Namibia

Chalets schmiegen sich wie Adlerhorste an den Berg
Einheimische kochen für die Gäste und erklären Tier-und Pflanzenwelt
Text und Fotos: Heidrun Lange

 

 

 

 

                    Steil und eng führt die schmale Fahrspur den felsigen Hang hinauf. Wir atmen erleichtert auf, als wir am Pförtnerhäuschen erfahren, dass wir unseren Wagen hier parken dürfen. Dominic quält den lodgeeigenen Geländewagen über die Straße, die mit rostroten Lavasteinen überzogen ist. In der untersten Übersetzung fährt der Jeep in der Spur bis zur "Grootberg Lodge". Oben angekommen, stockt uns erneut der Atem. Romantischer geht's kaum. Unser Blick gleitet hinunter in das sanft geschwungene, gelbbraune Tal des Kliprivers bis hin zu den bläulichen Bergketten am fernen Horizont.
Massig Platz für jeden, das scheint für Namibier ein Grundsatz zu sein. Es gibt genug davon in einem Land, dass zweieinhalb mal so groß wie Deutschland ist und nicht einmal zwei Millionen Einwohner zählt.
Die Grootberg Lodge liegt auf einem 1600 Meter hohen Hochplateau in der Region Kunene im Nordwesten Namibias im Damaraland. Wie ein Adlerhorst schmiegen sich die zwölf mit Reet gedeckten kleinen, luxuriösen aus rotem Naturstein gebauten Häuser an den Rand des Berges und geben den Blick auf das ausgetrocknete Flusstal frei.
Genauso ungewöhnlich wie die Lage der Lodge ist ihre Entstehung. Das von der Europäischen Union geförderte Pilotprojekt beschäftigt 14 Angestellte aus dem Damaraland, Wanderführer, Köchinnen, Servicekräfte. Sie werden von Dominic Du Raan, einem weißen Manager, so eingearbeitet, dass sie nach mehreren Jahresabschnitten, spätestens nach zehn Jahren das Hotel eigenständig führen können. Ein Management -Vertrag mit der dortigen Gemeinde und Dominic Du Raan wurde abgeschlossen. In der dünn besiedelten Region werden damit wertvolle Arbeitsplätze geschaffen, denn auch 15 Jahre nach Namibias Unabhängigkeit und der Abschaffung des Apartheid-Systems leben die meisten hier in ärmlichen Verhältnissen.

 

Zur Grootberg Lodge findet sich, wer eine Pause zwischen den abenteuerlichen Safaris, dem Sand der Pisten und der sengenden afrikanischen Sonne sucht oder einfach entspannen möchte.
Noch begleitet Dominic die Touristen auf Safaris. Doch Worby, ein Einheimischer aus dem Damaraland, ist immer dabei, und künftig wird er den Gästen die Tiere und Pflanzenwelt erklären.
Wer diese Gegend für eine Einöde hält, wird spätestens nach dem ersten Safariausflug eines Besseren belehrt. Schon in den frühen Morgenstunden, wenn der Busch noch schläft und bevor sich die Sonne wieder spektakulär in den Himmel schiebt kann man vom Grootberg den gewaltigen Felsenadler, der auf der Suche nach einem Klippschliefer seine Kreise zieht, beobachten. Wir hocken zusammengekauert im offenen Geländewagen, eingehüllt in Jacken um uns vor Wind und Staub zu schützen. Die Kamera im Anschlag hoffen wir auf Motive. Eine Gruppe von Steinböcken steht an einem Hang. Wie Fabelwesen leuchten sie in der Morgensonne. Einer der Springböcke hebt kurz den Kopf, beschließt aber, sich beim Fressen des Blattes nicht stören zu lassen.

 

Unten im Tal öffnet sich ein Tierbeobachtungsbuch.
Heute morgen ist der Wüstenelefant vorbeigezogen, zeigt Worby, der Guide, auf die Fuß- und Dungspuren. Und dann flüstert er: Oryx auf zehn Uhr. Regungslos erstarrt die Antilope, ihre Augen funkeln gelb. "Die Tiere sind wieder da", sagt Dominic. "Der Bestand an Kudus- und Oryx-Antilopen hat sich erheblich verbessert, weil sich der Baumbestand erholt hat" sagt Dominic. Denn ein Teil des Geldes, dass durch die Lodge eingenommen wird, wird in die Schutzgebiete investiert. Die Gegend ist das Revier der seltenen Spitzmaul-Nashörner. Gut 100 dieser Zweitonner gibt es heute im Damaraland, vor zwei Jahrzehnten wurden keine 40 mehr gezählt. Wilderer hatten die einst üppige Population über Jahrzehnte dezimiert. Seit sie im Auftrag der Schutzgebietsverwaltung vor Wilderern beschützt werden, geht es mit der Dickhäutertruppe wieder aufwärts.
Sobald die Sonne untergegangen ist, die Nacht ohne Dämmerung hereinbricht und das Lagerfeuer knistert, reicht Dominic´s Frau typisch afrikanische Gerichte. Gekocht haben sie die schwarzen Frauen, die ihr Handwerk in der Lodge lernen. Dazu gibt es einen freien Blick in den Sternenhimmmel. Schnuppen ziehen ihre schnelle Bahn. Und wer genau hinhört, kann vielleicht eine Hyäne schauerlich heulen hören.

Anreise: Air Namibia fliegt viermal wöchentlich von Frankfurt ab 629 Euro inklusive Gebühren direkt nach Windhoek. Von dort dauert die Fahrt im Mietwagen bis zum Grootberg circa acht Stunden. Es gibt keine öffentlichen Busse.
Auch LTU fliegt von München und Düsseldorf Windhoek direkt an.
Unterkunft:
Grootberg Lodge am Grootberg Pass (C40 zwischen Palmwag und Kamanjab), Doppelzimmer inklusive dreigängigem Abendmenü und Frühstück für zwei Personen kostet ab 183 Euro. Idealerweise zwei Nächte buchen, aber auch möglich als Übernachtungsstopp auf dem Weg von/nach Etosha, in den Nordwesten sowie nach Twyfelfontein und Swakopmund.
Telefon 00264-61/246788, www.grootberg.com .
Ausflüge: Eine geführte Wanderung kostet ab 18 Euro, eine Safaritour im Jeep gibt es ab 31 Euro
Auskunft: Namibia Tourist Board, Tel. 069/1337360, www.namibia-tourism.com

 

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