Text und Fotos: Elke Petra Thonke
So etwa interpretiert der unter anderem tätige künstlerische Direktor des Anton-Bruckner-Orchesters Norbert Tragöwer, im Bruckner-Haus seine geliebte Stadt. In diesem Jahr wird ein großes Jubiläum begangen. 200 Jahre Anton Bruckner. Doch nicht nur in der Landeshauptstadt wird es zahlreiche Konzerte, Veranstaltungen und Ausstellungen geben. Der Komponist Anton Bruckner wurde am 4.September 1824 als erstes von elf Kindern, in Ansfelden geboren. Überall in Oberösterreich wo er seine Spuren hinterlassen hat - und das sind 35 Orte - wird nun seiner gedacht und gefeiert.
Auch das nach ihm benannte Konzerthaus in Linz hat Grund zum Feiern. Es begeht seinen 50.Geburtstag und wurde 1974 mit Bruckners 7. Symphonie, unter Leitung von Herbert von Karajan, feierlich eröffnet. Noch im gleichen Jahr fanden hier 120 Konzerte statt. Außer dem Saal, der 1420 Personen fasst, werden noch andere Räumlichkeiten für verschiedene Veranstaltungen genutzt. Besonders gelungen ist das große, verglaste Foyer. Hier lässt es sich bei bester Aussicht gut flanieren. Auch die Gastronomie des Hauses ist beachtlich. Das diesjährige internationale Bruckner-Fest vom 04.09. bis zum 11.10.24, steht unter dem Motto: „Unendliche Weiten. Bruckners Werk als Griff nach den Sternen.“ Hier findet am 8. September das Festkonzert mit dem Bruckner Orchester, unter der Leitung von Markus Poschner statt. Doch auch im alten Dom und auf Plätzen der Innenstadt kommen etliche Werke zur Aufführung.
Unabhängig vom Jubiläum ist die drittgrößte Stadt Österreichs immer eine Reise wert. Einige architektonisch interessanten Bauwerke in Linz sind echte Hingucker, beispielsweise das Musiktheater am Volksgarten sowie Ars Eektronica am Donauufer, das Museum der Zukunft, in dem Technik, Kunst und Gesellschaft unter einem Hut ist. Auch hier gibt es einen roten Faden zu Bruckner. Seine Klangwelt und Akustik aus der damaligen Zeit, werden dem Besucher nahe gebracht.
In der Studentenstadt ist auch das Schloss mit Museum ein abwechslungsreiches Ziel. Außerdem wird das bedeutende Kunstmuseum Lentos die Kunstliebhaber erfreuen. Auf dem Hauptplatz befindet sich das Wahrzeichen von Linz. Die über 300 Jahre alte Dreifaltigkeitssäule ist ein beliebter Treffpunkt für Verabredungen. Gleich in der Nähe das Alte Rathaus, in dem Besucher die Stadt mit Füßen treten können, denn im Foyer ist ganz Linz auf dem Fußboden abgebildet. Natürlich lädt auch die atmosphärische Altstadt mit den kleinen Läden und den zahlreichen Cafés und Restaurants zum Bummeln ein. Als sehr erfreuliches Beispiel sei die „Alte Metzgerei“ in der Herrenstraße genannt. Der traditionsreiche Imbiss, der auch am Abend köstliche Weine serviert, bringt Speisen auf den Tisch, woran sich nicht nur das Auge erfreut. Auch die Seele kommt auf ihre Kosten, denn an aufrichtiger Herzlichkeit ist die Wirtin Michaela Walchshofer nicht zu überbieten.
Bevor man die Stadt verlässt, noch ein Bruckner-Tipp. Im Arkadenhof des Linzer Landhauses, ist eine Installation der Künstlerin Zoe Goldstein zu sehen. Zehn Portraits von Frauen, die Bruckner einmal verehrt hat, werden hier vorgestellt. Auf den Rückseiten der Großfotos sind die jeweiligen Biographien zu lesen. Darunter das Berliner Stubenmädchen Ida Buhz, die im damaligen Hotel Kaiserhof tätig war. Zwischen ihr und dem 67-Jährigen bestand ein jahrelanger Briefwechsel. Bruckner hatte viel Pech mit Frauen, denn sie lehnten seine Heirats- Anträge ab. Dieser Umstand trug in seinen späteren Jahren sicher mit zu seiner Vereinsamung bei.
Um Anton Bruckner ranken sich viele Rätsel und Anekdoten. Von Natur aus war er neugierig und sehr selbstbewusst, auch Anerkennung war ihm zutiefst wichtig war. Es steckte auch ein Romantiker in ihm, was in seiner 4. Symphonie, einer der beliebtesten, zum Ausdruck kam. Sein Kleidungsstil war bizarr, was mitunter belächelt wurde. Zum Orgelspiel trug er beispielsweise gern weite Hosen. Seiner Ansicht nach ließ es sich damit besser orgeln!
Bruckners Lebensweg war zeitweise steinig, einerseits durch politische Umwälzungen und Kriege, jedoch auch durch das private Umfeld. Nachdem sein Vater, der als Lehrer
tätig war, 1837 stirbt, zieht seine geliebte Mutter Theresia in ziemlicher Armut die fünf überlebenden Kinder auf. Sie bringt den 13-jährigen Anton als Sängerknaben im Augustiner Chorherrenstift, in
St.Florian unter. Dort verbrachte er zehn Jahre, erhielt eine Lehrerausbildung, lehrte selbst, profilierte sich beim Orgelspiel und komponierte. Auch in späteren Jahren zog es ihn immer wieder zu
seiner geliebten Orgel nach St. Florian.
In diesem Jahr finden im Stift zahlreiche Konzerte statt sowie die Ausstellung “Wie alles begann. Bruckners Visionen.“
Nicht minder bedeutend war für Bruckner die anmutige Stadt Steyr, in der die Flüsse Ens und Steyr zusammenfließen, was dem Ort ein gewisses Gepräge verleiht. Eine Stadt mit einer weit über 1000 – jährigen Geschichte sowie einer reichhaltigen, musikalischen Vergangenheit. Hier verbrachte der Künstler ab 1875 immerhin 20 Jahre lang die Sommermonate, da war er schon als Professor am Konservatorium und als Hoforganist in Wien tätig. Für ihn eine glückliche Zeit, zumal er die nötige Ruhe zum Komponieren fand, beispielsweise an der 8.und 9. Symphonie. Es kam auch die 2. Symphonie des Komponisten in Steyr zur Erstaufführung und es gab gute sowie einflussreiche Freunde und Gönner, die ihn auch finanziell unterstützten. Seine Freizeit verbrachte er gern in Gasthäusern die er sehr liebte, genauso wie jede Art von Fleischspeisen. Ein Vegetarier wäre Bruckner nie geworden. Seine bescheidene Unterkunft befand sich im Stadtpfarrhof. Die Orgel in der Stadtpfarrkirche war ihm schon durch Konzerte, die Jahre zuvor statt fanden vertraut.
Auf der Bruckner-Stiege im Mesnerhaus der Stadtpfarrkirche, sehen Besucher Dokumentationen aus turbulenten Zeiten seines Lebens, seiner Werke und deren Bedeutung für die
Stadt.
Umfangreicher gestaltet sich die interaktive Ausstellung im Stadtmuseum, zu sehen bis Ende 2026. Der Titel lautet: „UN#ERHÖRT, DIESER BRUCKNER!“ Musik & Beziehungsgeschichten aus Steyr.
Die letzte Lebensphase verbrachte Anton Bruckner weiterhin in Wien. Während er noch am 4. Satz seiner 9. Symphonie arbeitete, verstarb der 72-Jährige am 11.Oktober 1896. Schon zu Lebzeiten legte er fest, dass seine letzte Ruhestätte unter der Stifts-Orgel in St. Florian sein soll. Der Sarkophag in der eigens für ihn errichteten Gedenkkammer, erinnert an eine bedeutende Persönlichkeit, die sich stets für das Weltgeschehen interessierte und dessen Musik in die Welt getragen wurde. Zuhörer finden wenig „Ohrwürmer“ in den Kompositionen, denn Anton Bruckner war sehr stimmungsabhängig. Die oftmals schwierige Lebenssituation, verbunden mit privaten sowie politischen Wandlungen, kommt doch sehr in seiner Musik zum Ausdruck.
Infos: Oberösterreich Tourismus, www.oberösterreich-tourismus.at
Urlaubsinfos: 0043 732221022 – info@linztourismus.at – Tel: 0043 73270702009
Veranstaltungen: www.anton-bruckner-2024.atr