote, die narrowboats, locken zu einem Ausflug. Aber auf 36 Kilometern 29 Schleusen passieren? Nein danke! Englischer Landregen setzt ein; von Meile zu Meile tritt es sich schwerer auf dem aufgeweichten Treidelpfad nach Bath.
Zum Baden fährt heute niemand mehr nach Bath. Die Römer kurten dort Jahrhunderte lang, Jane Austin schilderte das mondäne Badeleben im 19. Jahrhundert. Heute kommen die Menschen, weil Bath – seit 1987 Weltkulturerbe – als Kunstwerk und die schönste Stadt Englands gehandelt wird. Daniel Defoe, Autor von „Robinson Crusoe“, beschreibt sie als einen Ort, „der den Tagedieben hilft, die schlimmste Art des Mordes zu begehen, nämlich die Zeit totzuschlagen“. In den Parks zum Beispiel, in den Cafés am Kingsmead Square, beim Shopping in der exquisiten Union Street oder unter den Lüstern des Kurhauses bei Tee, warmen Scones, Erdbeermarmelade und Sahne. In royaler Perfektion glänzen die Häuserreihen von „The Crescent“ und „The Circus“, den ersten Rundplätzen Großbritanniens. Und unser Hotel liegt mittendrin!
Salisbury in der Grafschaft Wiltshire. Hier jagt ein Superlativ den anderen: 123 Meter hoch ist der Turm der Kathedrale, die Bauweise einheitlich frühgotisch, im Kapitelhaus der Schatz: ein Exemplar der Magna Charta, Dokument des neuzeitlichen Beginns von Demokratie!
Und Stonehenge? 5000 Jahre alt, rätselhaft bis heute - unglaublich. War es ein religiöser Kultplatz, steinzeitliche Sternwarte, eine keltische „Kathedrale“?
Wir treten in die Pedale. Stourhead steht auf dem Plan, der englische Landschaftspark schlechthin! Im engen Tal des Stour schuf der Aristokrat Henry Hoare Mitte des 18. Jahrhunderts aus „wilder Natur“ ein Kunstwerk „aus Wegen, Wäldern, Wiesen, Seen und Flüssen“. Der Rundgang ist eine Offenbarung! Hinter jeder Biegung neue Ausblicke auf Brücken, Wasser, Grotten, Tempel, allegorische Skulpturen.
Entspannt radeln wir den Avon entlang. „Wulf, leg den Turbo ein, es wird hügelig“, rät der Reiseleiter. Die Anstiege sind zäh im New Forest National Park, einem der letzten großen Wälder Englands, über Jahrhunderte Jagdrevier der Könige. Das Hochplateau - so schön wie ein Gemälde! Buchen und Eichen, uralt und majestätisch, auf den Lichtungen leuchtend grüne Farne, hohe Rhododendren, Teppiche aus lilarotem Heidekraut – mittendrin weiße und schwarze Wildpferde!
Am Ende Lyndhurst mit Fachwerkhäusern und blumenumrankten Cottages, wie in den Romanen der Rosamunde Pilcher.
Im Hafen von Lymington erreichen wir die Fähre zur Isle of Wight. Abschied von Gartenbaukunst und gotischen Kathedralen, auch von unseren Rädern – im Blick den Leuchtturm und die weißen Kreidefelsen…
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Service:
Anreise: Reisebeginn ist im Kölner Hauptbahnhof. In Brüssel Umstieg in den Eurostar durch den Kanaltunnel, weiter im Regionalzug nach Dover. Insgesamt ca. 10 Stunden Fahrtzeit. Rückreise über London nach Köln. - Individuelle Anreise per Flugzeug von vielen deutschen Flughäfen nach London mit Lufthansa, Ryanair, Easjet, AirBerlin. Regelmäßige Bahnverbindung nach Dover.
Fahrräder werden vom Veranstalter gratis gestellt. Ein Elektrorad kostet zusätzlich 140 Euro Miete. Beide sind mit einer Radtasche am Hinterrad ausgestattet. Keine Helmpflicht. Die Tagesetappen liegen zwischen 26 und 59 Kilometer, insgesamt 307 Kilometer. Das Begleitfahrzeug erlaubt Umstiege.
Hotels: Überwiegend wohnt man in historischen Gebäuden mit Flair in zentraler Lage.
Reiseliteratur:
Reiseführer und Bildatlas DUMONT „Südengland“, www.dumontreise.de;
„Gärten in Südengland“ von Kerstin Walter;
Jane Austin: „Stolz und Vorurteil Fischer“, Argon Verlag.
Veranstalter: z.B. bietet „die Landpartie Radeln und Reisen“ die 10-tägige Rad-Rundtour ab 1865 Euro/Pers. im DZ mit Halbpension an. Plus 440 Euro für das Anreisepaket oder Flugtickets für die individuelle Anreise - plus Saisonzuschlag für Südengland 30 bzw. 40 Euro/Pers. Picknickpreis pro Tag/Pers. ca. 7 – 8 Euro. Termine: Vier Reisen ab 7.6. bis 17.8.2015.
Die Landpartie Radeln und Reisen bietet geführte Radtouren in fast ganz Europa an: 26133 Oldenburg, Tel.: 0441-570683-15, Fax: -570683-19;
e-mail: service@dieLandpartie.de,
Internet: www.dieLandpartie.de
Magisches von Hogwarts und Hedwig
Warner Bros. Studios bei London: In den Hallen wird die Welt von „Harry Potter“ für die Fans lebendig
Text und Fotos: Diana Seufert
Einmal eintauchen in die magische Welt von Harry Potter, Ron und Hermine: In den Warner Bros. Studios in Leavesden, 30 Kilometer nördlich von London, geht das in Sekunden. Und dann steht der Besucher mittendrin in der Winkelgasse, kostet Butterbier und geht ehrfürchtig durch die große Halle von Hogwarts, in der Direktor Dumbledore gerade zu einer Rede ansetzen will.
„Wow“, entfährt es nicht nur den jungen Besuchern beim Anblick der großen Halle. In zwei langen Reihen sind die Bänke und Tische angeordnet, gedeckt für die Zauberschüler von Hogwarts. Eingeteilt nach den vier Häusern Hufflepuff, Ravenclaw, Slytherin und Griffindor könnten eigentlich Daniel Radcliffe als Harry Potter, Emma Watson als Hermine und Rupert Grint als Ron sofort Platz nehmen. Licht an, Kamera an und Action. Das sagt dann aber doch keiner.
Zehn Jahre lang wurde in den Hallen eines ehemaligen Fluggeländes gedreht. Acht Filme entstanden nach den fantastischen Büchern von J. K. Rowling über einen ganz besonderen Zauberlehrling. Für viele Darsteller und Mitarbeiter wuchs die Crew zu einer großen Familie zusammen. Diese Begeisterung für die Arbeit ist auch beim Rundgang in den Studios zu spüren.
Wer im Zeitalter von Computer animierten Filmen gedacht hat, bei den acht Streifen um den Zauberlehrling kommt vieles aus der Retorte, sieht sich in den Studios positiv überrascht. Allein schon das Büro von Direktor Dumbledore fasziniert mit einer Vielzahl von liebevoll gestalteten Details. Im kleinen Schränkchen drehen sich 900 Phiolen, in den Regalen reihen sich magische Utensilien und jede Menge Bücher aneinander. Das teuerste Requisit der ganzen Produktion sei allerdings Dumbedores Teleskop, verrät die Führerin. Was dafür ausgegeben wurde, will sie nicht Preis geben. Doch wenn man geschliffene Linsen einbauen würde, sei es voll funktionsfähig.
Nicht minder liebevoll eingerichtet sind die Hütte des Halbriesen Hagrid, bewacht von Hund Fluffy, oder auch Wohnzimmer und Küche der Weasleys, in der das Messer ganz von allein Gemüse schneidet. Im Klassenzimmer zur Herstellung der Zaubertränke verleihen die unzähligen Glasgefäße an der Wand, die goldenen Schriftzeichen an der Decke oder auch der magische Kessel, in dem die Zaubertränke entstehen, der Szenerie Authentizität.
Vor drei Jahren öffneten die Studios die Pforten für die Potter-Fans auf der ganzen Welt. Seitdem strömen täglich bis zu 5000 Begeisterte und bestaunen die Filmsets. „Die Potter-Fans wollen wissen, wie die Filme entstanden“, sagt Rachel Parsons, Kommunikationsmanagerin der Studios. Und das können die Besucher in Hülle und Fülle erleben. Die Maske mit Harrys Narbe gibt es gleich mehrfach, die Spinne Aragog erscheint bei Tageslicht nicht mehr ganz so gruselig und Hauself Dobby mit den spärlichen Härchen an Kinn und Ohren ist einfach zum Knuddeln.
Ein Zauberstab gefällig oder Harry berühmter Besen „Nimbus 2000“? Mehrere Tausend Zauberstäbe wurden für das Set benötigt, allein für Harry Potter gab es 18 Stück. Und während es für den ersten Film noch einfache „Stöcke“ waren, wurden sie später für den entsprechenden Besitzer modifiziert. So ziert den Zauberstab von Lord Voldemort ein Totenkopf, den von Dumbledore dagegen magische Runen. Wie der Flugbesen Nimbus in Handarbeit geschnitzt wird, erfahren die Besucher gleich nebenan. Davor testen aber die meisten das Gerät erst mal in der „Green Box“. Mithilfe eines grünen Raumes wird die Computersimulation möglich. Schnell den Umhang der Schüler übergeworfen und schon kann es losgehen zum Flug durch London, über die Themse und schließlich über Hogwarts. Ein Foto dieses persönlichen Hogwarts-Besuchs kann man anschließend gleich erwerben. Und wem das noch nicht reicht, der lernt beim „Wutschen und Wedeln“ den richtigen Umgang mit dem Zauberstab.
Zu Hogwarts gehört Butterbier. Aber diese magische Erfrischung, die mehr nach Karamell als nach herben Bier schmeckt und nur mit passender „Schaumkrone“ serviert wird, ist sehr gewöhnungsbedürftig. Trotzdem testen es die meisten und wandeln mit vollen Bechern über die schwankende Brücke, die Hogwarts mit Hagrids Hütte verbindet.
Gleich nebenan steht das Haus der Dorsleys, wo Harry aufgewachsen ist. Allerdings ohne Eulen. „Die sind gar nicht so schlau wie man landläufig denkt. Raben lernen erheblich schneller“, erzählt Tiertrainer Guillaume Grange. Er hat zusammen mit seinem Kollegen insgesamt neun Eulen für die Filme ausgebildet. Für die Szene am Beginn des ersten Films, als zig Eulen die Privet Street bevölkerten, wurden die Eulen immer wieder an andere Stellen umgesetzt und so die große Menge an Vögeln erzeugt. Wton, wie Harrys Eule Hedwig mit „bürgerlichem Namen“ heißt, sei übrigens ein Männchen.
Man muss nicht unbedingt glühender Verehrer des jungen Magiers sein, um sich von der Entstehung der Filme gefangen nehmen zu lassen. Beim Schlendern durch die einzelnen Sets fängt sich der Blick unweigerlich in den vielen Kleinigkeiten. Es gibt viel zu entdecken – auch in der Winkelgasse. Ob Gringotts, Ollivanders Zauberstab-Geschäft oder der Laden für den Quidditch-Bedarf mit einem der fünf goldenen Schnatze: Stundenlang kann man verweilen. Einen ganzen Tag hat übrigens schon mal ein Besucher die Ausstellung genossen. Denn neben den Sets gibt es auch viel Technisches zu bestaunen, etwa die Konstruktionszeichnungen der Gebäude oder ein riesiges Hogwarts-Modell.
Infos:
Eintrittskarten für die Warner Bros. Studio Tour London – The Making of Harry Potter gibt es unter www.wbstudiotour.co.uk . Sie müssen im Voraus gekauft werden und kosten 30 britische Pfund für einen Erwachsenen und 22,50 Pfund für Kinder.
Die Anreise erfolgt bequem per Schnellzug von London-Euston nach Watford Junction, dort geht s mit dem Shuttlebus weiter zu den Studios Leavesden.