Ägypten

Immer am Nil entlang

Text und Fotos: Heidrun Lange

 

      Der Nil zieht sich durch die Sand- und Steinwüste von Nord-Ost-Afrika. Links und rechts am Ufer des Nils wechseln sich Zuckerrohrfelder und  Palmenhaine ab. In den kleinen Dörfern leben die Fellachen in Lehmhäusern, vor denen Ziegen grasen. In den Vormittagsstunden und am Abend schneiden die Einwohner auf den Feldern Klee und beladen ihre Eselfuhrwerke. Andere sitzen am Ufer und angeln oder treiben den Fischfang in ihre Reusen. Durch den 1971 eingeweihten Assuan-Hochdamm Sadd El-Ali wird die stark schwankende Wasserführung des Nil ausgeglichen und es gibt mehrere Ernten im Jahr. Besucher reisen auf dem Nil, um Jahrtausendalte Tempel zu besuchen.

Totenmaske Tutanchamuns
Cheops im Miniformat, ca. 10cm hoch

Cairo. Bevor es zur Nilkreuzfahrt geht, ist ein Besuch im Ägyptischen Museum, dass sich im Stadtzentrum von Cairo am Platz Midan el-Tahrir befindet, eine gute Gelegenheit die antike  Geschichte kennenzulernen. In den gläsernen Vitrinen sind die Schätze der ägyptischen Könige, Mumien, Thronsessel Schmuck, Essnäpfe und Spielbretter zu  sehen.

Viele Besucher laufen an der im Gegensatz zu den anderen Exponaten winzig kleinen Figur, die aufrecht auf einem Sockel sitzt, vorbei. Es ist Cheops, der die größte Pyramide von Gizeh vor mehr als 4500 Jahren erbauen ließ. „Cheops wollte nicht, dass man Bildnisse von ihm schafft“, sagt der Ägyptologe Achmed. Man vermutet, dass die Figur das einzige erhaltene Bildnis von ihm ist.
Publikumsmagnet sind natürlich die Totenmaske, der goldene Sarkophark und eine Vielzahl von Grabbeilagen des König Tutanchamun im Obergeschoß des Museums. Die goldene Maske mit den markanten schwarz umrandeten Augen hält alle in Bann. Musikinstrumente, Jagdutensilien und Schmuck, die dem jung verstorbenen König damals auf seine Reise mitgegeben wurden, so, wie sie im Jahr 1922 von Howard Carter entdeckt wurden, sind zu sehen.

Sakkara, eine Autostunde südlich von Kairo, ragen drei majestätische Dreiecke in die Höhe. Es sind die ältesten Pyramiden der Welt. Sakkara sollte für die Ewigkeit sein, und tatsächlich ist sie immer noch da: Die Pyramide des Djoser, eines Pharaos aus der dritten Dynastie ist der erste monumentale Steinbau der Welt. Er hat noch Stufen, keine Schrägen.

Abu Simbel. Sobald die Morgensonne aufgeht leuchten die vier kolossalen, 22 Meter hohen Ramses-Statuen, die aus einem Steinblock gemeißelt wurden, im roten Licht. Direkt daneben steht der kleinere Tempel seiner Lieblingsfrau Nefertari. Zweimal im Jahr gibt es „Das Sonnenwunder“. Der Ägyptologe Mohamed erklärt, dass an zwei Tagen im Jahr die ägyptische Sonne so steht, dass sie durch den Tempeleingang 60 Meter tief in die Anlage strahlt und die Götterstatuen vollständig erleuchtet werden.

Amada. Im ehemaligen nubischen Dorf  lassen sich im Inneren des Tempels, der während des Neues Reiches unter Thutmosis III. errichtet wurde und in christlicher Zeit als Kirche diente, farbenfrohe Wandmalereien bestaunen.

Im Tal der Löwen, benannt nach einer doppelten Reihe von Löwen-Sphingen, sind drei Tempel zu besichtigen.

Der Tempel von Wadi El Seboua wurde von Ramses II. gebaut. Im Innern befinden sich zahlreiche Darstellungen vom ihm als Sphinx. König und Gott. Der Tempel ist den Göttern Amun-Re und Re-Harachte gewidmet

Der Tempel von Dakka galt Toth, dem Gott der Schreiber und der Wissenschaften.

Den Gottheiten Serapis und Isis ist der Tempel von Meharrakka gewidmet.

Isis Tempel

 

 

Philae war im Altertum wegen der Lage am Nil  ein bedeutender Kult- und Wallfahrtsort der Göttin Isis. Das Hauptgebäude der Tempelanlagen ist der Tempel der Göttin Isis. Weitere Bauwerke sind  der Trajans-Kiosk.

Kom Ombo. Der Tempel von Kom Ombo wurde zwei Gottheiten geweiht, nämlich dem krokodilgestaltigen Gott Sobek, der als Herrscher über das Wasser und die Fruchtbarkeit verehrt wurde, und dem falkenköpfigen Gott Haroeris, einer Erscheinungsform des Gottes Horus. Ein Wandrelief legt die Vermutung nahe,  dass es sich um die Abbildung eines Instrumentenschranks für Ärzte handelt. Eines der dargestellten Instrumente könnte ein Hinweis darauf sein, dass bereits im Alten Ägypten medizinisch  Schädelöffnungen vorgenommen wurden.

Tempel Kom Ombo

Edfu. Am Eingang des Horus-Tempels stehen zwei Falkenstatuen aus schwarzem Granit.  Sie verkörpern den Gott Horus. Das gesamte Bauwerk ist mit einer Vielzahl von Inschriften und Bildern versehen. Sie zeigen den Bau des Horus-Tempels und  schildern das Leben des Gottes Horus und die Kämpfe gegen seine Feinde.

Luxor/ Tal der Könige. Vom Eingang des Tals aus sieht man eine pyramidenförmige Form aus Stein. Als Friedhof der Pharaonen gehörte das „Tal der Könige“  zu den heiligsten Stätten des alten Ägypten. Mit ihren mehr als 64 freigelegten Gräbern zählt die Totenstadt zu den wichtigsten Ausgrabungsstätten der Welt. Für die Öffentlichkeit ist nur ein kleiner Teil der Gräber zugänglich. Die Kammern der Gräber quollen einst über vor Schätzen des täglichen und religiösen Lebens, die an den Wänden mit Zeichnungen festgehalten wurden.

Hatschepsut war die mächtigste Frau, die am Nil gelebt hat. Ein weiblicher Pharao, die nach dem Tod ihres Mannes Thutmosis II. zwei Jahrzehnte an der Spitze Ägyptens, an Stelle des noch unmündigen Thutmosis III., stand. Ihr Totentempel in Deir el-Bahari unterscheidet sich von den anderen Tempeln in Luxor durch seine Terrassen, die durch Rampen miteinander verbunden sind.

Luxor Tempel. Der Tempeleingang mit seinem schönen Pylon und dem großen Obelisk.  An den Wänden sind Darstellungen einer großen Schlacht zu erkennen, die vor über dreitausend Jahren Pharao Ramses II. mit den Hethitern führte.  Im Hof  steht eine Moschee, die im Mittelalter, als der Tempel eine einzige Ruinenlandschaft war, errichtet wurde. Zwischen den Säulen stehen die  monumentalen Statuen von Ramses II.  Die Sphinx-Allee, die an den Haupteingang des Tempels grenzt, ist fast 3 Kilometer lang und 76 Meter breit, wird von mehr als 650 Sphinxstatuen gesäumt. Sie verbindet den Luxor-Tempel mit dem Karnak-Tempel.

.

Karnak-Tempel. Ein Kulttempel für die Götter Amun, Mut und Khonsu. Es war der größte Gebäudekomplex für religiöse Zwecke, der jemals gebaut wurde. Die Hauptattraktion des Karnak-Tempels ist der Amun-Re Tempel mit seinen insgesamt 10 Pylonen und seiner wunderschönen Säulenhalle. Sehenswert sind auch der 30 Meter hohe Obelisk von Hatschepsut, der Heilige See von Karnak und der Tempel Ramses III.

Weitere Informationen:

Ägyptisches Fremdenverkehrsamt www.egypt.travel

Anreise: Mit Egypt Air von Frankfurt, München oder Berlin nach Kairo

www.egyptair.com/de

Nilkreuzfahrt: www.nicko-cruises.de/flotte/flussschiffe

Beste Reisezeit: Frühjahr und Herbst. Im Sommer ist es oft so heiß, dass die Kairoer die Stadt verlassen. Im Winter braucht man abends eine warme Jacke; tagsüber angenehme 20 Grad.
Eintrittsgelder: Für alle Museen, Tempel und Gräber werden Eintrittsgelder verlangt, die in der Regel umgerechnet zwischen 5 und 10 Euro betragen

(1 Euro = ca. 34 EGP)
Einkaufen: Khan el-Khalili. Größter Kairoer Basar. Alles sehr touristisch.

 

folgene Reiseführer sind für eine Nil-Kreuzfahrt sehr hilfreich:

El Gouna - das Venedig Ägyptens

Eine Oase für Sportbegeisterte

 

El Gouna befindet sich in der Nähe von Hurghada, eingebettet zwischen dem Roten Meer und den Bergen der Wüste, an einem von Lagunen durchzogenen  zehn Kilometer langen Strandabschnitt. Kaum vorstellbar, dass es hier vor 30 Jahren nur Wüste, Meer und Strand gab. Der ägyptische Unternehmer Samih Sawiris hatte damals bei einem seiner Besuche eine Idee: Er wollte eine Stadt in die Wüste bauen. Seither lockt sie Sportler und Sonnenanbeter aus aller Welt an.

 

       Schicke Motorjachten liegen im Hafenbecken. Künstlich angelegte Wasserkanäle, die mit natürlichem Salzwasser gespeist werden, durchziehen die Stadt. Und wo kann man sich einen ersten Eindruck über El Gouna holen? Natürlich mit dem Boot. Es schwimmt an roten und gelben Sandsteinvillen und Hotels mit Badestränden vorbei. Die verschiedenen Architekturstile fügen sich harmonisch zusammen. Kein Haus hat mehr als drei Etagen. Es ist fast wie in Venedig. Es gibt Kanäle und Buchten, unzählige Brücken und einen imposanten Yachthafen. Ein Unterschied besteht allerdings. Es gibt keine vor sich hinknatternden Vaporetti, das Wasser ist klarer und El Gouna ist erst  etwas über 30 Jahre alt. Außerdem besitzt es keine Markuskirche und keinen Dogenpalast, und es gibt keinen Blick auf die Adria, sondern auf das Rote Meer. Wo fast immer eine frische Brise weht. Kiter können durch die  Winde beinahe jeden Tag auf dem Board stehen und sogar mit etwas Glück mit den Delfinen durch die Wellen gleiten. El Gouna ist einer der beliebtesten Badeorte des Roten Meeres, vor allem wegen der extremen Sauberkeit. Das weit verzweigte Lagunennetz hat Badequalität, die Strände sind sandfarben und sauber. Kein Papier, keine Mülltüte liegt auf der Straße. Der deutsche Manager Robert Fellermeier ist Chef von 18 El Gounas Hotels in unterschiedlichen Kategorien, für Familien mit Kindern, für Paare oder Singles, Kitesurfer, Golfer oder Taucher. Seiner Meinung nach ist es dem Architekten Michael Graves gelungen, die Hotels auf dem Reißbrett so zu entwerfen, dass fast alle Zugang zur Lagune haben. Überhaupt führen alle Wege ans Wasser. Sofern ein Hotel keinen direkten Strandzugang hat, kann man sich vom Wassertaxi durch die vielen Kanäle direkt zum Hausstrand bringen lassen. Einige Hotels bieten sogar einen direkten Zugang zum Riff mit seinen schillernden Fischen, Rochen und vielen unterschiedlichen Korallen. Eigentlich ist El Gouna eher unägyptisch. Doch durch die Verwendung von Naturstein und Lehm sind die Resorts im nubischen Stil gebaut, was dem Ort einen authentischen Charme verleiht. El Gouna denkt ökologisch. Überall im Ort stehen bunte Behälter, um Müll getrennt zu sammeln. „Die richtige Weiterverarbeitung sehen die Gäste nicht“, erklärt Robert Fellermeier. Vor den Toren der Stadt arbeiten Einheimische in der  Recycling-Fabrik. Plastik wird geschmolzen und zu Plastiktüten, Kleiderbügeln oder Pflastersteinen verarbeitet. Diese werden wieder in den Hotels verwendet. Alle Mitarbeiter in der Hotelbranche werden so geschult, dass sie verantwortungsvoll mit Ressourcen umgehen. Gepflanzt werden nur Bäume und Gräser, die wenig Wasser brauchen. Für den Golfplatz und die Gärten nutzt man in El Gouna aufbereites Wasser. Es fahren wenig Autos durch die Stadt. Touristen können sich mit dem elektrisch betriebenen Tuk-Tuk von einem Platz zum nächsten bringen lassen: Zur Bibliothek, zum Reitstall, zur Brauerei, zur Moschee, zur koptische Kirche oder zum international renommierten Krankenhaus sowie Apotheken.

Vor allem bei jüngeren Touristen kommt El Gouna als Sport- und Partydestination gut an. Um El Gouna noch bekannter zu machen, hat Sawiris das internationale Filmfestival ins Leben gerufen.  So kann es passieren, dass man in Downtown in einem der zahlreichen Bars und Clubs plötzlich einem Bekannten aus der Filmbranche gegenüber sitzt. Im Beachclub „The Club House“ wird bis in die Morgenstunden ausgelassen gefeiert, weiß Khobud El Nagger. Sie ist in Kairo geboren und liebt das trubelige Leben. In El Gouna ist sie bei der Firma Orascom angestellt. Gern geht sie nach Feierabend in die Cocktailbar „The Bartender“. Hier steht der Cocktail-Mixer Ray mit seinem Team hinter dem Tresen und mixt verschiedene Cocktails. „Alleine das Zuschauen bei der Zubereitung der Cocktails ist ein Genuss“, erzählt Khobud.  Und guten Wein in Ägypten gibt es auch.

Obwohl Hitze und Sandboden die größte Herausforderung für gutes Gedeihen der Trauben sind, ließ Sawiris 2002 die ersten Weinreben pflanzen. Drei Jahre später begann unter der Leitung von Rania und Labib Kallas die Weinproduktion am Roten Meer. Ein ehrgeiziges Projekt, doch es ist gelungen. Ihre Weine gibt es in den Touristenregionen am Roten Meer und in den internationalen Hotels in Kairo. Dort wird der Verkauf und Verzehr von Alkohol toleriert, erzählt Khobud.

Abends geht es zum Golfturm hinauf, um die Sonne über dem malerischen Lagunenpanorama sinken zu sehen.

Es gibt keinen schöneren Platz am Roten Meer, schwärmen die Gäste. Und El Gouna ist nicht so überfüllt und hektisch wie Kairo, sagt Khobud.  Sicher fehlt die authentisch-ägyptische Atmosphäre. Aber es ist erst einmal ein perfekter Ferienort in der Oase, besonders für Gäste, die auch in den Wintermonaten Sonne, warmes Meer und eine spektakuläre Unterwasserwelt genießen möchten. Für Entdeckungsfreudige gibt es viele Ausflugsmöglichkeiten. Urlaubstage in El Gouna lassen sich mit einer Kreuzfahrt auf dem Nil und einer Besichtigung der jahrtausend alten Tempel auf beiden Seiten der Flussufer kombinieren. Nach einem kurzen Flug von Hurghada nach Luxor oder Kairo ist man da und atmet ägyptische Kultur.

                                                                                                           Heidrun Lange

zum Betrachten bitte ein Bild anklicken!

Stille Tage im Land der Pharaonen

           Nach den Unruhen entdecken die Urlauber das Land neu: Ballonfahren über dem Tal der Königinnen, Wakeboarden in El Gouna - mit dem Nilkreuzer pendeln von Luxor nach Assuan. Die Autorin hat sich vor Ort umgesehen.

 



         In aller Frühe brechen wir in Luxor auf zum Nil. Eine Fähre setzt uns über zum Westufer; dort liegt Theben West, Totenstadt der alten Ägypter. Uns fröstelt. Langsam bricht die Sonne durch. In Schwaden löst sich der Frühnebel aus der gelb schimmernden Bergkette und den sattgrünen Zuckerrohrfeldern.

         Hoch am Himmel gleiten bereits bunte und knallrote Ballons. Langsam bläht sich unsere Ballonhülle. Mit einem mächtigen Feuerstoß hebt unser Luftschiff vom Boden ab. Dahinschweben mit ungewissem Ziel, in feierlicher Stille – das ist es, was die Fahrt im Heißluftballon so wunderbar macht.

         Wir fahren über eine Sand- und Felsebene. Unter uns die ganze Weite des Tales: in der Ferne schält sich im blassen Schein der Morgenröte der Terrassentempel von Hatschepsut heraus, der einzigen Frau auf dem Pharaonen-Thron.

           Der Blick geht über Felder und Palmenhaine bis hin zu den zwei Sitzgiganten, den Memnon-Kolossen. Sie bewachten den Eingang zum Totentempel des Amenophis III. Wir überfliegen neue Ausgrabungsstätten; Archäologen und ihre Helfer halten inne. Winkende Kinder auf Eseln beeilen sich, zum Landeplatz zu kommen. Freudestrahlend vergraben sie Obst und Hühnerkeulen in ihren Hosentaschen – Reste unseres Esspaketes.

           Totenstille und ungewohnte Leere in diesem Jahr auch im Tal der Könige mit seinen 62 Gräbern. Wie faszinierend die Reliefs von Mythen und Totenzeremonien in den Gräbern der Pharaonen aus der Zeit 1500 – 1050 v. Chr. auch sein mögen – die schönsten im Tal gehören Sethos II. und Ramses VI., das kleinste dem berühmten Tut anch Amun – wir müssen den Nilkreuzer auf dem Ostufer erreichen.

           „Zum Glück, der Nil ist zurück“, bemerkt Reiseleiter Ahmed zuversichtlich. Neu ist der Reiseklassiker „Nilkreuzfahrt“ nicht, aber dass nach den „toten“ Jahren 2013/14 wieder ein Zehntel der 345 Schiffe im Einsatz ist, scheint die „Wende“ am Strom zu sein. Noch ist keins ausgebucht, die Flaute beschert den Gästen nahezu paradiesische Verhältnisse: keine Wartezeiten beim Dinner, kein Gedränge auf dem Sonnendeck, keine langen Schlangen vor den Tempeln und Gräbern. Die meisten sind im Pensionsalter, hier und da auch Familien und jüngere Pärchen, auch sie genießen die Langsamkeit des Dahingleitens und das Leben am Nil. „Tea Time“ an Deck, einen Cocktail unter funkelnden Sternen finden nicht wenige „bodenlos romantisch“ und komplettieren mit Agatha Christies „Tod auf dem Nil“ ihre Kreuzfahrt-Nostalgie.

           Jahrzehntelang waren die Kreuzfahrtschiffe Garant für Umsatz durch Touristen aus aller Welt, gerne auch aus Deutschland. „Vielleicht gibt es nirgendwo sonst die Möglichkeit, in kurzer Zeit durch die Kulturgeschichte einer Zivilisation zu reisen – erholsame Zwischenaufenthalte an Bord eines schwimmenden Hotels inklusive. Und man reist beschützt: in jedem Hotel, jedem Tempel und auf jedem Schiff wachen Touristenpolizei oder Militär über die Sicherheit“, betont Eva Schlosser, Produktmanagerin beim Veranstalter FTI, der sich nach der Revolution die Marktführerschaft erarbeitet hat.

           Am nächsten Tag wird Edfu besucht in der Mitte zwischen Luxor und Assuan. Das über 2060 Jahre alte Heiligtum des Hauptgottes Horus beeindruckt allein schon durch seine Dimensionen: 36 Meter hoch und 64 Meter breit ist der Eingangspylon. Auf dem riesigen Relief packt der Pharao den Feind am Schopf und schlägt mit der Keule auf ihn ein – Machtsymbol des Herrschers. Wir finden Hieroglyphen für Lotos und Papyrus an den Mauern des Tempels, hören die blutig-makabre Story von Seth und Horus.

           Spätabends in Karnak die tiefe Lautsprecher-Stimme aus dem Schatten der mächtigsten Tempelanlage des Landes, dem Sonnengott Amun geweiht. Das Spektakel kann die „sieben Siegel“ des Buches Altägypten nicht lösen, aber es ist unmöglich, von den Obelisken und gewaltigen Säulen nicht beeindruckt zu werden! Genauso wenig wie von der Sphinx- Allee und den Ramses II.-Sitzfiguren im „kleinen“ Amun-Tempel mitten in Luxor. Immer und überall Ramses II. - der ruhmreiche Pharao, größter Bauherr Ägyptens und Nubiens!

         Genug der Pharaonen! Mit einem Luftsprung von 20 Minuten oder einer 4-stündigen Fahrt durch die Wüste ist man in El Gouna am Roten Meer. Ein besseres Winter-Revier zum Baden, Surfen, Tauchen, Golfen, Reiten und mehr gibt es kaum: an 365 Tagen im Jahr herrscht hier trockenes Wüstenklima bei 22 bis 25 Grad Wärme und himmlischer Ruhe zum Entspannen.

           Anders als an den Riffen von Hurghada ist hier die Welt unter Wasser noch intakt: die Korallenbänke sind lebendig, die Vielfalt der Fische groß, über Wasser keine fünfzig Boote. Als Alternative zum Tauchen bietet sich die neue Trendsportart „Wakeboarden“ im Rundkurs über den künstlich angelegten See an – weltweit eine der größten Anlagen.

           El Gouna: ein künstliches Urlauberdorf um türkisblaue, künstliche Lagunen, eine moderne Oase auf vier Quadratkilometern Wüste. Mit privaten Residenzen, noblen Hotels, wie dem „Möwenpick“ direkt am Meer; im Dorf „Kafr El Gouna“ familiengeführte, kleine Hotels, wie das ‚Dawar El Omda“ mit drei Sternen, arabischem Innenhof und Wasserpfeifen; Apartments in verschiedenen Häusern. Der „Green Star“ ökologischer Nachhaltigkeit fast überall.

           Auf der Bummelmeile schicke Läden, Straßen-Cafés, Restaurants, Bars. Wir schlendern durch sandsteingepflasterte Gassen, vorbei an ockergelben Häusern mit Bögen und Kuppeln im nubischen Stil; Architektur als moderner Traum aus Tausendundeiner Nacht: seit 1990 will hier der ägyptische Investor, der Multimillionär Samih Sawiris, das alte, wahre Ägypten zeigen – und geradezu magisch ist der Blick von der Terrasse des ‚Captain’s Inn‘ auf den Yachthafen mit glitzernder Promenade und schnittigen Yachten aus aller Herren Länder.

           Hier möchte man nächtelang sitzen und am tiefschwarzen Himmel die Milchstraße bewundern – mit einem Glas Wein, der in El Gouna gekeltert wird wie vor dreitausend Jahren zu Zeiten der alten Pharaonen. 

Text und Fotos: Katharina Büttel

 

zum Betrachten bitte ein Bild anklicken!

Service

 

Anreise:  Von Berlin nach Luxor und Hurghada fliegen AirBerlin und Egypt Air. 30 Minuten sind es vom Airport Hurghada nach El Gouna. Preise sind saisonabhängig.

Reisezeit: Die angenehmste Reisezeit sind die Monate zwischen Oktober bis April. Leichte Baumwollkleidung, Sonnenhut und für abends ein Pullover sind empfehlenswert.

Schiff-Fahrlinie: Die meisten Schiffe fahren in fünf  bis sieben Tagen von Luxor bis Assuan mit Landgängen entlang der Ufer. – Von Assuan aus werden Tagesausflüge nach Abu Simbel am Nasser-Stausee angeboten, per Bus oder Flugzeug. Man sollte diese Gelegenheit wahrnehmen!

Währung: Ein Euro = 8,54 Ägyptische Pfund, die bequem an Geldautomaten gezogen oder im Hotel getauscht werden können. Die meisten Geschäfte, Restaurants und Bars akzeptieren Euro, auch in Münzen.

Unternehmungen: El Gouna: Lagunenfahrt 7 Euro/Pers.; Wakeboarden im Sliders Cable Park 55 Euro/Tag. Zur Anlage gehören: Restaurant, Shop, Spa, Pool, Spielplatz, www.sliderscablepark.com  – Sport: Kitesurfen, Quadfahren, Go-Cart-Bahn, Katamaran fahren. – Events: regelmäßige, internationale Entertainment-Shows; im Sommer 2 x pro Woche Straßenfest mit Life-Musik; Wahl des ‚Top Models oft he World‘; ‚Round-Dining‘ gegen 5-Sterne-Aufpreis: jeden Abend Dinner in einem anderen Hotel.

Luxor: Ballonfahren 85 Euro/30 – 45 Minuten/Pers., www.dream-balloons.com; Felukenfahrt auf dem Nil; „Tea Time“ in der kolonialen Hotellegende „Old Winter Palace“; Shopping im Touristen-Souq; Licht- und Ton-Show in Karnak; Mumien- und Luxor-Museum, u.a.

Unterkünfte: El Gouna: z.B. 5-Sterne-Hotel Möwenpick Resort und Spa, mail:resort.elgouna@moewenpick.com – in Luxor: Hotel Maritime Jolie Ville Kings Island auf einer kleinen Insel.

Veranstalter: Die Auswahl ist riesig, von günstig bis luxuriös. Bei FTI, München, kostet 1 Woche auf einem 5-Sterne-Nilkreuzfahrtschiff zwischen Luxor und Assuan/Flug/VP ab 539 Euro/Pers. in der Doppelkabine. Zusammen mit 1 Woche Badeurlaub und All Inclusive ab 769 Euro/Pers., plus jeweils 185 Euro für das Ausflugspaket. – 2 Wochen s.o. auf dem 5-Sterne-Suiten-Schiff ‚MS Nile Ecellence“ mit All-Inclusive ab 1.049 Euro/Pers. in der Suite bzw. DZ;  Buchungen und Näheres: www.fti.de; Telefon: 089/710451498 sowie im Reisebüro.

Reiseführer: „Ägypten – die klassische Nilreise“ mit Karte und persönlichen Extratipps der Autoren bei DuMont 11,99 Euro.

Informationen: Ägyptisches Fremdenverkehrsamt, Frankfurt/M., Telefon: 069/252153, www.egypt.travel                                           

Clownfische in der Bucht der Scheichs
Der ägyptische Badeort Sharm el Sheikh ist nicht nur bei Tauchern und Schnorchlern ein beliebtes Reiseziel. Von den Turbulenzen in Kairo spürt man hier zum Glück nichts: es ist alles wie immer – es gibt keinerlei Einschränkungen.

 

Text und Fotos: Katharina Büttel

 

         Der Strand des Rixos Resorts ist noch leer. Morgens um kurz nach acht Uhr sind nur ein paar Urlauber zum Steg unterwegs; sie wollen von dort zu dem wunderschönen Korallenriff abtauchen. Doch der Baywatch-Mann bleibt hart: zu viel Wind, zu viele Wellen, zu gefährlich. Vielleicht morgen.
Also kein wirklich spektakulärer Tauchgang an diesem Tag, sondern „ganz normales", silbrig-weißes Rotes Meer. Am nächsten Tag endlich lässt der Bootskapitän die Gruppe im Nationalpark Ras Mohamed – er wurde 1983 an der Südspitze der Halbinsel angelegt, um die empfindliche Natur im Meer zu schützen - über Bord gehen und eintauchen in die Unterwasser-Wunderwelt. Hier gibt's nicht nur kilometerlange Korallenriffe, hier liegt auch der nördlichste Mangrovenwald der Erde. Muränen, Haie, Rochen – wir kommen!
          Zuerst die Anemonenfische, die sich mit ihren acht Zentimetern Länge gewaltig aufplustern, wenn ihnen jemand zu nahe kommt; dann zu einem turmartigen Gebilde, an dem sich gelb schillernde Falter- und Doktorfische tummeln. Dazwischen eine Riesenmuräne, die neugierig ihren Kopf aus der Höhle reckt, ein paar Meter weiter gleiten ein paar Picassofische vorbei, türkisfarbene Papageienfische knabbern am Riff. Schon die bunte Vielfalt ist atemberaubend. „Vorsicht an den zerbrechlichen Korallen", mahnt Schnorchel-Guide Yahya, während eine grüne Schildkröte gemächlich durchs Wasser paddelt.
          Anders als an den Riffen, die vom gegenüberliegenden Hurghada aus angefahren werden, ist das Tauchen vor Sharm el Sheikh ein Vergnügen: unter Wasser mehr Fische als Taucher, über Wasser keine 50 Boote, unter denen man das eigene beim Aufstieg erst suchen muss. Sie haben recht, die Tauchsportler, wenn sie mit leuchtenden Augen von den Korallenbänken des Sinai schwärmen.
         Schönheiten unter und über Wasser. Urlaubsfreundliches Klima. Kultur und Vergnügen. Kein Wunder, dass das ehemalige Beduinennest Sharm el Sheikh mit einem hübschen, künstlichen Dorf längst zum südlichen Vorposten des Sinai-Tourismus aufgeblüht ist.
         Die überwiegend luxuriösen Hotels liegen verstreut an der Küste. Neben langen Sandstränden herrscht Steilküste vor. Nicht wenige der Hotels bieten ähnlichen Luxus wie das direkt am Strand gelegene All-inclusive-Rixos-Resort: eine weitläufige Pool- und Gartenlandschaft, die einem das Herz aufgehen lässt, mehrere Spezialitäten-Restaurants, Tennis- und andere Sportplätze, einen Fitness-Club, ein breites Massageangebot – und eben das Rote Meer. „Unsere Idee war, den Urlaubern ein Boutique-Hotel in großen Dimensionen anzubieten ", erklärt Managerin Basak Erel die Philosophie der türkischen Hotelgruppe, die seit letzem Jahr hier auf dem Sinai ihr erstes Resort außerhalb der Türkei betreibt. „Wir fühlen uns in Sharm el Sheikh sicher und sind überrascht über die guten Buchungen", fügt sie hinzu. Dazu trägt sicherlich bei, dass die Anlagen unauffällig bewacht werden. Ebenso die sorgfältigen Kontrollen an den Polizeistationen.
         Nur einen Steinwurf weit ist es bis in die nicht minder imposante Natur auf der Rückseite Sharm el Sheikhs. Die wild-zerklüftete Gebirgskette, die in der Morgensonne rot zu glühen scheint, ist fast so alt wie die Erde selbst. Landeinwärts himmelhohe Kalksteinfelsen, wie von Riesen behauen, und dazwischen riesige ausgetrocknete Flusstäler, Wadis genannt. Sie zu durchqueren mit den leicht zu fahrenden, knuffigen Quads ist ein Höhepunkt im Erlebnispark Wüste. „Ich habe so eine Freude", ruft eine quirlige Dame aus Düsseldorf und wippt begeistert mit den Füßen hin und her. Weiter geht es über Wüstenfelder, die Fahrer sind nur kleine Punkte inmitten des graugelben Sandes. In einem bunten Beduinenzelt gewinnt die Touristengruppe bei heißem Tee und süßen Datteln einen kleinen Einblick in das bescheidene Leben der Sinai-Nomaden. „Wir sind frei in der Wüste, hier hat man keine Eile. Man wünscht sich nichts, etwas zu essen, etwas Wasser, die große Familie. Das gute Leben ist hier so einfach", erzählt Hamed und streicht dabei sanft den Hals seines Kamels, das eigentlich ein Dromedar ist. Es stimmt nicht ganz: mit dem Verkauf von Andenken, Jeep-Safaris und Kamel-Ritten füllen sie schon gerne die Familienkasse auf.
         Wer Abwechslung von Wüste und Wasser sucht, ist in der Na'ama Bay gut aufgehoben. Die acht Kilometer nördlich von Sharm el Sheikh gelegene Bucht bietet alles, was das Urlauberherz begehrt: eine Strandpromenade mit gemütlichen Cafés, Restaurants und Bars mit Live-Musik, moderne Shoppingcenter – aber auch orientalische Märkte, wo es nach exotischen Gewürzen und kräftig-frischem Minztee duftet. Wer durch die sandsteingepflasterten Gassen schlendert, vorbei an ockergelben Häusern mit Bögen und Kuppeln, dem Rufen des Muezzim aus dem Lautsprecher zum Gebet lauscht, fühlt sich zu Recht an einen modernen Traum von Tausendundeiner Nacht erinnert...



zum Betrachten bitte ein Bild anklicken!

Service „Sharm el Sheikh"

Anreise: Verschiedene Chartergesellschaften, darunter Air Berlin, fliegen direkt nach Sharm el Sheikh. Flugzeit ca. 4 Stunden.

Einreise: Deutsche können mit Personalausweis einreisen, müssen aber für die Visa am Flughafen Passbilder mitnehmen. Ein Reisepass muss noch sechs Monate gültig sein.

Klima: Der Sinai ist ein Ganzjahresziel, jedoch die angenehmste Reisezeit ist Oktober bis April (Durchschnittstemperaturen 16-22 Grad), April bis September 22-42 Grad. Aber auch im Sommer weht immer eine frische Brise. Am Abend sollte ein warmer Pulli deshalb nicht fehlen.

Ausflüge: z.B. mit dem Quad in die Wüste ab 40 US-$; Schnorcheln und Tauchen 50 US-$; Bootstour mit Lunch in den Ras Mohamed-NP ab 35 US-$; Safari ab 75 US-$; zum Berg Moses 40 US-$, zum Katharinen-Kloster 45 US-$ u.v.m.

Veranstalter: Es gibt Hotels in allen Preislagen. Das direkt am weißen Sandstrand von Nabq Bay gelegene Rixos Sharm el Sheikh bietet all-inclusive der Luxusklasse: großzügige Zimmer und Suiten, zwei Haupt- und sechs Spezialitäten-Restaurants, 5 Bars, 7 Pools, Entertainment, Wellness/Spa, Sportaktivitäten, Kochkurse u.v.m. Kinder sind willkommen: viele Aktivitäten warten auf sie! Preis: Je nach Saison und Verfügbarkeit ab 85 Euro im DZ/Pers.

Näheres unter www.rixos.com



Besuch beim fliegenden Pharao 

Text und Fotos: Katharina Büttel

 

 

 

 

 

Ägypten: Die anhaltende Flaute am Nil hat für Besucher auch ihre guten Seiten. Wer die Tempel von Ramses II und die Kulturschätze in Nubien sehen will, beginnt mit einer Schiffs-Safari auf dem Nasser-See.

 

           „Salam, hier spricht Ramses der Zweite". Die Stimme könnte nicht tiefer aus dem Schatten der nächtlichen Tempel von Abu Simbel dröhnen. Auftakt der Demonstration stolzer Vergangenheit. Unendlich schwer und tragend, wie unter der Last der Jahrhunderte gereift, beginnt der Lautsprecher-Ramses vom ruhmreichen Pharao zu erzählen, dem größten Bauherrn Ägyptens und Nubiens, dem Land des Goldes.
          Das Spektakel will die Sieben Siegel des Buches Altägyptens wohl nicht lösen. Doch es entlässt die Zuschauer mit einer Ahnung vergangener Kultur aus der steinernen Umarmung. So ist es unmöglich, von den vier 20 Meter hohen Ramses-Statuen nicht beeindruckt zu werden! Zu ihren Füßen Mitglieder der königlichen Familie: Ehefrau Nefertari, für die er aus Liebe den Kleinen Tempel erbaute, Königinmutter Tui, die Prinzessinnen Nebettaui und Bentanet.
          65 Meter tief geht es in den Tempelfelsen hinein, vorbei an Hieroglyphen, Wandgemälden, acht jeweils zehn Meter hohen Osiris-Gottheiten. Am Ende das Heiligtum, wo Ramses inmitten dreier Gottheiten sitzt, als Beweis der Göttlichkeit des Pharaos.


Abu Simbel: Im Wüstensand versunken
          Dass der Pharao weiterlächeln kann, ist dem Schweizer Historiker Johann Ludwig Burckhardt zu verdanken. Es geschah am 22. März 1813: Er erkletterte 280 Kilometer südlich von Assuan schwitzend einen sandigen Nil-Abhang, als ihn plötzlich aus dem Sand ein Gesicht aus hohlen Augen geheimnisvoll anlächelte: Das steinerne Antlitz eines Pharao - Ramses II.! Nach 3000 Jahren hatte Burckhardt den im Wüstensand versunkenen Felsentempel des ägyptischen Herrschers wiederentdeckt - errichtet während seiner Regierungszeit von 1290-1224 v.Chr.
          Hany, Reisebegleiter und gläubiger Kopte aus Kairo: „Die Tempel von Abu Simbel sind nach den Pyramiden unsere beindruckendsten Bauwerke. Ihre zufällige Entdeckung war ebenso unglaublich wie deren Rettung vor fast 40 Jahren". Stimmt. Beim Bau des Nasser-Staudamms drohten die Felsentempel in den Wassermassen zu verschwinden. Buchstäblich in letzter Minute wurden sie unter der Führung der UNESCO zersägt und 65 Meter oberhalb der alten Stelle wieder zusammengesetzt. Seitdem trägt Ramses den Spitznamen „fliegender Pharao" - seine Stein-Köpfe schwebten während der Rettung an mächtigen Kränen durch die Wüstenluft.
          Fast unbemerkt weist die auf dem Kopf stehende Mondsichel den Zuschauern den Weg zurück zu ihrem schwimmenden Hotel. Beim Check-in am Nachmittag lag das an einen Mississippi-Raddampfer erinnernde Motorschiff am Ufer des riesigen Nasser-Stausees. Ein Hingucker unter all den modernen Nil-Kreuzern.


Zeit der Langsamkeit
           Die schlanken Holzsäulen der vierstöckigen Balustrade versetzen Jahrzehnte zurück in die Zeit kolonialer Reisen. Angenehme Ungewissheit über den Verlauf solcher Unternehmungen belebte um 1905 die Phantasie. Der Reisende von heute ist dann doch froh über die mit Bad und Klimaanlage ausgestatteten Kabinen. Zwanglos finden sich schnell Gäste zu Gesprächen zusammen. Sie versuchen erste Wörter arabisch mit dem Steuermann, einem Nubier, der auf seinem bettähnlichem Podest neben dem Ruder thront. Er, in knöchellangem Gewand, der Galabija, scheint zu verstehen und lächelt: „Wir Rayes sind als Fischer auf dem Fluss groß geworden, kennen ihn auswendig, wissen, wie sich Grund und Strömung im Sommer und Winter ändern." Dieses Schiff war immer sein Traum.
          Die Atmosphäre an Bord ist familiär, fast privat. Doch zugleich bieten Restaurant, Salon und Sonnendeck, das im orientalischen Stil designt ist, genügend Raum zum Alleinsein. Mit einem Cocktail an Deck unter funkelnden Sternen ist auch die letzte Bedingung für eine nostalgische Nil-Kreuzfahrt erfüllt. „Bodenlos romantisch", murmelt eine feinsinnige Dame aus Bonn.

 

Kulturschätze am Nassersee, die überraschen
         Auf dem See überwältigen die schier endlosen, spiegelglatten Wassermassen, unterbrochen nur vom dunklen Gestein der Inseln und begrenzt von den sanften Hügeln der goldfarbenen Wüste. Am Tage werden Ausflüge unternommen, zurück an Bord heißt es zurücklehnen in die Korbsessel, bewegungslos die klare, warme Watteluft spüren, erholen von den Strapazen an Land. Durch weichen Wüstensand ging es zum Palast Qasr Ibrim, weiter zum Grab des Beamten Pennùt, schließlich zum Amada-Tempel des beliebtesten Pharaos, Tutmoses III., mit sehr gut erhaltenen Reliefs in rot, türkis, gelb und ocker. „Man spricht so viel von Ramses II., weil es kaum eine Ecke im Land gibt, wo er nicht gebaut hat. Auch der in Fels gehauene Tempel von El Derr zählt man ihm zu", erklärt Hany die Bauwut des Herrschers.
          Gerade noch rechtzeitig sind die Ausflügler wieder auf dem Schiff, denn kurz nach fünf geht das Licht aus. Fast ohne Übergang wird es dunkel, der Rayes legt an für die Nacht. Bei einem arabischen Menü mit Nilbarsch, Couscous von Gemüse und einem „Biss vom Richter" - Teig-Tropfen in Öl gebacken mit Sirup - wollen die Gäste nur noch die ruhige, dichte Nil-Nacht genießen. Nicht ohne einem maliziösen Lächeln von Hany: Weckzeit sechs Uhr!
          Auf dem Programm bis zum Schiffswechsel vor Assuan stehen Wadi es-Sebua, das „Tal der Löwen" mit dem Amun-Re-Tempel, in Dakka der Tempel des Thot, dem weisen Schreiber mit dem Ibiskopf. Wenn es nur nicht so heiß wäre, auf dem See weht aber zum Glück bis zur Ausschiffung meist ein kleines Lüftchen.


Nilaufwärts Hochkultur bis Luxor
          Hinter der mächtigen Staumauer in Assuan geht die Reise mit einem eleganten 5-Sterne-Nil-Kreuzer wie gewohnt gemächlich weiter. Nicht alle Passagiere machen die Bootstouren mit: zum Nubiertempel von Kalabsha, dem Kiosk von Kertassi und dem Felsen-tempel von Beit el-Wali, in dem Ramses gleichrangig zwischen zwei Göttern sitzt. Bald treffen sich alle oben an Deck wieder. Pünktlich um 17 Uhr wird an Bord das Britische Empire lebendig: Die Stewards bitten zur traditionellen „Tea Time". Bei einer Tasse echt britischen Tee wird geplaudert und engagiert Erlebnisse bei den Kulturdenkmälern und beim Feilschen mit den Händlern ausge-tauscht.
          Drei bis fünf Tage dauert die 200 Kilometer lange Reise dann noch bis Luxor, auf der die Gäste die wichtigsten Bauwerke der altägyptischen Hochkultur bestaunen können. Halt gemacht wird am Doppeltempel in Kom Ombo, den sich Falkengott Horus und der Krokodilgott Sobek teilen, und am Horus-Tempel in Edfu. Ein Finale furioso in mehreren Sätzen, besonders wenn es dunkel ist, erlebt man am Ziel: Den Luxor-Tempel und die Tempelstadt Karnak mit ihren gewaltigen Säulengängen. Auf dem Westufer des Nil das weite Tal der Könige mit der grandio-sen Totenstadt und dem Terrassentempel der Hatschepsut - sie war die einzige Frau, die es auf den Pharaonenthron schaffte. Das farbenprächtige Grab von Nefertari, der schönen, der viel geliebten Gattin Ramses II. Dank Hanys Erzählkunst versteht man die Gliederung der sonst unübersichtlichen Zeit von 5000 Jahren: Es gibt ein Altes, Mittleres, Neues Reich und in eine Griechisch-Römische Periode. Opfer-Relief für Opfer-Relief wird klar, wie diese Religion die Menschen fast drei Jahrtausende lang von einem Leben im Jenseits zu fesseln vermochte.
           Es gibt, so das Resümee, unendlich viel zu sehen und zu erleben im Land am Nil. Und dies nach der friedlichen Revolution zum Glück wieder ohne Einschränkung. Aber nicht alles an einem Tag! Deshalb erst einmal ausruhen, auf dem Oberdeck Tee trinken und bei der Lektüre „Tod auf dem Nil" von Agatha Christie über eine nächste Reise ins Land der Pharaonen nachdenken...

 

zum Vergrößern bitte ein Foto anklicken!

Service:


Einreise: 6 Monate gültiger Reisepass. Das Visum erhält man bei der Einreise für 30 Tage.
Reisezeit: Das ganze Jahr über. Oktober bis Mai um 25 Grad Celsius. In den Sommermonaten um die 40 Grad, aber gesunde, trockene Hitze.
Währung: Vier ägyptische Pfund bekommt man für 1 Euro.

Nil-Kreuzfahrten: Mit Ägypten-Spezialist OFT-Reisen, 71254 Ditzingen, z.B. 7 Nächte auf dem Nasser-See und dem Nil: Flug bis Luxor, Visum, VP, inkl. aller Landgänge und Reiseleitung in Deutsch ab 1077,-- €/Pers. in einer 2-Bettkabine. Die gleiche Tour als Baustein ab 677,-- €/Pers. Beratung und Buchung von Kombinationen mit Jordanien, Syrien, Libanon und Israel sowie nur die Bausteine, Hotels oder Schiffe und Flüge unter Tel.: 07156/1611-15;
e-mail: oft@oft-reisen.de; www.oft-reisen.de

 

Auskunft: Ägyptisches Fremdenverkehrsamt
60329 Frankfurt/M, Kaiserstr. 64a
Telefon: 069/252153 oder -/252319, Fax: 069/239876
Internet: www.touregypt.net      

Literatur:

ÄGYPTEN: abenteuer und reisen (Mairs Geographischer Verlag), "Reise Know-How", Polyglott "Ägypten on tour" 

 

 

zurück zum Afrika-Special>>

zurück zum Seitenanfang

 


Der Sonnaufgang taucht das Bergpanorama in ein intensives orangenes Licht

Wo sich Himmel und Erde berühren
Der Anstieg zum Mosesberg dauert drei Stunden
Text und Fotos: Heidrun Lange

  

 

 

                In Serpentinen windet sich die Straße die Berge hinauf. Kahle braungraue Felsen ragen im sanften Mondlicht in die Höhe. Es ist zwei Uhr morgens. Immer wieder leuchten helle Punkte auf. Hunderte von Pilgern suchen mit dem Licht der Taschenlampe eine Spur auf dem steinigen Weg. Sie sind unterwegs, um die ersten Sonnenstrahlen des Tages auf dem Gipfel des Mosesberges zu erleben. Für Juden, Christen und Moslems ist der 2285 Meter hohe Berg auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel ein heiliger Ort.
Der Bibel zufolge hat Gott auf dem Horeb, dem Berg Sinai, Moses die Zehn Gebote übergeben. Viele Moslems glauben, das Pferd des Propheten Mohammed habe vor dem Himmelsritt aus Jerusalem seine Hufspuren auf den Gipfel des "Dschebel Musa", so der arabische Name, gesetzt. Damit der Weg nicht ganz so beschwerlich ist, wurde im 19. Jahrhundert ein Kamelweg gebaut. Seitdem bieten Beduinen die Dienste der Wüstentiere an und führen den Pilgerstrom. "Camel, camel? You want a camel?", ruft Abdou, ein sechzehnjähriger Beduine. Das Aufsitzen ist ein schwieriger Vorgang, ehe das Kamel seinen Reiter langsam und behäbig über Sand und Geröll trägt. "Jala, jala", treibt Abdou sein Kamel an.

Im Tal schlafen derweil hinter Granitmauern die rund 20 Mönche des griechisch-orthodoxen Katharinenklosters. Der oströmische Kaiser Justinian I. ließ es im 6. Jahrhundert errichten. Das Kloster liegt an der Stelle, an der Gott dem Alten Testament zufolge Moses in einem brennenden Dornbusch erschien. Ein Ableger jenes göttlichen Dornbusches ist dort heute noch zu besichtigen. St. Katharinen beherbergt die bedeutendste Ikonensammlung der Welt und die nach dem Vatikan wertvollste Kirchenbibliothek.
Auf dem letzten Abschnitt unterhalb des Gipfels müssen die modernen Pilger auf tierische Hilfe verzichten. Mit einem Ruf fordert Abdou sein Kamel auf, den Reiter absteigen zu lassen. Der Weg wird zu steil und zu eng für die Kamele. Es gibt 740 Stufen. Schon nach kurzem Anstieg sitzen die ersten Erschöpften am Rand und schnappen nach Luft. Ein Blick nach oben, die Treppe will kein Ende nehmen. Wie mögen sich die Pilger bis 1850 gequält haben, denn da gab es vom Kloster bis zum Gipfel nur einen Weg aus rund 3750 Stufen. Auf der Spitze des Mosesberges angekommen, entschädigt der Ausblick für die Strapazen des Aufstiegs. Am oberen Ende des Gipfelplateaus stehen die Kapelle der Heiligen Dreifaltigkeit und eine kleine Moschee.

Sobald die Sonne die Nacht vertreibt und im Osten, auf der anderen Seite des Roten Meeres, hinter den Gipfeln auftaucht, dann beginnen hier die Felsen zu glühen: Das kalte Grau weicht einem schimmernden Rot, schließlich werden sie cremig braun, bevor die Sonne hoch am Himmel steht. Vielen der rund 500 Gipfelstürmer sind die Anstrengungen der durchwanderten Nacht noch anzusehen. Nun drängen sie sich dicht an dicht um die Plätze in der ersten Reihe. Kameras klicken ohne Unterlass.
Nach einer Stunde geht es für die Pilger wieder abwärts. Der wahrscheinlich höchstgelegene Kiosk Ägyptens hat geöffnet. Die Beduinen stehen hinter ihren Bretterbuden, wo arabische Schriftzeichen das Angebot feilbieten. Einige laufen geschäftstüchtig umher und bieten Kekse und Getränke an. Der heiße Tee hilft, den übernächtigten Körper wieder aufzuwärmen und für den Rückweg auf Trab zu bringen. Wenige hundert Meter unterhalb des Gipfels liegt in einem kleinen Tal eine grüne Ebene: der Garten des Propheten Elias. Dort soll dieser erstmals die Stimme Gottes vernommen haben. Das ist gut vorstellbar, denn vom Garten aus führt der Pfad durch die Stille des Hochsinai. Nach einer Biegung ist der Blick frei auf das Katharinenkloster tief unten im Tal. Mächtig erhebt sich die 15 Meter hohe Felsmauer der Klosterfestung, die hier am Fuße des Mosesberges, im Süden der 62.000 Quadratkilometer großen Halbinsel Sinai, eine christliche Insel in der vom Islam dominierten Region bildet.

Informationen:
Einreise:
Erforderlich ist ein Reisepass mit mindestens sechs Monaten Gülitgkeit. Kinder bis 16 Jahre müssen in den Dokumenten der Eltern eingetragen sein oder über einen amtlichen Ausweis verfügen.
Unterkunft und Ausflüge: Neckermann Flugreisen hat für den Sommer 2006 erstmals fünf Hotels in den beiden Regionen Taba und Taba Heights in den Europa & Nordafrika Katalog aufgenommen. So kostet zum Beispiel ein Woche Halbpension im Hotel Taba Heights Marriott Beach Resort NNNN+ im Doppelzimmer ab 589 Euro pro Person. Der Kinderfestpreis bis zu zwei Kindern bis 11 Jahre beträgt ab 349 Euro. Die Reiseleitung vermittelt Tagesausflüge zum Katharinenkloster, oder eine Jeepsafari zum Coloured Canyon, oder eine halbtägige Kamelsafari.
Besteigung des Mosesberges und Besichtigung des Katharinenkloster pro Person ab 39 Euro.
Jeep Safari, Beduinenbesuch, Kamelreiten Schnorcheln und Besuch von Dahab 69 Euro.
Die Angebote für Urlaub in Taba sind in allen Reisebüros mit Neckermann-Agentur, unter www.neckermann-reisen.de und beim Neckermann Reisen Kundenservice unter 01803 88 88 55 ( 0,09 Euro/Minute ) buchbar.
Möglich ist auch eine Übernachtung im Gästehaus am Katharinenkloster: 10 Euro pro Nacht und Person.
Weitere Informationen erteilt:
Ägyptisches Fremdenverkehrsamt
Kaiserstraße 66,60329 Frankfurt/Main
Telefon: 069/25 21 53, Fax: 069/23 98 76
E-mail: staatlich@aegyptisches-fremdenverkehrsamt.de
Internet: http://www.touregypt.net
Die Halbinsel Sinai stellt die Landbrücke zwischen Afrika und Asien dar. Bekannt ist der Sinai auch für seine Badeorte, darunter Sharm el Sheick, Dahab, Nuweiba und Taba. Das Rote Meer und der Golf von Akaba sind ideale Tauchreviere und durch das warme trockene Klima beliebte Touristenorte. Tauchkurse werden vor Ort angeboten. Die Temperaturen bleiben warm bis zum Jahresende. Kulturinteressierte können das berühmte St. Katharinenkloster auf dem biblischen Berg Sinai besichtigen. Eintritt: 3 Euro
Geld: Das ägyptische Pfund, abgekürzt LE wird in 100 Piaster unterteilt. 1 LE entspricht zirka 0,28 Euro. Umtausch von Bargeld ist bei allen Banken möglich, auch schon am Flughafen. In größeren Städten und touristischen Zentren kann mit fast allen Kreditkarten gezahlt werden.

Reiseliteratur: Mairs Geographischer Verlag: "abenteuer und reisen" Ägypten. ISBN 3-8297-1525-0

Marco Polo Reiseführer "Rotes Meer - Sinai", 120 Seiten inklusive Reiseatlas, ISBN: 3-8297-0347-3

 

 

zurück zum Afrika- Spezial >>

zurück zum Seitenanfang

 

Empfehlen Sie diese Seite auf: