Dänemark

Den Dinosauriern auf der Spur
          An der Steilküste Stevns Klint, UNESCO-Weltnaturerbe im Süden der dänischen Insel Seeland, wurde ein Besucherzentrum eröffnet. Spannend wird erzählt vom Mysterium des Kreidemeeres und warum die Dinosaurier plötzlich ausstarben.
           Das etwas andere Stranderlebnis geht so: ein unterirdischer Pfad führt bis zum Wasser der Ostsee. Vor einer langgezogenen Kreidewand Stellung beziehen, Rücken zur See, Kopf in den Nacken. Bis zu 40 Meter hoch und fast 20 Kilometer lang ragt die Steilküste auf, auf halber Höhe durchzogen von einem dünnen, dunkelgrauen Band, dem Fischton, und gekrönt von grünem, struppigen Buschwerk. Den Kopf nach unten, die Augen zu Boden gerichtet, wandern Grüppchen mit und ohne Kinder auf dem schmalen, kiesigen Streifen zwischen Meer und Klippen entlang. Manchmal geht einer in die Knie, wühlt im Geröll, hebt etwas auf, dreht es hin und her – und wirft es wieder weg. Bis jemand an der Wasserlinie lauthals ruft und seinen Fund aufgeregt von einer Hand in die andere kugelt.
           „Ein versteinerter Seeigel, ein schön gezeichnetes Fossil, aber nicht ganz so spektakulär, wie ihr glaubt. Sucht weiter, man findet immer etwas: Überreste von Korallen im Geröll, Teilstückchen von Seelilien“. Der Mann muss es wissen, denn er ist einer der Führer des vor einem halben Jahr eröffneten Besucherzentrums Stevns Klint Experience im Boesdal Kalkbruch an der Ostküste Seelands. Nicht weit vom Geomuseum Faxe, wo es im offenen Steinbruch Fossilien in Hülle und Fülle gibt: Haifischzähne, Muscheln. Auch Donnerkeile, das sind Versteinerungen des hinteren Teils der Tintenfisch-Skelette. Und etwas südlicher lockt die kleine Insel Moen mit den 128 Meter hohen, blitzweißen Kreidefelsen über die Jahre immer wieder Schatzsucher an.
           Welche Wunderdinge und dramatischen Momente in der Geschichte des Lebens und der Erde sonst noch passierten und wie es zu der Katastrophe kam, die die Dinosaurier zusammen mit der Hälfte aller Arten auf dieser Erde auslöschte, erfährt der Besucher eindrucksvoll in dem multimedialen Erlebniscenter. „Zuerst einmal ist hier das kleine, pelzige Säugetier - wir nennen es Lucky. Es überlebte die Katastrophe, die das Zeitalter der Dinosaurier in das Zeitalter der Säugetiere verwandeln sollte“, erzählt Tove Damholt, die das Zentrum sowie die Ausstellung mit Herz und Leidenschaft mit konzipierte. Es wird hier aber auch die Geschichte erzählt, wie das Leben weiterging, wie es sich weiterentwickelte und zu dem Leben wurde, das wir heute kennen.
           Schritt für Schritt geht es hinunter in den Keller und 66 Millionen Jahre zurück in die Vergangenheit. Das, was wir als Dänemark kennen, war von einem großen Meer bedeckt – dem Kreidemeer. Die Dinosaurier – Argentinosaurus war der größte, schwer wie 14 Elefanten - lebten an Land und beherrschten die Inseln, gigantische Flugsaurier durchstreiften die Lüfte. Sie waren eine ständige Bedrohung für alle anderen Tiere. Der Besucher steht am Grunde genau jener See, aus der nur Bornholm und Skandinavien herausragten. Es herrschte ein warmes Klima, das Meer war voller Leben – von riesigen Meeresreptilien wie dem 16 Meter langen Mosasaurus bis hin zu Muscheln und mikroskopisch kleinen Algen, den Coccolithen. Deren Fragmente wurden über 35 Millionen Jahre auf dem Meeresgrund zu Kreide, die den Kreidefelsen Stevns Klint formte.
           Vor 66 Millionen Jahren prallte ein Asteroid auf die Erde. Der riesige Feuerball – größer als der Mount Everest – stürzte vor dem urzeitlichen Mexiko ins Meer. Das Loch des Einschlags war so hoch wie der Eiffelturm und hatte einen Durchmesser von 30 Kilometern, kaum vorstellbar. Erdbeben folgten, Berge brachen auf. Der Tsunami verstärkte gewaltige Vulkanausbrüche in Indien noch zusätzlich. Der Himmel färbte sich rot, die Sonne verschwand, auf der Erde wurde es schwarz über Monate. Alles wurde von Asche und Staub bedeckt. Es wurde kälter und kälter, die Sonne konnte die Erde nicht mehr erwärmen.
           Aschewolken und giftige Gase der Vulkane veränderten in Bruchteilen einer Sekunde das Erdklima über Jahre. Die Pflanzen an Land und im Meer bekamen kein Sonnenlicht mehr, sie erstickten. Zuerst verhungerten die Pflanzenfresser: ohne Pflanzenfresser konnten auch die Raubtiere nicht überleben – ihre Nahrung war ausgestorben. Ein Tier nach dem anderen starb in den dunklen Tagen, Art für Art.
           Ein paar Säugetiere überlebten aber doch in der einsamen und trostlosen Welt – Lucky ist eins davon. Alle heute lebenden Säugetiere haben sich aus dieser Gruppe entwickelt – 6500 Arten auf unserem Planeten. Eine dieser Arten ist der Mensch, Homo sapiens.
            Ein junger Geologe aus Amerika, Walter Alvarez, besuchte am 13. September 1978 Stevns Klint. Ihn interessierte allein das schmale, dunkelgraue Ablagerungsband zwischen Kalkstein und Kreide – der vorgenannte Fischton. In ihm, wo in Abständen wie schwarze Perlen an einer Kette Feuerstein eingesprengselt ist, fand er die kosmischen Spuren der globalen Katastrophe. Die Ausstellung erzählt die Geschichten, die sich in den wellenförmigen Schichten des Kreidefelsens verbergen.
           Draußen, im Heute, herrscht so etwas wie Dänemark-Idylle. Die laubfroschgrüne Landschaft mit ihren sanft rollenden Hügeln, den Rübenäckern, Wiesen voller Blumen, schattigen Waldstreifen, die in gelbblühende Rapsfelder übergehen. Kleine, in kräftigen Farben gestrichene Häuser, vor denen Stockrosen blühen, wechseln mit Bauernhöfen, die sich hinter hohen Pappelwänden verstecken. Auf der tintenblauen See dümpeln weiße Boote, die kleinen Häfen teilen sich Fischer, Yachties und Bootsbauer. Viele weite Strände und die ständige Nähe zum Meer verstärken die Stimmung – kein Ort Seelands liegt weiter als 25 Kilometer von seiner Küste entfernt.  
            Langweilig wird es Seeland-Besuchern nicht. Die Insel hält eine verschwenderische Fülle von Broschüren, Besichtigungstipps bereit, sogar kulinarische Empfehlungen. Ja, die Dänen können kochen, hervorragend sogar - mit lokal angebauten Zutaten genauso wie mit frischen Meeresfrüchten. Das Smoerrebroed - aus der modernen Küche - bleibt ewig in Erinnerung.
           Tourenvorschläge sind tadellos ausgewählt, beschrieben, beschildert. In den Wäldern von Gisselfeld wird’s abenteuerlich: der Wanderpfad durch Haine aus Buchen, den Aristokraten des Waldes, durch den größten Kletterpark des Landes, endet vor dem 45 Meter hohen Waldturm „Skovtårnet“. Wie eine wunderschön designte Riesenskulptur schraubt er sich über die Baumwipfel in den Himmel. Auf der Turmspitze möchte man die Welt umarmen: der weite Blick, die feuchte Brise von der See, unter dem Meer von Bäumen Herrensitze und Schlösser, in weiter Ferne Fredensborg und Amalienborg, wo Margarete II. zu Hause ist - es ist die Insel der Königin.                                          

Text: Katharina Büttel

Service: Südseeland und die Dinosaurier

Anreise: Die Autofähre mit Scandlines von Rostock nach Gedser dauert zwei Stunden. Ca. 45 Minuten fährt man nach Stevns Klint. www.scandlines.de
Unterkünfte: z.B. vom Roedvig Inn & Seaside Hotel in Roedvig Stevns blickt man auf die Ostsee und den Kreidefelsen Stevns Klint. Viel Flair haben alle 16 individuell gestalteten Doppelzimmer. www.roedvigkro.dk/de
Hotel Jungshoved Praestegaard in Praesto ist ein familiengeführtes, luxuriöses B&B in einem historischen Herrenhaus. Mit eigenem Wassersteg und gepflegtem Garten. Die kreativ eingerichteten Zimmer laden in der ruhigen, idyllischen Umgebung zum Träumen ein. www.jungshovedpraestegaard.dk
Essen: Das o.g. Roedvig Inn bietet im À-la-carte-Restaurant eine schmackhafte Küche in „hygger“ Atmosphäre an.
Der Roennede Kro von 1825 in Roennede bietet Gastlichkeit in historisch-elegantem Ambiente. Auf der Menükarte findet man typisch dänische Gerichte sowie köstliche Smoerrebroeds, ein Genuss für Gaumen und Auge. www.r-kro.dk Traktoerstedet Hoejeruplund in Store Heddinge liegt direkt neben der „abgestürzten“ alten Kirche von Hoejerup. Serviert werden traditionelle dänische Gerichte, mittags gern in Büffetform. www.hojeruplund.dk/englisch
Im kleinen Hafen von Praesto laden viele nette Cafés und Gaststätten zum Verweilen ein.
Restaurant Holmegaard neben dem Holmegaard Vaerk mit elegantem, nordischen Design; die Gerichte sind hausgemacht aus hochwertigen Zutaten.
Das Karetmagerens Hus in Naestved bietet lokale Küche mit guten Fischgerichten an.
Kultur/Erleben: Erlebniszentrum Stevns Klint Experience in Roedvig Stevns. – Die alte Kirche von Hoejerup;
Das Geomuseum Faxe in Faxe zeigt in der Dauerausstellung die besten Fossilien des üppigen Korallenriffs. Im Kalkbuch kann jeder nach Fossilien suchen. www.geomuseumfaxe.dk
Das Camp Adventure in Roennede begeistert mit dem begehbaren Waldturm, einem Hofladen, mit Europas größtem, spektakulärsten Klettterpark und einem 2 Kilometer langen Blumenfeld, das zum Selbstpflücken einlädt. Übernachten kann man in luxuriösen Yurten mit Terrassen, darunter liegt still der See. www.campadventure.dk
Holmegaard Vaerk in Holmegaard: Geschichte und Ausstellung von Glas und Design. Im Glasatelier kann jeder Besucher sein eigenes Glas kreieren. www.museerne.dk/holmegaard-vaerk
Moens Klint, das weltweit einzigartige Naturgebiet mit 128 Meter hohen, weißen Klippen über türkisfarbenem Wasser. Am Strand kann man nach Fossilien aus der Kreidezeit suchen. Im 700 Hektar kräftiggrünem Laubwald auf hügeligem Gelände sind acht verschieden lange, gut ausgeschilderte Spazierwege angelegt. Das Schloss Liselund mit Park ist Dänemarks am besten erhaltene Gartenanlage. Beste Parkmöglichkeiten. www.naturstyrelsen.dk
Näheres: VisitDenmark; www.danischeostseeinseln.de, #visitdenmarkstories, #visitdenmark

Summertime an Jütlands Ostküste

 

         Dänemark hat mehr als die beliebten Strände. Die Hafenstädte Aarhus und Horsens laden zu Kultur, Küche und Konzerten, zu Reisen ins Mittelalter und in graue Vorzeit.

 

          Dumpf kracht die Streitaxt auf den Schild, der Ritter im Kettenhemd geht in die Knie, aber er fällt nicht. Reißt sein Schwert wieder hoch und teilt hart aus. Die Waffen klirren, die Kämpfer keuchen. Ein Moment der Schwäche und der Dänenhäuptling rammt dem britannischen Eindringling das Eisen durch das Lederwams in den Leib. Rauschender Beifall von allen Seiten.
           Dänen lieben Geschichte und sind Meister darin, sie höchst anschaulich darzustellen. Im Museum Moesgaard, am Südrand von Aarhus, treffen sich jedes Jahr Ende Juli „Wikinger“ aus den nordischen Ländern und Britannien, zeigen ihre Künste und den damaligen Alltag. Beeindruckend die Lage und Architektur des vor fünf Jahren eröffneten Museums im freien, hügeligen Feld, in den Hang hineingeschoben, das Dach aus Wiesenstücken zwischen Betonwänden begehbar. Und drinnen präsentiert sich mit modernster Museumstechnik die Geschichte des Dänenlandes.
          Wikinger sind stärker als die Elemente – das stellen ihre Nachfahren in Aarhus eindrucksvoll unter Beweis. Das Grauweiß eines trüben Tages etwa wird vertrieben von einem begehbaren Regenbogen, der vom Dach des ARoS-Kunstmuseums leuchtet. „Somewhere in the rainbow“: der dänisch-isländische Künstler Olafur Eliasson hat das neue Wahrzeichen 2011 installiert. Der Ausblick durch die bunten Scheiben ist fantastisch: die Altstadtgiebel mit dem Old Dome, das Neue Hafen-Areal mit „Dokk1“, der größten öffentlichen Bibliothek Skandinaviens. Am Horizont das schon jetzt weltberühmte Wohnhochhaus „Isbjerget“, der Eisberg. Eine ungewöhnliche Architektur, kreuz und quer „aufgebrochen“, schwimmenden Eisbergen gleich.
           Das ARoS - von außen ein Backsteinkubus, von innen ein zweites Guggenheim - war sicher einer der Gründe dafür, dass Aarhus europäische Kulturhauptstadt 2017 wurde. Seitdem bekommt die 320.000-Einwohner-Stadt am Kattegat die Beachtung, die Kopenhagen immer absorbierte.
           Und das beflügelt: auf Bühnen, in Galerien, Museen und fast im gesamten urbanen Raum werden Feste gefeiert. Im Juni etwa tritt Phil Collins einzig in Aarhus auf; das etablierte Jazz-Festival im Juli feiern sie überall in der Stadt. Der frische, beschwingte Geist der Stadt ist nicht zuletzt den 50.000 Studenten zu verdanken, denen die Stadt ein breites, preiswertes Angebot macht. Kein Wunder, dass die jungen Leute schon tagsüber die Bistros, Cafés und Restaurants im angesagten Latin Quarter bevölkern. Nomen est omen, die Atmosphäre pariserisch. Den besten Kaffee übrigens gab‘s im „Altura kaffe“ in der Klostergade.
          Kleiner Hunger? Da führt der Weg in den Street Food Market. In dem ehemaligen Busbahnhof bieten mehr als 20 Straßenküchen und Bars große Auswahl. Oder man probiert in Maria Bagers Café „Landmad“ Produkte dänischer Bauern und Feinkosthersteller, bevor man sich aufmacht in die einzigartige Museumsstadt „Den Gamle By“. Dort wird das vorindustrielle Aarhus in und zwischen Fachwerkhäusern reanimiert – Geschichte im Originalformat.
          Stadtbummel an der Aarhus A°, dem kleinen Gewässer, das die Innenstadt durchzieht und immer wieder neue lauschige Ecken öffnet. Zahllose Cafés und kleine Geschäfte liegen an den Kaimauern, dazu das große Kaufhaus „Magasin du Nord“, das für deutsche Besucher wegen des nordischen Tafel-Designs attraktiv ist. Wer Interesse an „archäologischem“ Schmuck hat, bekommt ihn im „Museums Smykker“ nahe dem Dom. ‚Thors Hammer‘ ist das ‚Kreuz‘ der Wikinger. Thor, der Gott des Blitzes und des Donners.
          Den Absacker in „St. Pauls Apothek“ in einem historischen Haus von 1899 verkneifen wir uns, denn am nächsten Morgen geht es nach Horsens.
            Wer hier nichts sucht, findet. Die Hafenstadt 30 Kilometer südlich von Aarhus lässt sich zu Fuß durchstreifen und bietet doch alles, was eine Kulturstadt ausmacht.
            Unser sympathisches Hotel liegt direkt an Dänemarks breitester Fußgängerstraße, der Soendegade. Sie ist das Herz der lebendigen Stadt. Man hat viel zu schauen, kann über drei Kilometer fast jede Art von Kunstgenuss haben. Auf dem Pflaster, an Häuserwänden Street-Art, schöne alte Fassaden auf beiden Seiten. Aus der altmodischen Fußgängerstraße hat man das „längste, farbig bemalte Buch der Welt“ gemacht – von Künstlern und Einwohnern kreiert und gemalt, links und rechts gesäumt von Skulpturen. Hier eine Pietà auf ihrem Sockel, da ein ‚frecher Bengel‘ in Bronze auf einem Mäuerchen, dort ein Wolf mit Baby im Maul. Auch der hiesige Michael Kvium zeigt großartige Skulpturenkunst; im Museum für Moderne Kunst ist er mit spektakulären Gemälden und Bildhauerarbeiten zu sehen.
            Spaziergang. Kulissenwechsel. Mit einiger Beklemmung steht man vor dem Tor des Faengslet, des Staatsgefängnisses, zögert ein wenig. Aber nein, das ist doch seit 2006 Museum, man hat ja das Ticket. Man schlüpft in die Rolle eines früheren Insassen und erfährt Gefängnis/Strafanstalt sehr nahe. Einmalig in Europa…
            Jedes Jahr Ende August ist hier der Teufel los: der Gefängnishof verwandelt sich in ein mittelalterliches Feldlager, das größte und stilvollste Ritterfest Europas - sogar Straßenlaternen werden in Holz verpackt. Tausende von Musikern, Rittern, Mönchen, Bettlern, Huren und Minnesängern ziehen in Kostümen durch die Stadt. Turniere gibt’s, schnaubende Rösser und blitzende Rüstungen. „Wikinger“ liefern sich Kämpfe ‚bis aufs Blut‘. - Ein Vergnügen für die ganze Familie.
           Wer in Horsens sich kulturell vergnügt, den überkommt früher oder später der Hunger. Zeit für ein Menü im trendsetzenden Restaurant „Moehr“. Hier kommen 15 Gänge mit puristischer Rafinesse auf den Tisch: Reis-Snack mit schwarzer Octopus-Tinte, japanischer Fisch auf Käsecreme, crispy Bauchfleisch mit pikanter Sauce. Stilecht gibt es dazu Chardonnays, Barolos, Sauvignons – und Erdbeerbier. Oder: vor der Stadt im feinen Ambiente des Golfclubs Stensballegaard im „Kokken du af huset“. Küche und Getränke ausgesucht und edel; Dinnerjacket und ein bisschen Kleingeld sind nicht verkehrt. Schließlich das „Dollys“: hier wird einem Deftiges, authentisch Dänisches vorgesetzt.
           Vorbei kommt man auf seinen Gängen am Industriemuseum in einem stillgelegten Elektrizitätswerk. Leben und Arbeit der einfachen Leute zum Anfassen. In der Halle die Elektromotoren – Zwerge und Giganten – werden für die Besucher in Bewegung gesetzt. - Wer weiß schon, dass der weltberühmte Entdecker der Meerenge zwischen Asien und Amerika, Vitus Bering, aus Horsens stammt. Die Geschichte des Seekapitäns unter Zar Peter dem Großen wird im Horsens Museum erzählt. Der Name Beringstraße hat den Dänen unsterblich gemacht.
            Horsens ist ein Ort der zufälligen Erlebnisse, sagen sie dort. Hier kommt man nicht her, um etwas Bestimmtes zu sehen, hier kommt man vorbei, einfach so! Wie Hans Christian Andersen, der über Jütland schrieb: „Überall bin ich sagenhaft herzlich empfangen worden, überall milde Augen, warme Herzen und Sonnenschein.“        

Text: Katharina Büttel   

Serviceteil zu Aarhus und Horsens

Anreise: Flüge werden regulär nur von Kopenhagen aus bedient. Die Bahn braucht über Hamburg und Flensburg im günstigsten Fall sieben Stunden. Am einfachsten kommt man nach Aarhus und Horsens mit dem Auto. Von Berlin aus sind es ca. 620 Kilometer.
Übernachten in Aarhus: z.B. Cabinn: das Haus im coolen Design liegt zentral in Theaternähe und Dom. DZ/F ab ca. 85 Euro; www.cabinn.com
Marselis Hotel, wer in die Ostsee springen oder am Strand joggen möchte – außerhalb der Stadt. DZ/F ab 109 Euro; www.helnan.dk
Essen und trinken: unzählige Cafés, Restaurants im Zentrum auf beiden Seiten des Wasserlaufs des A° sowie den kleinen Nebengassen.
Bestes Smoerrebroed u.a. im ‚Kähler Speisesalon‘. Er zählt zu den besten Restaurants der nordischen Länder. www.spisesalon.dk
Erleben: ARoS Kunstmuseum; de.aros.dk; Den Gamle By; www.dengamleby.dk;
Moesgaard Museum; www.moesgaardmuseum.dk;

Bazar Vest: Markthallen von Gellerup. Gewürze, afrikanische Gewänder, Speisen aus Pakistan, Somalia oder Libanon; www.bazarvest.dk;

Großes Wikingertreffen am letzten Juli-Wochenende am Moesgaard-Strand; Jazz-Festival vom 13.7.-20.7.2019;

Skandinaviens größtes Kulturfestival vom 30.8.-8.92019; Aarhus-Card bietet kostenlosen Eintritt in alle Museen, Freifahrt in Bussen und Straßenbahnen u.v.m., ab 44 Euro; AarhusCARD.dk
Näheres: VisitAarhus, DOKK1, Tel.: 045  8731 5010;
Unterkünfte in Horsens: z.B. Teaterhotellet, Soendergade 22, Tel.: 045 7627 8500; Joergensens Hotel, Tel.: 045 7562 1600;
Essen – trinken: „Moehrsteak“, Thonbogade 18; www.moehrsteak.dk; Café Lorentzen neben dem Faengslet; „Kokken du af huset“, Bygaden 70, Tel.: 045 20206163;
Erleben: Streetart-Werke auf Straßen, Mauern, Giebeln und Silos; Kunstmuseum Horsens mit moderner und dänischer Kunst; viele Galerien; Industriemuseum mit dem Galleri Gasvaerk; Horsens Natur entlang des Noerrestrand; Glud Museum über das Leben in Ostjütland der letzten 350 Jahre.
Näheres: VisitHorsens, www.visithorsens.dk

 

Horsens: Mittelalterfestival am 24./25. August 10-23 Uhr, Eintritt frei.

Hübsch gemütlich auf Andersens Märchen-Insel

 

          Sanfte Landschaft, die gelassene Lebensart – „Fynhygge“ - und der Duft der Ostsee: Die Insel Fünen, auf der einst zwei höchst unterschiedliche Dichter Literaturgeschichte schrieben, zeigt Dänemark pur.

 

Text und Fotos: Katharina Büttel

 

          Es war einmal eine zauberhafte Insel in der Ostsee, grün und flach gewellt. Dort standen herrliche Schlösser und prächtige Herrenhäuser... So könnte der Anfang eines Märchens des berühmtesten local hero der Insel, Hans Christian Andersen, gehen. Zum Glück ist es kein Märchen – Fünen wirkt immer noch ein bisschen so, als sei die Zeit stehengeblieben.

          Der liebenswerte Hang zum Altbackenen, den die Dänen kultivieren, gipfelt auf Fünen in einem grenzenlosen Kult um den Märchendichter. Der Schöpfer der „Kleinen Meerjungfrau“ wurde 1805 im früheren Armenviertel von Odense geboren. Dort sind Straßen, Plätze, Festivals, Eissorten und was auch immer nach ihm benannt. Obwohl aus manchen Märchen der Gemütskitsch nur so trieft, sind sie bis heute internationale Hits. Im H.C. Andersen Museum füllen die Übersetzungen allein einen ganzen Saal: 157 Sprachen, Zulu eingeschlossen. Das Viertel um das Andersen-Haus ist penibel und stilgerecht restauriert, wirkt aber ein wenig leblos, kulissenhaft. Vielleicht, weil keine Autos zugelassen sind.

          Die Industriestadt Odense hat den Spagat zwischen Tradition und Moderne gewagt. Seit fünf Jahren wächst sie und ist immer noch „hyggelig“. Neben dem Andersen-Denkmal schwimmen ganz idyllisch die Nachkommen des „Hässlichen Entleins“ im Teich. In topmodischen Läden  würde jeder „Kaisers neue Kleider“ finden. Das kulturelle Herz Dänemarks, „Brandts Klaedefabrik“, lockt ins verwinkelte Gassensystem, das mit Kunst- und Juwelengeschäften, Boutiquen, Galerien, Museen, Kinos und nicht zuletzt den Terrassencafés südländisches Flair verbreitet.

          Überraschend vielseitig ist auch der Rest der mit 2984 Quadratkilometer zweitgrößten Insel des Königreiches. Fünen liegt in der sogenannten dänischen Südsee, die eigentlich der Nordwesten der Ostsee ist. Weite Seebrücken verbinden die Insel mit Jütland und Seeland,  der Inselcharakter jedoch ist geblieben. Auf dem kleinen, ziemlich runden Stück Land kommt man von jedem Punkt aus in einer halben Stunde schnell ans Meer, zu den Häfen, Buchten und Kieselstränden; der Geruch von Tang und Wasser ist allgegenwärtig. 

          Eine sattgrüne Kulturlandschaft, gespickt mit schlichten, gekalkten Kirchen. Mit von Lupinen und Malven umrankten, ochsenblutrot bemalten Häuschen, in deren Fenstern Nippes steht. Puppenstuben-Dänemark, blankgeputzt und aufgeräumt. Die Straßen tadellos in Schuss, die Wege tadellos ausgeschildert, die Nebenstraßen kaum befahren. Ein Land für Radfahrer – über 1000 Kilometer Radwege gibt es schon. Bis 2020 will Fünen im Norden Fahrraddestination Nr. 1 werden! Nur, die Sonne muss scheinen! Ein Schlechtwetterziel ist die stille Ostsee in der Tat nicht. Unter bleiernem Himmel blasst selbst der Charme der bunten Stockrosen, die vor jedem besseren Haus auf Fünen stehen. „Dänisch Sibirien“ schimpfte ein Augsburger Dichter im Winter. Im Sommer schwärmte er vom „grünen Garten“.

         Der Mann hieß Bertolt Brecht, auch er weltberühmt. 1933 bezog er mit Helene Weigel auf der Flucht ein behaglich eingerichtetes Fischerhaus an Svendborgs Strand. Hier schrieb er „Leben des Galilei“ und „Mutter Courage“; hier entstanden die „Svendborger Gedichte“ und skurrile Kinderverse.

          Svendborg im Süden Fünens ist auch für Brecht-Verächter eine Entdeckung. Ein Segler-Dorado mit Dutzenden von Inseln und Inselchen. Die legendäre Hygge – Gemütlichkeit – wabert durch Altstadtgassen. Besonders,  wenn alljährlich Ende Juni das internationale Food-Festival zu lokalen und bio-angebauten Köstlichkeiten einlädt. Auf dem Friedhof ruhen ganze Seefahrer-Dynastien. Einst stachen von hier die Ostindienfahrer in See, und manch alter Holzkahn schaukelt noch heute auf den sanften Wellen.

          Eine Fahrt auf der historischen „M/S Helge“ mit Ausblicken auf weißleuchtende Herrenhäuser führt entlang der Südküste zum nahen „Valdemars Slot“ auf Taesinge. Die großzügige Anlage mit Tor- und Wirtschaftsgebäuden, Schlossteich und Teepavillon ist das größte dänische Schloss in Privatbesitz. Zehn Generationen lebten in der 1639-44 von König Christian IV. erbauten Residenz. Das quicklebendige Museum – seine reich dekorierten 17. Jahrhundert-Säle sind größtenteils frei begehbar – ist ein Muss.

          In Mittelfünen Schloss Egeskov: eine wuchtig-elegante Renaissance-Wasserburg aus dem 16. Jahrhundert. Mit Rittersaal und Oldtimermuseum, Irrgarten und gigantischer Parkanlage. „Ich habe den schönsten Garten Europas geschaffen, ansonsten habe ich nur ein Haus wie alle anderen“, gibt Schlossherr Graf Ahlefeldt ‚bescheiden‘ zum Besten. „So viele Fenster wie Tage im Jahr, so viele Türen wie Wochen, so viele Schornsteine wie Monate, so viele Ecken wie Jahreszeiten“, notierte Andersen nach seinem Schlossbesuch. Heute pilgern Hunderttausende nach Egeskov. Zum Mitsommerfest Sankt Hans Aften kommen einheimische Familien mit prallgefüllten Picknickkörben auf die Wiesen des Englischen Gartens und feiern und besingen gemeinsam den längsten Tag des Jahres bei Alebier vom Grafen, Musik und riesigem Strohfeuer.

          Andersens Motto „Reisen ist Leben“ führt zu einer Weinprobe auf dem Skaarupoere Vingaard. Dort hat Jörn Petersen seinen Lehrer-Job an den Nagel gehängt und keltert Weiß- und Rotweine, einen respektablen Portwein und speziellen Birkensekt. In dem milden  Klima gedeihen die Trauben bestens; dass aber der Weinbau so viel Arbeit macht, passt dem 55-Jährigen bis heute nicht so recht.

           Geschmacksexplosionen auf kulinarischen Routen, handgemachte Schokoladen, Brauereien mit Bieren von Weltklasse. Im „Fünischen Dorf“, einem großen Freilichtmuseum am Rande von Odense, ist nach einem Diner im königlichen „Sortebro Kro“ wohl jeder Genießer im Gourmethimmel. Das  Piniensorbet, ein Traum!

           Übersicht behalten aus sportlich-luftiger Höhe: das Abenteuer des Bridgewalking Lillebelt – der Spaziergang in 60 Meter Höhe oben auf der Seebrücke nach Jütland ist in Europa einzigartig! Windumtost, wunderbare Weite des Landes, der Duft der Ostsee...    

Service zu „Fünen“

 

Anreise: z.B. mit dem Auto bis Flensburg: von Fynshaven auf der Halbinsel Als in 50-minütiger Fährfahrt mit AlsFaergen nach Boejeden. Einfache Fahrt für einen Pkw bis sechs Meter Länge mit bis zu 9 Personen ab 29,-- Euro. Pro Tag bietet Faergen bis zu 12 Abfahrten pro Richtung. www.faergen.de/linien/alsfaergen.aspx

Wohnen:  Das Faaborg Fjord Hotel z.B. liegt direkt am Wasser und hat je nach Saison moderate Preise: DZ/F 167 Euro. Adresse: Svendborgvej 175, Faaborg; www.Faaborg Fjord Hotel.dk

Blaue Bed&Breakfast-Schilder weisen auf günstige Unterkünfte hin. Zum Beispiel das Herrenhaus Gelskovs Gods aus dem 17. Jahrhundert hat 13 individuell, mit Antiquitäten ausgestattete Zimmer/Suiten. Das ganze Jahr über buchbar. Im Hofladen werden jede Menge Antiquitäten angeboten; ein Golfplatz liegt in der Nähe. DZ/F ab 118 Euro;

Email: gelskovgods8@gmail.com; www.gelskovgods.com

Hotel Stella Maris de Luxe direkt am Meer in Svendborg, DZ/F je nach Saison ca. 200 Euro;

Besuche und Erleben:

Schloss Egeskov zwischen Svendborg und Odense – eine Mischung aus Schloss, Garten, Kultur; besonders stimmungsvoll zum Sommersonnenwende-Fest, der gigantische Park überrascht mit kreativem Spielplatz, Hochseilgarten u.v.m.; ganz neu das Heartland Festival mit Kunst, Konzerten, Kochkunst internationaler Musiker. Schloss geöffnet von Ende April bis Ende September.

Valdemars Slot in Svendborg mit einem originellen Restaurant unter der Schlosskirche.

H.C. Andersen Festival 21. – 27. August;

Harry Potter Festival 20./21. Oktober;

Odense Food Festival 11. – 17. September, u.a.

Kulinarische Routen: geführte Bier-, Wein- und Schokoladenrouten – alle führen zu Herstellern mit Verkostungen;

Food-Festival Kulinarisk Sydfyn in Svendborg im Süden Fünens

Museen: Brandts in Odense mit überwiegend zeitgenössischer Kunst, dazu gehört ein Medien- und Fotomuseum.

Sensationelles Bridgewalking in Middelfart auf der 60 Meter hohen Eisenbahnbrücke über den Lillebelt, inklusive Schutzanzug und Führung ca. 40 Euro/Pers.

Kulinarik: Gourmetküche bietet u.a. der „Sortebro Kro“ im „Fünischen Dorf“ an; typisch dänische Frokost (Hering mit Roggenbrot) isst man gut und urig u.a. im Restaurant „Groentorvet“, Odense. Gute Küche wird im „Valdemars Slot“ serviert.

 

Informationen: www.visitfyn.de oder mailen an Sandra Schneider Neelmeyer, sasne@udviklingfyn.dk – sie ist Deutsche.       

                                                            Bü

 

Bummel durchs winterliche Kopenhagen

          Hinreißend schön ist die Stadt auch, wenn es schneit! Nicht so voll. Ruhig. Die Museen sind leer, die Gassen voller Romantik, eislaufen kann man  – und wunderbar essen.

 

Text und Fotos: Katharina Büttel         

 

Der Turm der alten Börse mit seinen verdrehten Drachenschwänzen erstrahlt weithin sichtbar, denn es ist Königinwetter in Kopenhagen. Die Farben sind klarer, der Wind weht rauer. Die Kontraste treten schärfer hervor. Besonders, wenn man vom Wasser aus auf die „kultivierteste aller Städte“ zufährt. Kuppeln ragen in den blauen Himmel, Paläste und Kirchen kommen ins Blickfeld.

           Gewiss, vor allem sind es die imperialen Anlagen, die den Städtebummler beeindrucken. Neben all den Renaissanceschlössern aus der  Zeit Christian IV., neben spektakulärer, neuer Architektur wie die Königliche Oper, ist es das Fluidum, das nachhaltig wirkt.

           Im Winter sind die Kopenhagener unter sich, gelassen und freundlich. Sie nehmen wieder ihre Plätze und Gassen in Besitz. Hektik, Touristenmassen und Kommerz – all das ist vorbei.

           Man kann wieder vom Kongens Nytorv bis zum Rathausplatz über den Ströget, der längsten Einkaufsstraße Europas, gehen, ohne zerdrückt zu werden. Dicht gesät sind hier die guten Geschäfte, Restaurants und Cafés. Es findet sich typisch Dänisches: Silberschmuck, Kunsthandwerk und Tabakspfeifen. In der Bredgade viele Antiquitätenläden und Trödler, auch auf gehobenem Niveau. Fröstelt man: die heiße Schokolade im Hotel Chocolat ist geradezu eine Offenbarung. 

           Auf dem Doppelplatz Amagertorv–Gammeltorv schlägt das Herz des Ströget: man sitzt im Café Europa, dem Klassiker, im Café Norden, das mit seiner Jugendstildekoration wie ein Wiener Kaffeehaus wirkt. Das Royal Smushi Café neben dem Royal Copenhagen Porcelain aber ist in: Wuchtige Lüster, zarte Engel hängen von den Decken, riesige Gemälde zieren hohe Wände. Kerzenschein der Silberleuchter, witzige Möbel in Pastelltönen, hochgetürmte Leckereien vor Spiegeln machen die spezielle „funky baroque“-Atmosphäre aus. Draußen tanzen Schneeflocken, drinnen wird „Smushi“ - Smörrebröd in Sushigröße, auf edlem China-Porzellan serviert. Unverschämt teuer, aber auch unverschämt gut.

          Noch bei null Grad sitzen die Dänen draußen, in Decken gehüllt, rauchen und trinken; wir gesellen uns mit einem „Glog“, Glühwein mit Mandeln und Rosinen, vor dem Rathaus hinzu. Vor uns der Reiherbrunnen, Treff der Kopenhagener Jeunesse dorée. Direkt dahinter das mächtige Schloss Christiansborg, Sitz des Folketing, Amtssitz der Königin, Björn Nörgaards Pop-Gobelins in den Prunksälen. Das Schloss nimmt die Insel Slotsholmen ein, „Wiege der Stadt“; 1167 ließ Bischof Absalon eine Schutzburg für das Fischerdorf Havn bauen.

          Zum Aufwärmen ins nahe Kaufhaus Illum mit Illums Bolighus. Was dänische Designer an exquisiten Möbeln entworfen haben, findet man hier. Die Östergade mit ersten Haute Couture-Adressen führt zum Kongens Nytorv. Der schönste Platz des gesamten Königreichs schmückt sich mit dem Magasin du Nord, dem Königlichen Theater und dem Nobelhotel Angleterre. Ein Steinwurf weit Kopenhagens Bilderbuchzeile: das Hafenbecken Nyhavn mit Kneipen und Restaurants, 300 Jahre alten Häusern und altgedienten Dreimastern. Der Tipp für den Abend: im ‚Faergekro‘ gibt es ein fantastisches, günstiges Heringsbuffet. Das hätte auch Märchendichter Hans Christian Andersen gemundet, denn er liebte das Hafenviertel so sehr, dass er hier an drei Stellen Wohnung nahm. 

           Die Ny Carlsberg Glyptotek zeigt etruskische, ägyptische Kunst und französische Impressionisten. Galerien mit moderner Kunst sind über die Innenstadt verstreut. Was an Kopenhagen so wunderbar ist: alles Historische, die Museen, Kirchen, Gärten ballen sich auf zwei Quadratkilometern zusammen. Fast alles ist zu Fuß erreichbar, was Zeit spart und den Geldbeutel schont. Schließlich gehört die Metropole zu den teuersten der Welt.

          Ein „Pölser“, rote Wurst in weichen Brötchen, dazu ein Carlsberg im „Victor“. Dann mit den Kindern zum Eislaufen ins Tivoli oder auf die zugefrorenen Seen. Spaß haben sie später auch im Kindermuseum des Nationalmuseums: nach Lust und Laune können sie sich verkleiden, alle Artefakte anfassen, mit der Kopie des Gokstad-Schiffes aus dem 10. Jahrhundert „auf große Fahrt“ gehen.

          Nach Einbruch der Dunkelheit wird’s märchenhaft: tausende Lämpchen in Bäumen, an Gebäuden, im Tivoli verzaubern die Stadt. Nachtschwärmer zieht es ins aufblühende  Szeneviertel Vesterbro hinterm Bahnhof, ehemals Arbeiterviertel. Hipp ist das Café Granola in der Vaernedamsvej; im‚Sticks’n Sushi‘ sitzt man zu zwölft an großen Tischen und kommt schnell mit Dänen ins Gespräch. Die Kellerrestaurants in alten Gewölben wie Kong Hans und Börskälderen füllen sich, auch die auf den  alten Kanalschiffen. Junge Gäste ziehen durch die „hyggeligen“, gemütlichen, Bistros und Cafés am Graabrödre Torv.

          Das urdänische Smörrebröd war gestern? Keineswegs: nach alten Rezepten hochgetürmt mit Hering oder Lachs ist es im „Slotskaelderen“ ein Genuss. Fine Dining beim Sternekoch René Redzepi im vielfach ausgezeichneten „Norma“: geeister Ziegenkäseschnee an Rindermarkwürfeln, Rehfilet in Heu mit Erbspüree für 270 Euro! Die jungen Kreativen kochen aber zum Glück nicht nur neodänisch: sie besinnen sich wieder auf Bodenständiges, Schwein, Schwarte und Beeren – nur die Zubereitung muss neu sein.

          Vergnügen bereitet es Jung und Alt, im Stechschritt mit der königlichen Leibgarde von Rosenborg Slot durch die Innenstadt zum Schloss Amalienborg, dem Winterschloss von Königin Margrethe II., zu marschieren. Aber vorher die Kronjuwelen ansehen!

          Die Nähe zur Hauptstadt prägt das Leben auf Seeland. Das S-Bahnnetz der Anderthalb-Millionen-Stadt reicht weit ins Ländliche. Könige und Fürsten bauten hier ihre Herrenhäuser, reiche Städter ihre Sommersitze. Kultur und Kultiviertheit kommen bestens zusammen. Bekannter Beweis dafür ist „Louisiana“, Museum für moderne Kunst von Weltgeltung, nördlich von Kopenhagen am Öresund gelegen. Die Tour dorthin lässt sich gut mit dem Hamlet-Schloss Kronborg in Helsingör verbinden. Beide Ziele haben im Winter einen Vorteil: keine Warteschlangen draußen, keine Touristengruppen drinnen. Sonntags wird sogar ein günstiges Brunch angeboten.

          Unweit des Ostseehafens Gilleleije liegt am Esrum-See die Sommerresidenz der Königin: die meisten Besucher kommen nach Schloss Fredensborg nicht wegen der Barock-Rokkoko-Klassizismus-Architektur, sondern um einen Blick auf die Monarchin zu erhaschen. Diese Chance böte sich eher im Sommer -  wenn die Strände mit feinem Sand, gelbe Rapsfelder und blühende Gärten, Waldgebiete und sanft gewellte Hügel unbeschwerte Ferien garantieren.    

 

zum Vergrößern bitte ein Foto anklicken!

Service: Winter in Kopenhagen

 

Anreise: Mit der Scandlines-Autofähre Überfahrt von Rostock nach Gedser in ca. zwei Stunden – bis Kopenhagen ca. 1,5 Stunden. Preis je nach Saison ab 80 Euro/Auto inkl. Insassen. Direktflüge mit Easyjet, Norwegian oder Air Berlin.

Wohnen: Hotels in der City sind teuer. Günstig im Winter sind Ferienhäuser auf dem Land. Das Bus-, S-Bahn- und Bahnnetz bringt einen schnell ins Stadtzentrum. Infos bei Europas größtem Anbieter NOVASOL, Hamburg; Tel.:040-688 71 51 82, e-mail: novasol@novasol.de; www.novasol@novasol.de

Copenhagen Card: Die Card bietet freien Eintritt in 74 Museen u.a., freien Transport bei Tag und Nacht mit Bus, Bahn, Metro im Großraum Kopenhagen. Ein Stadtführer ist ebenso inkludiert wie Rabatte für viele Restaurants, Attraktionen, Aktivitäten, Mietwagen. Zu kaufen ist sie im Copenhagen Visitor Centre, Vesterbrogade 4A), am Flughafen, an größeren Bahnhöfen. Preis: je nach Anzahl der Tage, www.copenhagencard.com

Kultur: Kostenlos ist der Eintritt ins Nationalmuseum und ins Kunstmuseum. Sehenswert im Zentrum das Museum des Bildhauers Bertel Thorvaldsen; die royalen Schlösser Amalienborg, Christiansborg und Rosenborg; die Ny Carlsberg Glyptotek; das aus einer alten Schiffshalle umgestaltete Jüdische Museum von Architekt Libeskind; das Designmuseum. Südlich der Stadt das postmoderne Arken mit neuer Kunst u.v.m. – Alternatives Leben im „Freistaat Christiana“ .

Kopenhagens berühmte Jazzkultur kann man mit einem Jazz-Guide erkunden. Das JazzHouse und La Fontaine bieten Kurzweil; charmante, altmodische Beschaulichkeit der Tivoli (im Winter ist er ab Mitte November bis 23.12. geöffnet); aus sprachlichen Gründen lohnt im Königlichen Theater eine Balletaufführung, denn ein Theaterstück.

Ziele auf Seeland: Louisiana in Humlebaek; Karen Blixen Museum in Rungsted („Out of Africa-Autorin); Krimi-Fans werden im Sherlock Holmes Museet in Nyköbing fündig. In Schloss Frederiksborg, Dänemarks schönstem Schloss, gibt es sonntags von 10-13 Uhr ein günstiges Brunchbuffet, www.leonora.dk; in Roskilde sind der Dom und das Wikingermuseum unbedingt sehenswert – legendär im Juli das Rockfestival.

Buchtipps: Der DuMont-Band „Richtig Reisen Dänemark“ kostet 22,95 Euro. Sehr informativ und vielfältig der City-Guide plus Faltplan „Kopenhagen/Malmö“ von Reise Know-How für 14,80 Euro.

Näheres: über Wonderful Copenhagen, visitcopenhagen.com; FVA VisitDenmark, Hamburg, Tel.: 040-32 02 10, e-mail: daninfo@visitdenmark.com; www.visitdenmark.com

Ein Jubi bei Wind und Wellen

         Den Kragen hoch und tief durchatmen: Winterurlaub auf Dänemarks größter Nordseeinsel Römö muss keineswegs langweilig sein – wer die richtige Einstellung hat, kann hier bestens entspannen


Text und Fotos: Katharina Büttel


         Ein menschenleerer Strand, ein gemütliches Domizil mit Kamin, dazu vielleicht noch ein gutes Restaurant oder ein Museum in der Nähe – viel mehr braucht man eigentlich nicht, um in der kalten Jahreszeit ein paar erholsame Tage auf dieser südlichsten dänischen Nordsee-Insel zu verbringen. Vielleicht noch eine urige Inselkneipe um die Ecke – die allerdings ist auf Römö Fehlanzeige!

         „Die ‚stille Saison‘ – sie steckt voller kleiner Freuden“, lächelt Bodil Thomsen vom Tourismusamt der Insel. „Kein Rummel, kein Gedränge, keine großen Knüller. Dies ist die Saison der Individualisten, die ohne ‚Äktschn‘ auskommen“; sie empfiehlt zum Einstieg einen Spaziergang zum Dünenmeer von Lakolk.

         Also durchfahren wir mit dem Auto die Dünenbarriere. Das ist ein tief eingekerbter, hartsandiger Durchgang zur Nordsee, der den Blick öffnet auf Europas breitesten, endlos langen Sandstrand im Westen der Insel. Nicht jeder mag einverstanden sein, dass große Abschnitte im Sommer wie im Winter frei befahrbar sind für Autos. Die Sonne färbt das Meer tintenblau, weiß ist die Gischt der Brandung, der Himmel schimmert azuren. Alles haben wir so ziemlich für uns allein: den wildromantischen Strand, das Grün der Dünenkiefern und der Heideflächen, das Rot der reetgedeckten Häuser - so dänisch bunt, so intensiv, frisch, sauber.

         Der Himmel kann aber auch anders. Wenn das einmalig schöne Licht verblasst, Donner die Luft zerschlägt und zwischen dramatischen Wolkenbergen grollt, der Wind Fahrt aufnimmt und lauthals übers Land braust, die Schaumkronen krachend wegkippen, dann wird’s ungemütlich. Die berühmt-berüchtigten Winterstürme, die unter den Anorak kriechen und in die Ohren beißen, sie locken nur die Unentwegten. Weg sind die paar Drachen am Himmel, weg sind die Naturfreunde, die sich gerade noch gegen die Windmauer stemmten. Auch egal. Wir flüchten uns in die nahe Kerzenfabrik Römö Lys, wo wir nach Herzenslust Kerzen für unser Ferienhaus selbst gießen können. Wenn Weltuntergang, dann wenigstens romantisch bei Kerzenschein, prasselndem Ofen und einem leckeren Jubi Akvavit.

         Nur 850 Einwohner zählt die Insel, die seit 1948 über einen 9,2 Kilometer langen Damm mit dem Festland verbunden ist. „An schönen Sommertagen tummeln sich hier 100.000 Leute. Zum Glück verlieren sich die Strandläufer hinter, vor und in den Dünen; immer mehr sogar auf Wanderungen im Wattenmeer“, erzählt Bodil beim nächsten Treffen. Zwei Ampeln tragen die ganze Verantwortung dafür, dass Römö zur Hochsaison nicht im Chaos untergeht. Im Winter blinken sie brav, aber zu regeln gibt es wenig: nur ein paar Autos, viel Ruhe. Gut 1.250 Ferienhäuser gibt es auf Römö, dazu ein paar Hotels, ein paar Appartementanlagen, keine Bettenburgen, keine Hochhäuser.

           Die riesigen Regentropfen am Fenster des Feriendomizils sind getrocknet. Wir bummeln jetzt durchs kleine, mittlerweile hypermoderne Hauptstädtchen Havneby am südlichen Inselzipfel. Schnuckelig ist es hier nicht; die Stammgäste schätzen aber die lebendige Atmosphäre, die guten Einkaufs- und Ausleihmöglichkeiten von vielerlei Windsportgeräte, die Cafés und Outlet-Shops – Kinder lieben am Ortseingang „ihr“ Ferienparadies mit Labyrinthgarten, Streichelzoo, Spaßbad, Ponyreiten und vielem mehr. Östlich liegt der Hafen, menschenleer. Die Fischkutter sind vertäut. Vom Fährenanleger kann man bei guter Sicht nach Sylt hinüber sehen – ein Tagesausflug dorthin wäre eine gute Idee!  

           25 bis 30 Seemeilen vor der Küste wird im Winterhalbjahr nach Krabben gefischt. Zweidrittel des Jahres verbringen die Fischer auf dem Wasser – das ist viel, aber etwa 150 Menschen auf Römö leben von dem Geschäft mit Nordseekrabben und Miesmuscheln. Im Fischrestaurant „Holms“ mit integriertem Fischladen am Hafen kann man sich gut niederlassen und Speck mit geräucherten Krabben, Spezialität des Hauses, futtern. Die sind so gut, dass wir gleich noch ein ordentliches Paket mitnehmen für die Zeit vorm Kamin. Fisch gutbürgerlich, leckere Schollen, Seezungen und andere Plattfische, probieren wir am nächsten Abend im „Havneby Kro“. Wohltuend hier wie dort: man wird nirgends zugedudelt mit lauter Musik. Aber viele Gasthäuser schließen ab Januar und öffnen erst wieder im März, wenn mit den ersten Gänsen auch die Ornithologen eintreffen.

         Die Vorfahren der Fischer sind als Walfänger halbjahresweise auf große Fahrt bis hinauf nach Island und ins Eismeer um Grönland gezogen. Noch heute zeugen herrschaftliche Anwesen und die aus den Kieferknochen von Walen errichteten Zäune vom einstigen Wohlstand. Viele der alten Fachwerkhöfe auf Römö sind liebevoll im friesischen Stil restauriert. Schmuckstück ist der Dreiflügelbau Kommandörgard aus dem 18. Jahrhundert. Der ehemalige Kapitänshof ist heute Nationalmuseum; in der Scheune informiert eine Dauerausstellung spannend über Wale, Walstrandungen und Walfang.

         Die Nacht ist stockfinster. Am Morgen scheint die Sonne über die Terrasse ins Zimmer, der Wind heult nicht mehr. Na also, jetzt schnell entscheiden: eine geführte Wanderung durchs Wattenmeer, zu Fuß durch dichten Kiefernwald zu den Dünen oder mit dem Fahrrad zum XXL-Sönderstrand im Süden. Von da könnten wir uns bei erneuten Schauern auf kurzem Wege in die weiße Kirche Kirkeby aus dem frühen 13. Jahrhundert flüchten. Die schönen Votivschiffe im Inneren und die Grabplatten der Kapitäne im Kirchhof wollten wir uns ohnehin anschauen.

           Wir nehmen also die Traumstraße zum Traumstrand, immer geradeaus. Stapfen vom kleinen Parkplatz los mit tief ins Gesicht gezogener Mütze und Skibrille gegen den Wind. Rauf und runter geht es über schmale Pfade durch dichten Strandhafer. Wir retten eine verletzte Möwe, halten inne und schauen vom Dünenrücken übers das Meer - es ist ruhig und glatt. Unter uns an der Wasserkante ein paar Unverdrossene. Ob sie wohl auch auf den sensationellen Sonnenuntergang warten? Uns wurde er versprochen…

 

zum Vergrößern bitte ein Foto anklicken!

Infos zur Insel „Römö“

 

Anreise: Mit dem Auto von Berlin über Flensburg, Töndern, Höjer – hinter Skaerbaek geht es nach Westen über den Damm auf die Insel.

Unterkunft: Traditionell empfiehlt sich ein Ferienhaus; über Feriepartner Römö, www.feriepartner.dk/roemoe: - Es gibt auf Römö auch Appartements, Hotels, Hostels und drei Campingplätze: romo@romo.dk, www.romo.dk.

Hunde sind erlaubt, grundsätzlich gilt Leinenpflicht. Außer in geschlossenen Bereichen am Lakolk-Strand und im Inselinneren, www.hundeskovene.dk

In ganz Dänemark bietet NOVASOL, Europas größter Vermieter von Ferienhaus- und –wohnungen Domizile an: novasol@novasol.de, www.novasol.de

Blaue Flagge: die beweist, dass Badewasser- und Umweltqualität laufend getestet werden. Auf Römö weht sie am Strand von Lakolk, am Sönderstrand und im Hafen.

Sport: Fahrradverleih unter info@romocykler.dk; Angeln, Golf, Mini- und Fußball-Golf, Pferdepark mit über 70 Islandpferden, Pferdekutsche und Ponyreiten, Wellness und Beauty, www.kommandoergaarden.dk; Strandsegeln u.v.m.

Unternehmungen: Wattwanderungen- und Traktortouren; Robben-, Austern- und die „Kleinen Fünf“-Safaritouren; Bunkertouren und der beliebte Labyrinthpark. Cafés, Pubs und Shopping z.B. im Lakolk Butikscenter, auch um den Hafen herum. Radtouren im Nationalpark Tönnisgaard, www.tonnisgaard.dk

Ausflüge: Täglich ab Havneby-Hafen geht die Fähre nach Sylt.

Auf dem Festland: in Höjer steht die 22 Meter hohe ‚Höjer Mölle‘ - Mühle mit Kornspeicher, Müllerhaus und Bauerngarten. – Die alte Handelsstadt Skaerbaek, bekannt für Webteppiche und ihrem Künstlerhaus (Anfang September ‚Tag des offenen Ateliers‘). Ein Muss ist der Galerie-Besuch bei Künstlerin Else Pia Erz: ihre Hauptthemen sind die „schwarze Sonne“, Gänse- und Entenflug sowie das Wattenmeer, Skaerbaek, Ribevej 13. - Mögeltönder ist bekannt wegen seines Schlosses – heute Wohnsitz von Prinz Joachim und Prinzessin Marie – , der schönsten Dorfstraße ganz Dänemarks und der Klöppelkunst. – Das Highlight in Ribe ist Dänemarks sehenswerteste Domkirche. In den Gassen des mittelalterlichen Stadtkerns lässt es sich gut shoppen, nach Kunst stöbern, viel Musik und im Vikinger Museum viel Geschichte erleben; info@visitribe.dk; www.visitribe.dk

Näheres: Römö Turistbureau, Nörre Frankel 1, Havneby,in DK-6792 Römö. Tel.: +45 7475 5130, romo@romo.dk; www.romo.dk

Feigen und Maulbeeren - mitten in der Ostsee

         Im Herbst wie im Sommer sind Erholungssuchende auf Bornholm gerade richtig: weiße Sandstrände und herrliche Natur, bunte Boote, Bilderbuchstädtchen und goldene Heringe versprechen heitere Tage auf dem dänischen Eiland.

Text und Fotos: Katharina Büttel

 


         Wie denn – wo sind wir denn hier? In Roenne gehen wir von der Fähre, schnuppern milde Meeresluft und sehen: Maulbeersträucher, Weinstöcke und Feigenbäume, Malven blühen üppig und vor den kräftig bunten Häusern; in den schmalen Sträßchen die Stockrosen. Stehen wir wirklich nördlich des 55. Breitengrades? 40 Kilometer vor der schwedischen Küste? Ja, wir sind auf Bornholm, 30 Kilometer lang, 20 Kilometer breit, Granitfelsen, der östlichste, wärmste, sonnenreichste dänische Außenposten, Dänemarks schönste Ferieninsel, wie es heißt.

           Sonne im Gesicht und Wind im Haar. Nach kräftigem Radeln - das Rad ist das beste Fortbewegungsmittel – gleiten wir in die Leichtigkeit des Lebens, staken durch schier unendlichen Tiefsand. Hinter den Strandkiefern, Dünen und dem Strandhafer kommt das Staunen: prächtige Ostsee wellt am – werbewirksam - schönsten Strand Europas. Hier in Dueodde, dem südlichsten Zipfel Bornholms, fallen auch dem Vielreisenden nur Superlative ein. Das kilometerlange, flache Land ist heute Naturschutzgebiet und liebstes Touristenziel. Lässt man den superfeinen Sand durch die Finger rinnen, ist klar, warum er dazumal in die Sanduhren gefüllt wurde.

           Während Strandliebhaber in der bis zu 18 Grad warmen Ostsee baden, erkunden andere Keramik- und Glaskunstwerkstätten, stöbern auf einem Loppemarket, wie hier der Flohmarkt mit all seinem Krempel heißt, oder treiben ihr Spiel mit dem kleinen weißen Ball: Golfen ist im Dänenland Volkssport. Auf der Insel gibt es drei wunderschöne Plätze mit Meeresblick; der in Gudhjem ist mit 180 Hektar der größte des Landes. „Wir Golfer lieben die Natur und die Gemeinschaft, wir sind happy und zufrieden“, versichert Golfmanager Carsten Haestrup, rettet dabei vor den harten Bällen ein paar Möwen, die „hyggelig“ auf dem Green hocken. Kinder sind hier willkommen: die Eltern schlagen ab, die Kids vergnügen sich beim Fußball-Golf. Dabei gilt: wer zuerst alle 18 Torhindernisse überwunden hat, dem ist ein giftgrünes Krölle-Bölle-Eis sicher! Die süße Köstlichkeit wurde nach dem kleinen Inseltroll benannt, der in Bornholmer Geschichten herumgeistert.

             An der Ostküste entlang geht es vorbei an breit hingestreckten Gehöften mit tief heruntergezogenen Reetdächern und buntlackierten Sprossenfenstern zu den Helligdomsklippen, einer herrlich rauen Felsformation in der Ostsee. Ebereschen setzen rote Tupfen in die Landschaft. Nach dem Naturerlebnis erwartet den Wanderer avantgardistische Baukunst. Das Kunstmuseum ist ein weiß getünchter, stufig in den Hang gebauter Ziegelbau mit Turmstumpf. All den Künstlern, die hier ausgestellt sind, hatte es das berühmte Bornholmer Licht angetan: auf drei lichtdurchfluteten Ebenen werden ihre Werke präsentiert, die in einer engen Beziehung zur Insel stehen. Schwerpunkt der Sammlung ist die „Bornholmer Schule“; Oluf Hoest ist deren berühmtester Vertreter.

             Gudhjem ist ein Bilderbuch-Bergdorf an der Nordküste. Svaneke, am nordöstlichen Ende mit seinem malerischen Hafen und dem bunten Marktplatz, liegt im Streit mit Gudhjem um den Ruf als schönstes Inseldorf. Ganz Svaneke steht unter Denkmalschutz. Auch in Gudhjem sind die schnuckeligen Häuser in den typischen Bornholmer Farben gestrichen: das Ochsenblutrot leuchtet, bestechend das Blau und das Weiss, das pralle Gelb hebt sich kräftig gegen die braunen Fachwerkhölzer ab. Hinter kleinen Fensterscheiben zeigen die Einheimischen, was sie lieben: kleine Puppen und Schaukelpferdchen, eine alte Brosche, schöne Gläser, bemalte Keramik, Krüge und Kannen. Einfach „hyggelig“, was „herzig“ oder „gemütlich“ meinen kann, aber auch „savoir-vivre“ auf Dänisch, so Wolfgang, unser Guide aus Hamburg. Überhaupt liebt er die Dänen, hier seien sie noch angenehmer als anderswo im Lande.

           Ohne Hering geht hier rein gar nichts! In Gudhjem wurde die erste Insel-Räucherei eröffnet. 1886 kam man auf die Idee, das Silber der Heringe zu vergolden. Die silbrig schimmernden Fische werden an den Köpfen aufgehängt und getrocknet, dann drei Stunden über Schwarzerle geräuchert, bis sie ins Goldgelbe changieren. Warm aus dem Ofen schmecken die „Bornholmer“ am besten. Mit viel grobem Salz, Schwarzbrot und einem Eigelb obendrauf sind die butterzarten Leckerbissen die „Sonne über Gudhjem“. Dazu ein Edelbitter „Gammel Dansk“ oder ein eisgekühlter Aquavit, na bitte, köstlich!

           Ein Abstecher führt die Inselerkunder zu den berühmten Rundkirchen; vier davon gibt es noch. Vielleicht waren es einmal Wehrkirchen, heute sind sie die Wahrzeichen im Land, weiß und wuchtig, restauriert und immer gepflegt.

           „NaturBornholm“ heißt ein Projekt, das die Bornholmer zunächst ähnlich argwöhnisch betrachteten wie einst das Kunstmuseum. Nach näherem Betrachten erschließt sich dem Besucher das Besondere: die Fassade des von Henning Larsen entworfenen Baus besteht aus „Gabionen“, das sind Abertausende Granitbrocken, die in Drahtkörbe geschnürt sind. Das Center, nicht eigentlich ein Museum, ist ein Erlebnis für alle Sinne und jedes Lebensalter und unterstreicht eindrucksvoll Bornholms Ruf als Familienurlaubsinsel. Auf einem Laufband wandernd erleben Erwachsene und Kinder eine Reise 1,7 Milliarden Jahre zurück zur Ursprungsgeschichte der Insel: brodelndes Magma, Eiswände und glühende Sonnen. Anlaufpunkt ist das Krokodilbecken, in dem sich die Vorzeitechsen tummeln. Lernen als Erlebnis ist das bewährte Konzept der als pädagogisch fortschrittlich bekannten Dänen.

               Wieder in freier Natur. Der Frühherbst zaubert ein klares Licht über Wald und Flur. Abgeerntete Felder weiten den Blick über die sanften Hügel. Bauern bearbeiten ihre Äcker und ziehen Schwärme kreischender Möwen und Nebelkrähen hinter sich her. Mit Naturführer Jens Kofoed gehen wir im Wald von Almindingen auf „Bison-Safari“. Seit 2012 leben zwischen Nadel- und Laubbäumen auf einem 200 Hektar großen, eingezäunten Areal bei Svinemose europäische Bisons, auch Wisente genannt. „Man muss denken wie ein Bison, wenn man eins finden will“, sagt Jens und verschwindet im Unterholz. Zu sehen war dann doch keins. Egal – dann lassen wir uns eben mit „Frokost“, „Essen“, verwöhnen. In einem hyggeligen Kro freuen sich Fischliebhaber über hausgemachten Johannesbeerhering mit mildem Wacholder-Aroma, saftige Shrimps, kleine Krebse, frischen Lachs – dazu Himbeeren und Brombeeren, natürlich von der Insel!                                             

 

zum Vergrößern bitte ein Foto anklicken!

Service zu „Bornholm“

 

Bornholm hat rund 41.000 Einwohner, im Sommer zusätzlich nie mehr Touristen als Einwohnerzahl. Rekord sind 2000 Sonnenstunden

Anreise: Mit dem Auto auf der Autobahn entweder über Rostock oder gleich über Stralsund nach Rügen bis Sassnitz. Von dort geht die Fähre der Reederei Faergen zwischen Frühjahr und Herbst in dreieinhalb Stunden nach Roenne, der größten Stadt Bornholms. Faergen bietet auch Inselhüpfen zwischen Bornholm, Fanoe, Samsoe, Langeland und Fünen an. Preisbeispiel: Die einfache Fahrt von Sassnitz nach Roenne mit einem Pkw inklusive fünf Personen ab 135 Euro. www.faergen.de; Buchung: e-mail buchung@daenemark-faehren.de

Radfahrer können die Insel auf 235 Kilometern vorbei an Küsten und Stränden erkunden. 21 Tourenvorschläge im Guide unter www.veloroutes.org/r/72307

Beste Reisezeit: Ab Ostern bis in den Oktober hinein. Außerhalb dieser Zeit ist es zwar deutlich günstiger, aber viele Restaurants und Geschäfte haben geschlossen.

Unterkunft: Die großen Hotels meiden. Besser Pensionen oder Anlagen mit Ferienwohnungen, wie z.B. Hotel Balka Strand in Roenne, 150 Meter zum Strand. www.hotelbalkastrand.dk. Generell bieten sich Ferienhäuser an. Die Auswahl ist groß: von einfach bis luxuriös mit Sauna und Whirlpool gibt es fast alles.

Infos unter www.novasol.de; e-mail: novasol@novasol.de

Währung: Im Dänenland wird weiterhin mit Kronen bezahlt. Empfehlenswert: schon zu Hause einige Kronen tauschen. Auf Bornholm selbst gibt es überall EC-Karten-Automaten.

Aktiv in der Natur: Golfen z.B. bei Roe Golfbaner, www.roegolfbane.dk; Schiffstouren unter www.ms-thor.dk; Windsurfing, Kajaking, Climbing, Biking, Wandern, Joggen.

Näheres: Dänisches Fremdenverkehrsamt, 20095 Hamburg; Tel.: 040/320 21-0; www.visitdenmark.com

 

Dänisches Design in wunderbarem Museum in Kolding

Südjütland bietet nicht nur eine wunderbare Küstenlandschaft, sondern auch einiges für Kunst- und Architekturfreaks.

Text und Fotos: Friederike Kramer-Hartenholm


 

Die Stadt Kolding rühmt sich ihrer schönen Galerien, Werkstätten und ihrer Designschule, sie hat aber noch mehr zu bieten.

In der Nähe des Koldingfjords liegt das Kunst- und Kunsthandwerkmuseum Trapholt (www.trapholt.dk, täglich geöffnet von 10-17 Uhr). Von außen erinnert das Museum wegen seiner langen weißen Mauer, der sogenannten „weißen Straße", an eine Klostermauer, von innen mit seinen hellen schneckenförmigen Aufgängen an das Guggenheim-Museum in New York. Die Dänen nennen es bescheiden „Klein Louisiana" (nach dem berühmten Kunstmuseum nördlich von Kopenhagen), aber Trapholt braucht sich nicht zu verstecken. Es bietet einige Leckerbissen, vor allem für Fans dänischen Möbeldesigns.

Trapholt wurde 1988 eröffnet und zeigt aktuelle dänische Kunst, Skulpturen, Möbel, Keramik und Textiles. Es werden Möbel und Lampen von Kaare Klint, Poul Kjaerholm, Poul Hennigsen, der Afrika-inspirierten Nanna Ditzel oder von Charlotte Friis, deren Uhrentisch den Titel trägt „What are we missing today?"

Und dann sind dort natürlich die Klassiker von Arne Jacobsen, Hans J. Wegner, Boerge Mogensen, Finn Juhl und Verner Panton vertreten.

Ganz besonders interessant ist das im Garten aufgebaute Sommerhaus von Arne Jacobsen, ein Kubeflex Ferienhaus, das aus einzelnen kubischen Teilen besteht, die man ganz nach Geschmack des Bewohners durch weitere kubische Einheiten vergrößern kann. Es stand ursprünglich in Vordingborg auf Seeland und hat jetzt neben dem Museum Trapholt seinen Platz gefunden. Sogar der Kamin des schmucklosen Hauses ist „dänisch funktionell" gelöst – halb als Innen- und halb als Außenkamin. Im Inneren des Gebäudes gibt es natürlich nur Arne Jacobsen-Design – vom berühmten „Ei" und „Schwan" und der „Ameise" (seine Sessel, Sofas und Stühle) bis hin zum Besteck und den Armaturen.

Arne Jacobsen hat dieses flexible Haus 1969 bis 70 entworfen, jedoch war dieses Experiment für die damalige Zeit für eine Produktion zu radikal. Aber - und das ist auch einmalig – auf Anfrage kann man das Haus für einen Aufenthalt mieten.

Zum Museum gehört ein gut sortierter Shop und ein wunderschönes Café mit herrlicher Aussicht auf den Fjord.

 

zum Vergrößern bitte ein Foto anklicken!

Grandios ist eine Schifffahrt durch die riesigen, weißen Eisskulpturen

Rock ‚n' Roll in der Diskobucht
Text und Fotos: Katharina Büttel

 

 

Neun Monate ist kein Durchkommen rund um Grönland. Aber dann kann man an Bord eines Expeditionsschiffes das Wunder des arktischen Sommers hautnah erleben.

 

 

          Zart taucht die Mitternachtssonne die stille, arktische Landschaft aus Fels, Eis und Meer in magisches Licht - goldfarben wie schmelzendes Edelmetall. Schlag acht Uhr morgens kracht, bebt und vibriert es. Voller Schwung schlägt der Bug der MS Disko II hart auf die Wellen, unsanft werden die Passagiere geweckt. „Zur Abwechselung tanzen wir jetzt Rock ‚n' Roll, bei Einfahrt in die Diskobucht ist das Wasser wieder soft and sweet", tönt heiter und beschwingt die Stimme des dänischen Kapitäns über Mikrofon.
          Dabei haben sich die 56 Gäste an Bord in den vergangenen Tagen wahrlich nicht gelangweilt. Sie haben den längsten Fjord der Welt, den Kangerlussuaqfjord, durchfahren, in Sisimiut erstmals arktisches Festland betreten. Bei Ummannaq im blühenden „Tal der Winde" das Sommerhaus des Weihnachtsmannes besucht und die „Gelbe Wüste" in der weißen Wüste durchwandert. Über 500 Kilometer nördlich des Polarkreises, in Ukkusissat, tanzten sie mit Inuits, Grönlands Ureinwohnern. An der Gletscherfront des Eqip Sermia schauten sie be-geistert den Eiskolossen zu, wie sie mit donnerndem Getöse ins Meer kalbten. Doch der sechste Tag an Bord soll den Höhepunkt bringen.
          Sehnsuchtsziel an der Westküste ist der sagenhafte Kangia Ilulissat Eisfjord. Aber noch tänzelt die Disko II, Eisklasse 1A1, vorbei an Schären nach Süden. Aus den Orten hört man ab und zu das Heulen der Hunde. Plötzlich verändert sich etwas. Je mehr das Schiff in die spiegelglatte Diskobucht vordringt, umso größer und häufiger werden die Eisberge. Im Licht der Morgensonne strahlen sie blau, türkis, weiß wie Diamanten. Bizarre Skulpturen, manche höher als 100 Meter. Wie Fregatten unter vollen Segeln treiben sie dicht an der Reling vorbei hinaus in den arktischen Eisgarten. Kameras werden vors Auge gehalten, klamme Finger fummeln am Auslöser. Es zoomt und blitzt, schließlich will man die Zauberwelt gut im Bild festhalten. Allerdings gibt kein Foto die Natur wieder, so später die einhellige Meinung.
             Noch bevor der Anker im Hafen fällt, gehen vier Worte durch Mark und Bein: „Whales on the left!" Kapitän Jesper stoppt die Maschinen, in hundert Metern Entfernung bricht die Wasseroberfläche ungestüm auf. „Er bläst, er bläst", ruft er den ersten Wal persönlich aus. Der Wassernebel des meterhohen Atemstrahls glitzert in der Sonne wie Blattgold. Ein zweiter und dritter Blas folgen, dann tauchen gewaltige, grauschwarze Rücken auf. Finnwale! Abwechselnd wedeln sie mit ihren imposanten Flossen, um dann blitzschnell und elegant in der Tiefe zu verschwinden. „Was für ein Anblick", murmelt eine feinsinnige Dame aus Bremen und wippt verzückt auf den Zehen.
           Blau ist der Himmel, grün, rot oder gelb leuchten in Ilulissat die Giebel- Holzhäuser aus dänischer Kolonialzeit. Im Sommer, wenn die Tage kein Ende nehmen, nimmt hier das Leben mit den 4000 Einwohnern seinen gewohnten Lauf. Das heißt Grönlandfrauen präparieren auf Gestellen Walfleisch und Stockfisch für den Winter. Kajaks werden ausgebessert und neu mit Robbenhaut bespannt, Schlittenhunde sonnen sich auf Granitfelsen. Statt Autos wie bei uns „parken" Motor- und Holzschlitten neben den Häusern. Davor sitzen die Männer und rauchen Pfeife.
Heute aber ist Nationalfeiertag. Freundlich grüßen Jung und Alt die Besucher. Die Grönländerinnen tragen ihre zauberhafte, spitzen- und perlenverzierte Tracht und Kamiken - beinlange, mit Eisbärfell gefütterte Stiefel. Ganze Familien sind gar in traditionelle Seehund-kleidung gehüllt. „Eine Frauchentracht kostet an die tausend Euro", verrät Bürgermeister Antan auf Anfrage und zieht mit den Fahnenträgern zur Zionskirche. Einsam thront sie auf einem Felsplateau direkt am Meer. Der Innenraum ist in den typischen Farben Weiß, Türkis und Gelb gehalten, die Schnee, Eisberge und die Sonne symbolisieren. Leise, wie die Landschaft, dringen Kirchenlieder nach draußen bis zu den Kajakfahrern. Im Eiswasser führen sie die Kunst der Eskimorolle vor. Daneben springen Jugendliche übermütig in die alten Frauenboote, die Umiaqs, in denen früher Mütter mit ihren Kindern von Siedlung zu Siedlung fuhren.
          „Die Sommerzeit müsse man ausnutzen, die Menschen sind fröhlich und ausgelassen, das Land bekommt Farbe - weiße, gelbe, pinkfarbene Blüten bedecken jetzt den Boden wie kostbare Teppiche", freut sich das alte Inuitpaar Ajako und Nivi. Vergnügt schauen sie den Tanzpaaren vor dem Knud Rasmussen-Museum zu. „Ein ehrenvolles Andenken an unseren großen Polar- und Grönlandforscher (1879-1933). Er liebte uns, das ganze Land und machte unsere Insel, die größte der Welt, draußen bekannt". Stolz hört man aus seinen Worten, spontan lädt er zum „Kaffeemik" ein. Dabei erzählt er aus seinem bewegten Jägerleben: 74 Eisbären habe er erlegt, Wale und Ringelrobben waren ideale Jagdbeute für alle Bedürfnisse des Lebens. „Heute haben sie keine wirtschaftliche Bedeutung mehr. Die jungen Leute lernen lieber in der Schule und wollen Jobs im Tourismus oder in der IT-Branche."
            Endlich! Der Flug im Helikopter über den Kangia-Eisfjord ist der ultimative Höhe-punkt, lässt alles ringsum vergessen. Einer der Mythen Grönlands liegt unter uns, ausgebreitet in seiner ganzen Erhabenheit und kalten Schönheit - 11 Kilometer breit und über 40 lang, seit 2004 auf der UNESCO-Weltnaturerbe-Liste. Das also ist die Wiege der Eisberge. Dessen Jahrtausende alten Schneemassen werden von der 50 Kilometer entfernten Abbruchkante des Sermeq Kujalleq-Gletschers mit Urgewalt hierher geschoben, um ihren Weg hinaus aufs Meer anzutreten. Die Größten davon, nahezu 1000 Meter dick, schaffen es über eine Strecke von 30 Breitengraden. Einer dieser „Nomaden" erwischte die Titanic vor fast 100 Jahren. „Er ist der aktivste, schnellste Gletscher in der nördlichen Hemisphäre. Pro Tag bricht er soviel Eis ab, wie New York in einem ganzen Jahr verbraucht", erklärt der Pilot und dreht gekonnt eine Extraschleife für die Fotografen: Auf riesigen Eisschollen nutzen Robben aquamarinblaue Seen als Pool, die sich durch Sonne dort gebildet haben.
          Der Blick auf die wild zerklüfteten Eisfelder des Fjords ist überwältigend und ähnelt an diesem Tag dem Paradies, das sich mancher Naturliebhaber von seiner Reise in arktische Gewässer erträumt hat. Hier begreift man auch das berühmte Zitat von Rasmussen: „Gebt mir Winter, gebt mir Hunde, dann könnt ihr den Rest behalten".

 

zum Vergrößern bitte ein Foto anklicken!

Service:

 

Anreise: Täglich mit Air Greenland von Kopenhagen bis Kangerlussuaq, kleine Maschinen fliegen weiter zu den zehn Inlandsflughäfen – ab ca. 700 Euro.

 

Hotels: Spektakulär ist im Hotel „Arctic“ in Ilulissat ein luxuriöser Iglu für ca. 213 Euro/F mit Blick auf den Eisfjord, das DZ/F ca. 193 Euro.

 

Ausflüge: Da die Naturparadiese meist abseits liegen, für Individualisten kaum erreichbar, ist eine Expeditions-Seereise ideal. Sie ist anders als auf Karibikschiffen - großartiger, stiller, aufregender.

 

Kleidung: Winddichte Anoraks, Gummistiefel und Wanderschuhe mit griffiger Sohle, Wollmützen.

 

Pauschalen: Kreuzfahrten entlang der Westküste Grönlands bieten mehrere Veranstalter von Juni bis August an. Bei Hurtigruten, 20095 Hamburg z.B. kosten 9 Tage/Diskobucht mit der neuen MS „Fram“ 5.303 Euro/P/VP/ Flug, Reiseleitung/Lektorate, Landgänge, Zodiac-Exkursionen, u.a.; Business class-Zuschlag Air Greenland nur 200 Euro pro Strecke. Frühbucherrabatt bis zu 20 %, Wiederholer-Bonus von 5 %, Die MS Fram ist rollstuhlgeeignet!

Tel. 0049/40/376930, Buchungshotline: 040/37693-355;

e-mail: verkauf.hr@hurtigruten.com

www.hurtigruten.de

 

 

 

 

 

 

 

zurück zum Kreuzfahrt-Special

zurück  zum Seitenanfang